Beurteilung der Grenzwerte des AKW Cattenom - "Kontropedia" bietet neues Internet-Diskussionsforum Datum der Mitteilung: 25.06.2004 Absender: Bernd Hegen Einrichtung: Universität Koblenz-Landau Kategorie: überregional Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte nicht-fachbezogen
Seit dem 24. Juni liegt eine Entscheidung der französischen Regierung über die Grenzwerte des französischen Atomkraftwerks Cattenom vor. Die Entscheidung regelt die Entnahme und Rückführung von Wasser in die Mosel. Warum hat die Festsetzung der neuen Schadstoff-Grenzwerte allerdings so lange gedauert? Und wie ist die Entscheidung, dem AKW Cattenom keine höheren Werte für Radioaktivität und Chemikalien zuzugestehen, zu bewerten?
"Kontropedia - die Enzyklopädie der Kontroversen" bietet im Internet eine Diskussions-plattform zu Beurteilung der Grenzwerte. Vorbild für Kontropedia ist die mittlerweile international bekannte interaktive Wissensplattform Wikipedia (www.wikipedia.de). Die Kontropedia ist an der Forschungsstelle Wissenstransfer am Institut für Germanistik der Universität Koblenz-Landau ins Leben gerufen. Prof. Dr. Wolf-Andreas Liebert: "Es geht in der Cattenom-Aktion darum, die Entscheidung der französischen Ministerien zu bewerten und mit Experten und Laien überregional einzuschätzen, inwiefern die jetzt genehmigten Werte zu einer besseren, schlechteren oder unveränderten Gefahrenlage führen. Generell wollen wir mit der Enzykopädie der Kontroversen neue Formen der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit anregen."
Was im Fall von Cattenom in der Öffentlichkeit nur als knappe, sachliche Entscheidung wahrgenommen wird, hat eine monatelange hitzige Debatte als Vorgeschichte. Losgetreten wurde der Streit um Ableitungswerte von der Cattenom-Betreibergesellschaft Electricité de France (EDF), die im April 2003 unter anderem eine Erhöhung der Werte für radioaktives Tritium beantragt hat. Der Grund: Sie will auf ein neues, wirtschaftlicheres Brennverfahren umstellen, das einen erhöhten Ausstoß dieser Schadstoffe zur Folge hat. Über ein Jahr dauerte die Entscheidungsfindung, begleitet wurde sie von zahlreichen Protestaktionen deutscher und französischer Umweltaktivisten, Anwohner und Politiker.
Wer die Argumente dieser einzelnen Positionen nachvollziehen will, um zu verstehen, warum schließlich das entschieden wird, was entschieden wurde, muss sich einzelne Bruchstücke der Diskussion mühsam zusammensuchen. Diskurse wie dieser finden gewöhnlich in "Nischen der Gesellschaft" statt. Die Mehrheit der Bevölkerung nimmt nicht aktiv daran teil. Vielleicht weil sie sich nicht genügend informiert fühlt. Vielleicht aber auch, weil viele Menschen gar nicht wissen, wo diese Diskurse genau stattfinden.
Ziel der Kontropedia ist es, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Kontropedia bedeutet Enzyklopädie plus Kontroverse. Sie bietet einen neuartigen Kommunikationsraum für Wissenschaft und Öffentlichkeit. Offen für jeden, unmittelbar, kollaborativ und demokratisch. Eine Plattform, auf der jeder mit jedem diskutieren, Fragen stellen oder sich einfach nur informieren kann. Weil die Technik der Kontropedia so einfach zu handhaben ist, kann jeder sie ohne Schulung oder spezielle Software bedienen.
Das Kontropedia-Projekt startet zunächst mit einigen Brennpunktthemen, aus gegebenem Anlass ist das erste der "Fall Cattenom". Interessierte - Laien und Experten - haben unter http://lenz.uni-koblenz.de/wiki/index.php/Cattenom die Möglichkeit in der Zeit vom 25. bis 28.06.04 zwischen 9 und 22 Uhr, die Kontroverse um die Entscheidung über die erhöhten Schadstoffableitungen nach-zuvollziehen. Eine gemeinsame und kontroverse Bewertung von Experten und Laien soll in der Kontropedia erfolgen. Der Beitrag zum AKW Cattenom soll aber zugleich auch dazu beitragen, Informationen kontinuierlich und verständlich auszutauschen.
Ausführliche Beschreibungen zum Projekt und Anleitungen zum Mitschreiben finden sich auf der Hauptseite. Als Ansprechpartner stehen zur Verfügung:
Prof. Dr. Wolf-Andreas Liebert Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz Institut für Germanistik Tel.: 0261 - 287-2052 Email: liebert@uni-koblenz.de WWW: http://www.uni-koblenz.de/~liebert/
Und für technische Fragen:
Christian Kohl, M.A. Institut für Germanistik Forschungsstelle Wissenstransfer Tel.: 0261 - 287-2180 Email: kohl@uni-koblenz.de WWW: http://www.uni-koblenz.de/~kohl/