Moin, (nach 2 Stunden Schlaf)
At 23:29 03.02.2005, Elisabeth Bauer wrote:
Auf Wikipedia war die Reaktion -- neben einigen kritischen Fragen ("Wie sieht es denn mit dem Urheberrecht der Bilder darin aus") -- durchwegs enthusiastisch - und am neugierigsten war man eigentlich auf Wikikids. Nach der Veranstaltung habe ich mich mit einigen Leuten von städtischen und staatlichen (bayrisch hier) Stellen unterhalten, die einer Kooperation mit Wikipedia würde ich sagen sehr aufgeschlossen gegenüberstanden. Wir sind so verblieben, dass sie mir ihre Vorschläge mailen, was sie gerne unternehmen würden, die Kontakte gebe ich gerne an Achim weiter.
Interessieren würden mich vor allem die Vorschläge.
Das bringt mich zum zweiten Thema dieser Mail: Mit den Leuten vom Münchner Kinderportal hatte ich eine sehr aufschlussreiche Diskussion zum Thema Kinder und Wikis. Dieses Projekt bastelt unter anderem auch Websites gemeinsam mit Kindern. Dafür ein Wiki einzusetzen kommt jedoch für sie aus mehreren Gründen nicht in Frage: a) Verantwortung: In einem - städtischen oder staatlichen - Kinderprojekt darf es nicht möglich sein, jugendgefährdende Inhalte einzustellen - es muss für sie immer eine Moderation stattfinden. b) Textlastigkeit von Wikis: Kinder unter zehn Jahren wollen Bilder und Action... ein Wiki kann das ihrer Auffassung nach nicht leisten.
Diese beiden Fragen stellen sich für uns natürlich auch, allerdings haben wir, denke ich, die Möglichkeit, das durchaus mal auszuprobieren.
Achim hat sich mit seinem Vorschlag im Dickicht der Wikimedia-Bürokratie verfangen, allerdings sollte es möglich sein, uns da auch wieder herauszukatapultieren.
Schlimm genug dass es ein solches Dickicht überhaupt gibt bei einem achso offenem Projekt. Ich würde es allerdings nicht als verfangen beschreiben, denn dass würde eine Beachtung bzw. Fixierung in dem System bedeuten. Ich würde eher sagen es ging allen (einschließlich den deutschen Mitlesern der ML und des meta-Wiki) am A... vorbei. Ich gestehe, dass ich aktuell wenig Lust habe Energie zu investieren wenn die Unterstützung nahe Null ist.
Ich denke nicht, dass eine globale Abstimmung zur Zeit Sinn macht, vor allem, da es ja erstmal nur um ein deutschsprachiges Projekt geht. Ausserdem schätze ich die Stimmung im Moment eher gegen neue Projekte ein
- das würde in einer Fülle von Einwänden erstickt.
Derzeit läuft die Debatte, Projekte nicht wie Wikinews mit einer globalen Abstimmung zu starten, sondern erstmal in einer Art Inkubator anlaufen zu lassen, wo sich zeigt, ob genügend Interesse besteht, und dann erst zu entscheiden, ob es als offizielles Wikimedia-Projekt betrieben wird.
Die zweite Frage ist, ob wir mit Genehmigung des Boards ein Meinungsbild darüber in den deutschsprachigen Projekten abhalten sollten (wo sich auch Leute, die sich beteiligen wollen, eintragen könnten, damit man mal sieht, wieviel Interesse besteht)
Allein die Formulierung "mit Genehmigung des Boards" sorgt dafür, dass ich demnächst neue Pickelcreme brauche. Täusche ich mich oder geht plötzlich gar nichts mehr ohne Genehmigung vom Board, nichtmal die Veranstaltung eines popligen Meinungsbildes.
Wovon ich gar nichts halte, ist, dieses Projekt in der Art zu starten, wie es bei Wikinews gemacht wurde: Mit großen Konzepten und viel Tamtam, Medienrummel, globaler Abstimmung etc. Ich fände es besser, wenn sich eine kleine engagierte Gruppe - mit Billigung der deutschen Community und des Boards und evtl. mit einem Kooperationspartner und einer festen Gruppe an Kindern/Jugendlichen - einfach mal hinsetzt und macht.
Welche großen Konzepte umreissen denn die Wikikids. Imho basiert Wikikids auf einem Satz: "Kinder schreiben eine Wikipedia für Kinder". Alles andere sind Rahmenbedingungen, die in solches Konzept erst ermöglichen sollen. Das ihr WikiNews in den Sand gesetzt habt, dafür können andere Projekte nix, von Wikispecies mal ganz zu schweigen
So, und jetzt kommen die Sachen, die Achim gar nicht gefallen werden. In Anbetracht der ganzen Einwände, die gekommen sind und immer wieder kommen werden (Moderation, Pädophile etc.) wäre es zu überlegen, die Rahmenbedingungen für dieses Projekt anders als bisherige Wikimedia-Projekte zu gestalten. Im Klartext:
- ein Team von Projektverantwortlichen, die die Endscheidungshoheit
darüber haben, wie Sachen im Wiki geregelt werden (Wie Entscheidungsfindung in Wikipedia schief gehen kann, sehen wir ja gerade). Die Idee sollte sein, den Kids einen Freiraum zu geben, Dinge selbst zu regeln, aber sobald die aus dem Ruder laufen, sollte jemand da sein, der sagt, wo es lang geht und der das auch durchsetzt.
Worin unterscheidet sich das jetzt von meinem Entwurf? Auch dort sind "Admins" vorgesehen, die Verantwortung übernehmen und steuern sollen. Wenn etwas "aus dem Ruder läuft" sollte natürlich wer eingreifen.
- Geschlossene Benutzergruppen: das Projekt in Kooperation mit Kinder- und
Jugendorganisationen hochzuziehen und darüber auch die Accounts zu vergeben.
Ich habe kein Problem damit, Kinder- und Jugendgruppen teilhaben zu lassen und beim Aufbau zu beteiligen. Ich kann mich sogar drauf einigen, die Partizipation für IPs einzuschränken. Ein auf geschlossene Benutzergruppen beschränktes Wiki - sorry, ohne mich.
- Altersgruppe: Achim hat in seinen Vorschlag geschrieben 6 bis 16 Jahre -
Einwände dazu siehe oben. Die Frage ist, ob man das nicht besser eingrenzt auf eine Zielgruppe von 10 bis 16-jährigen (wo sich natürlich durchaus auch frühreife und interessierte achtjährige beteiligen können).
Ich hatte ursprünglich 8-16 eingesetzt, der Entwurf wurde nachträglich (ich glaube vorn Gerard oder Tom) auf 6jährige runtergeschraubt.
Das wären mal meine Überlegungen zu dem Projekt. Ich halte das ganze für realisierbar - allerdings möglicherweise nur unter den oben genannten Einschränkungen. Wenn das diejenigen, die das machen wollen, für akzeptabel halten, würde ich die Rolle übernehmen, mich beim Board der Foundation dafür einzusetzen, dass sie diesen Freiraum zum Experimentieren erhalten.
Wie vielleicht oben zwischen den Zeilen ein wenig zu erkennen ist: Ich bin noch immer dafür, dass Projekt zu starten, finde allerdings die inhaltlichen Einschränkungen nicht sonderlich gut. Für eine Start- und Experimentierphase kann ich allerdings auch damit leben. Meine Probleme liegen aktuell an einem ganz anderen, eher sozialem Punkt, nämlich
1) an dem aufgebauschten Foundation-superwichtig-Überbau, der offensichtlich aktuell jede Idee bereits im Kopf bzw. im Entstehen kontrollieren und reglementieren möchte und muss. Offensichtlich wird ein Projekt für die Foundation erst dann interessant, wenn sich Leute von außen plötzlich dafür interessieren und nachhaken und dann wird plötzlich auch eine mögliche Unterstützung umrissen, natürlich abhängig von Zugeständnissen. Sorry Leute, mir steht´s bis sonstwo mit Foundation, Verein oder sonstwelchen Chefetagen. Ich denke, ein Projekt wie Wikikids könnt ihr an der Stelle dann auch ohne mich starten, es reicht ya, wenn die Foundation dem Meinungsbild zustimmt.
2) an der so wahnsinnigen Unterstützung für das Projekt aus den Reihen der Wikipedia. Ausser Tom, Angela und Eichendorfschule (den ich darum gebeten hatte) hat sich inhaltlich bislang niemand konstruktiv an der Gestaltung von Wikikids beteiligt. Selbst die im Vorfeld von einigen (Namen lasse ich bewusst aussen vor) geäusserte und garantierte Zustimmung und Unterstützung blieb bislang aus, der einzige Kommentar auf der Mailingliste: "Prima, wenn Necro sich um die Kinder kümmert dürfen endlich wieder Erwachsene die Wikipedia machen". Offensichtlich wirds plötzlich denn doch interessant, dann kommen plötzlich die Nachfrage wie´s läuft und auch die erneute Zusage von Unterstützung etc. Auch an der Stelle: Ich wünsche jedem, der sich da reinknien möchte viel Spaß, ihr könnt mich ja informieren, wie´s läuft.
viele Grüße, elian
ebenso, Achim