Ich habe einen Traum, der schon in Erfüllung gegangen schien, inzwischen jedoch heftigen Versuchen seiner Vereitelung ausgesetzt ist. Es ist der Traum, im weltweiten Netz einen ständigen Aufenthaltsort zu finden, wo ich sinnvoll tätig sein kann, eine rechnergestützte geistige Heimat sozusagen. Die Adresse www.wikipedia.de hat sich mir im Hinblick auf diesen Traum in einem beispiellosen Maß empfohlen. Im einzelnen hat mir diese Adresse dazu die folgenden Möglichkeiten eröffnet:
*Hier kann ich bei einem gemeinnützigen und zugleich geistig herausfordernden Projekt mitarbeiten, das von einem Einzelnen oder einigen Wenigen kaum zu bewältigen ist, wohl aber von einer wachsenden Vielzahl von Beteiligten, für die das Projekt einen gut bestimmbaren und zugleich genügend kleinen gemeinsamen Nenner darstellt. *Die Mitgliedschaft in dieser hochproduktiven Community kann ich dadurch unterstreichen, dass ich als registrierter Benutzer namhaft und ansprechbar werde. Es ist mir ein zusätzliches Vergnügen, diese - wie ich jedenfalls bis vor kurzem gedacht habe - mir gewährte private Anlaufstelle ausgiebig zu nutzen, indem ich hier **das Material für meine Beiträge sammle, **Angaben zur Person mache und dabei **für mich selbst und jeden, der es erfahren mag, auslote, wie eng sich die Projekt-Mitarbeit an biographische Gegebenheiten koppeln lässt.
Einerseits - bei der gemeinnützigen Arbeit - als Individuum gewissermaßen abzutauchen, andererseits - in einem besonderen Namensraum - über eine projektbezogene, doch auch persönlich gehaltene Privatsphäre zu verfügen - diese Zweidimensionalität des Dabei-Seins sehe ich nun durch einige Widersacher massiv bedroht.
Entzündet hat sich die Affäre zwar an einem anderen Wikipedia-Stein des Anstoßes: Kurz nach "Beförderung" in den Administrator-Status machte ich von der Möglichkeit, Seiten zu schützen, einen nach postwendendem Protest sogleich für mich einsehbar unzulässigen Gebrauch (siehe [[Diskussion:Ein Kanon philosophischer Werke]]. Ich sah also ein: Ohne größere Not (Vandalismus, Edit-War) gibt es keinen Grund, die freie Editierbarkeit von Artikeln zu beschneiden. Ich habe dann, um das Konzept meines betreffenden Artikelstarts in Ruhe weiterentwickeln und zu einem späteren Zeitpunkt eine ausgereifte Fassung bieten zu können, zu diesem Zweck den vorläufigen Text in meinen Benutzerbereich kopiert, wo ich den Seitenschutz für "logischer" gehalten habe. Ganz im Gegensatz allerdings zu meinen Kritikern, wie sich alsbald gezeigt hat. Am stärksten empfinde ich hier das Gegenargument des Privilegienmissbrauchs. Außerdem wird mir täglich klarer, dass ich um meine Benutzerseiten wohl mehr fürchten muss, wenn ich die Sperrung aufrecht erhalte, als wenn ich sie frei editierbar lasse bzw. den Schutz wieder aufhebe; denn offenbar wecke ich, wenn ich den Groll von Wiki-Puristen auf mich ziehe, außerdem auch noch "schlafende Hunde", nämlich anders als ich denkende Admins, gegenüber denen ich meine Projekt-"Homepage" natürlich nicht abschotten kann.
Vielmehr bin ich nicht zuletzt auf die Toleranz meiner Sysop-Kollegen angewiesen bin, wenn ich den "Privatbereich" weiter so umschweifig nutze, wie ich es tue. Wie sehr kann ich denn nun auf diese Toleranz bauen? Muss ich tatsächlich eher fürchten, dass mir der Space- und Traffic-Hahn früher oder später zugedreht wird, wenn zwei von drei oder drei von fünf Leuten die Art, mich unter dem Dach der Wikipedia zu Hause zu fühlen, nicht passt? Ich habe diese Befürchtung, und sie demotiviert mich. Die Schaffensfreude, die mich in den Wochen der aufwändigen Arbeit am [[Adorno]]-Artikel noch getragen hat, ist erst einmal gewichen. Muss ich mich nach einem anderen Arbeitsplatz umsehen, weil mein Traum auf dem "Wiki Way" nur vor die Hunde gehen kann? Noch glaube ich - trotz starker Verunsicherung - an die Vereinbarkeit von beidem.
Ich bitte herzlich um möglichst konstruktive Wortmeldungen.
~~~ (Zenon)