2008 hat angefangen als das Jahr, in dem Lexika der alten Schule zunehmend ihren Hauptwohnsitz ins Internet verlegen. Es wird enden als das Jahr, in dem Bäume endlich wieder in der Hoffnung sterben können, am Ende Abladestelle für Weltwissen sein zu dürfen. In wenigen Stunden wird offziell bekannt gegeben, dass ein namhafter Verlag im Herbst ein "Wikipedia-Lexikon in einem Band" herausgeben wird. Wir möchten Euch schon vorab über Hintergründe und wesentliche Eckpunkte des Projekts informieren.
Es gab schon verschiedene Ansätze, Wikipedia-Inhalte in gedruckter Form zu verbreiten, so zum Beispiel die von Community-Mitgliedern zusammengestellten WikiReader ("Schweden", "Internet") oder die von DirectMedia Publishing in Berlin produzierte Taschenbuchreihe WikiPress. Nun soll erstmals ein allgemeines Nachschlagewerk in gedruckter Form auf der Basis der Wikipedia-Inhalte entstehen. Die ersten Ideen zu einem Einbänder liegen schon einige Jahre zurück [1]. Wir sind froh darüber, einen Verlag gefunden zu haben, der das Projekt auf die Beine stellen kann: Das "Wikipedia-Lexikon in einem Band" wird im Bertelsmann Lexikon Institut (Wissen Media) erscheinen.
Der Einbänder wird ca. 50.000 Einträge enthalten. Direkte Textquelle für die jeweiligen Artikel sind die jeweils ersten Absätze eines Wikipedia-Artikels. Sie stellen (in der Regel und im Idealfall) eine geschlossene Einheit dar, geben einen ersten Überblick über ein Thema inklusive Alleinstellungsmerkmal. An Informationstiefe und Aufbau sind sie grundsätzlich mit den kompletten Einträgen einbändiger Lexika vergleichbar. Mit einem Preis von 19.95 EUR ist das knapp 1000 Seiten starke Werk relativ preiswert. Es ist durchgehend im Vierfarbdruck und als Hardcover ausgelegt. Knapp 1000 Bilder zieren den Text.
Die Lemmaauswahl erfolgte aus dem Datenpool der Seitenzugriffe auf die deutschsprachige Wikipedia. Die Zahlen dazu stammen von Domas Mituzas (http://dammit.lt/wikistats/) und wurden ein wenig gewichtet, um weniger die "Aufreger des Tages" als jene Artikel zu sammeln, die dauerhaft nachgefragt werden. Das Ergebnis wurde dann noch ein wenig mit dem abgeglichen, was sonst üblicherweise in Einbändern zu finden ist, Wikipedias Handschrift ist weiterhin mehr als deutlich zu sehen.
Wikipedia profitiert hier in mehrfacher Hinsicht:
1. Die Lexikonredaktion des Verlags wird ihre Arbeit in die Wikipedia zurückfliessen lassen, beispielsweise die Arbeit an den jeweiligen Einleitungsabsätzen. 2. Wir erreichen mehr Leser und möglicherweise auch neue Autoren. 3. Für jedes verkaufte Exemplar fließt ein Euro an Wikimedia.
Teil des gedruckten Werkes ist natürlich auch die (nicht kleine) Liste der bei den verwendeten Artikeln involvierten Autoren. Auch in den anderen Punkten wird die GNU Free Documentation License eingehalten.
Wir sind gespannt darauf, welche Resonanz es sowohl von der Ankündigung als auch von dem eigentlichen Einbänder später im Jahr geben wird.
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Mathias_Schindler/concise