Nun, eine lebendige Diskussion findet hier statt. Und das allein spricht schon gegen jede vorschnelle Resignation (meint der Neuling).
Ulrich Fuchs schrieb am 9. Jan. 2005 um 13:35:
Was die Wikipedia zum Erfolg geführt hat, war der Qualitätsanspruch am Anfang. Nicht die Offenheit.
Das ist wohl falsch. Der Qualitätsanspruch war eher Teil der initialen Begeisterung; die Qualitätskontrolle war zudem einfach mit 10'000 oder auch 50'000 Artikeln und ein paar Dutzend Intensiv-Benutzern. Diese Zeiten sind vorbei, und man muss sich dem Problem auf andere Weise stellen.
Es braucht gute Vorgaben und gute Autoren, nicht einen Inkubationsraum für Artikel und einen "richtigen" Raum. Was es gar nicht braucht, ist das Bauchpinseln von schlampigen Autoren, in dem man ihnen sagt: Hörmal, Dein Beitrag ist nicht gut, wir haben ihn mal verschoben, spiel hier ruhig so weiter. Was natürlich nicht heißt, das man Neulinge nicht anlernen sollte: Ist der Beitrag nicht gut, so muss er entweder verbessert werden, damit der Neuling merkt, wie's richtig geht, oder gelöscht, damit der Neuling merkt, was nicht geht. Eine indifferentes "wir verschieben das mal auf die lange Bank" ist extrem kontraproduktiv.
Gerade WEIL Wikipedia auch - manchmal vorwiegend - ein soziales Projekt ist, geht das nicht. Man muss die Autoren an der Hand nehmen; aber es müssen Leute tun, die, wenn möglich, durch ihre Kompetenz (auch Sozialkompetenz) überzeugen. Nicht überall funktioniert das, aber wo ist das schon so?
Katharina schrieb am 9. Jan. 2005 um 14:30:
Wie ich in einem ganz anderen Zusammenhang bereits gesagt habe: Wir brauchen keine neuen Lösungen. Wir müssen nur endlich mal damit anfangen, die vorhandenen Möglichkeiten, Lösungen und Werkzeuge effizient und konsequent zu nutzen.
Warum hapert es denn offensichtlich gerade daran? Fehlt es an common sense unter, z.B., den Admins und engagierten Benutzern, wie immer wieder angetönt wird? Oder fehlen allenfalls nicht doch gezielte Instrumente, die neben einer besseren Ausschöpfung der bisherigen vonnöten wären?
Ich halte die Idee weder für produktiv noch für sinnvoll.
Mir scheint, dass es ohne einen solchen Effort (den Artikel-Vorraum, wenn wir das Ding mal so nennen wollen) nur weiterhin Gejammer über mangelnde Unterstützung beim "Aufräumen" gibt: Von der Tatsache mal abgesehen, dass hier unter "Aufräumen" von Besprechen bis Löschen alles mögliche verstanden wird...
Ebenfalls Katharina am 9. Jan. um 14:43:
Der Konsens, der meiner Meinung nach nötig ist und als gemeinsame Zielsetzung mindestens der Admins, aber besser natürlich aller Autor/innen verfolgt werden sollte ist: Gute Artikel rein, schlechte Artikel raus. Im Gegensatz zu irgend welchen subjektiven und schlecht quantifzierbaren Relevanzkriterien sind hier nämlich objektive Kriterien möglich. Ein Ortsartikel muss - unabhängig von seiner Gesamtlänge - mindestens die und die und die Information enthalten. Ein Personenartikel muss - unabhängig von seiner Gesamtlänge - mindestens die und die und die Information enthalten. Ein "Themen"-Artikel muss mindestens das und das und das enthalten.
Auf diese Weise kann man relativ klare "go / no-go"-Kriterien festlegen, anhand derer die Leute auch wissen, woran sie sich zu halten haben und von Fall zu Fall auch genau wissen, weshalb ihre Artikel gelöscht wurden.
Eben das wären möglicherweise gute Kriterien, einen "schlechten" Artikel aus dem "validierten" Artikelraum herausnehmen und in die "Werkstatt" zu verschieben. K.'s Bemerkung, dass das allerdings einem Autoren, der nicht weiss, was er macht, nicht hilft (und weniger noch dem Artikel), ist wahr.
Jakob Voss schrieb am 9. Jan. um 19:06:
"relevantes Thema" und "guter Artikel" sind zwei völlig unabhängige Kriterien. Die ständige Argumentation um "Enzyklopädiewürdigkeit" anstatt einfach nach der Informationqualität zu gehen ist meiner Meinung nach völlig kontraproduktiv. Für eine thematische Hürde findet sich einfach keine Mehrheit. Für eine qualitative Hürde schon eher. Wenn ihr das nicht dauernd in einen Topf werfen würdet, könnte man schlampig geschriebene Artikel auch rigider löschen.
Das ist richtig!
Die "Relevanz"-Diskussion ist unergiebig, weil es bei Wikipedia an definierten Instanzen fehlt, die Relevanz abschliessen d beurteilen können (und wollen). Dazu braucht eben das Expertengremiums und Redaktionsmodell, das mit Wikipedia nicht in traditioneller Weise zu machen ist .
Qualität dagegen kann bis zu einem hohem Grade mit common sense erreicht. Ganz nicht, aber doch so, dass nicht immer wieder grundlegende Diskussionen ausbrechen. Daran krankt nämlich die Relevanz-Diskussion.
Ulrich Fuchs meint am 9. Jan. um 19:22:
Es wäre schön, wenn sich alle einig wären, dass Wikipedia nicht dazu dient, *Dinge zu erwähnen*. Sie soll *Wissen sammeln und auffindbar organisieren*. Das ist ein Unterschied, den viel zu viele Teilnehmer nicht verstehen.
Ich halte das, mit Verlaub, für eine Fehleinschätzung dessen, was Wikipedia von klassischen Enzyklopädien - durchaus erfolgreich - unterscheidet. Sie ist nämlich, neben dem Anspruch, das WICHTIGE abzudecken, AUCH eine Ansammlung von abseitigem (oder, um es freundlicher zu sagen, spezialistischem) Wissen , dass durch keinen Wissenschafts-Kanon-Filter geht. Das ist nicht nur schrullig, sondern, was z.B. Alltags- und Medienkultur betrifft, ein unschätzbarer Vorteil gegenüber den langsamen Tankern des Welt-Wissens. Denn es heisst auch enorme Schnelligkeit im Aufgreifen von neuen Dingen.
Ivo Köthning zur technischen Lösung um 18:41:
Mit anderen Worten: Es gibt gar keine Alternative zu einer technischen Lösung. Die Frage ist nur, wie diese auszusehen hat. Die technische Lösung soll die Konflikte ja nicht direkt lösen, sondern abmildern und steuern.
Ja, aber: Nur in Verbindung mit Autorentraining und Mentoring!
...und Ivo K. um 19:22 zu Matthias Schindlers Skepsis:
Benedikt Zäch (Lullus) wrote:
Ein Entwurfsraum, ein Entwicklungslraum, ein Artikel-Labor: Wie immer man das nennt, es geht darum, Artikel, die in Arbeit sind, in einer Werkstatt unterzubringen und vor allem vorläufig aus dem Artikelraum herauszunehmen.
Was soll das bringen, außer einem administrativen overhead und zusätzlichen Barrieren?
Dem Leser und potentiellen Autor klar machen, wie ein Artikel auszusehen hat, nicht noch mehr Leute anzulocken, die noch mehr schlechte Artikel schreiben, teilweise Löschdiskussionen zu vermeiden die vermutlich viel mehr adminstrativen Overhead produzieren, die ganze Aktion leicht Rückgängig machen zu können, wenn es doch eine Blöde Idee war...
Das kann ich nur sagen: *Genau!*
Mit besten Grüssen
Benedikt Zäch (Lullus)