Klaus Graf wrote:
Stuss und Vanity-Artikel muessen weg, keine Frage. Bei sauberen Stubs und serioesen Artikeln, die fuer ein - wenn auch sehr spezielles - Fachgebiet von Bedeutung sind plaediere ich fuer erheblich mehr Toleranz.
Gerade bei spezialisierten Artikel aus Fachwissenschaften ist das ein ewiges Problem; gerne werden auch Löschanträge mit der Begründung gestellt, der Artikel sei nicht allgemeinverständlich, auch wenn die Artikel zumindest aus Fachperspektive gegenüber einem spezialisierte Nachschlagewerk schon erheblich simplifiziert sind. Statt nun fünf Minuten in die Verbesserung der Artikelformulierung zu investieren, palavern die Löschinqusitoren lieber fünf Stunden über angebliche "enzyklopädische Nichtrelevanz" solcher spezialisierten Artikel. Es ist ja auch viel einfacher, einfach normativ aus der Perspektive des Nichtwissenden (altgr. idiótes, also aus der idiotischen Perspektive der "Privatvernunft") eine Nichtrelevanz zu behaupten, als sich in ein Fachthema einzudenken. Ich habe es auch immer als ziemlich widerlich empfunden, wenn jemand die eigene Nichtkenntnis eines Begriffs oder Sachverhalts zur Begründung eines Löschantrags anführt, trotzdem kann man von solchen idiotischen Laien zu zeitfressenden und inhaltlich sinnfreien Debatten gezwungen werden.
Ich habe derartige Löschanträge immer für einen Mißbrauch des Wartungsinstruments des Löschantrags gehalten und auch immer wieder zu erklären versucht, dass subjektive Festlegungen einer angeblichen "enzyklopädische Relevanz" für ein Werk wie die Wikipedia nur ein Un-Kriterium sein können; es gibt in der Wikipedia einfach keine kontollierte Lemmaselektion und folglich kann "enzyklopädische Relevanz" auch kein Ausschlußkriterium sein. Das schließt insbesondere Fachartikel ein, die bei durchschnittlichem Pisa-Bildungsniveau nicht bekannt sind, aber auch kulturhistorisch vernünftig aufbereitete Abhandlungen zu Alltagsgegenständen.
Mein zentrales Argument gegen die Verfolgung von spezialisiertem Fachwissen in der Wikipedia war in diesen Diskussionen, dass Vertiefungswissen in der Wikipedia nicht stört, weil Kollege Pisa mit hoher Wahrscheinlichkeit eben *nicht* auf diese Artikel stoßen wird; der typische Benutzer will etwas zu einer für ihn relevanten Frage wissen und nur wenige Benutzer erkunden die Wikipedia ausschließlich über die Funktion "Zufälliger Artikel" - und das ist der einzige Weg, auf sinnvoll lemmatisierte Spezialartikel zu stoßen. Fachwissen mag in einer gedruckten Universal-Enzyklopädie stören, da ein Seitenlimit eingehalten werden muß, es gibt jedoch einfach keinen rationalen Grund, der gegen vernünftig aufbereitete Spezialartikel in der Wikipedia spricht. Wir haben ja eben keine Seitenlimits, und daher kann nur der Artikelinhalt selbst das Relevanzkriterium sein, nicht ein Lemma, das die Pisa-Inqusitoren nicht kennen.
MfG -asb