Schön, wenn wenigstens in der inneren Emigration eine Art Gruppengefühl entsteht! Ich verstehe zwar nicht, wie grosses Interesse an der Wikipedia mit dieser Art Rückzug einhergehen kann, aber das wird mir gewiss jemand erklären.
Ich bin versucht, nochmals an "enttäuschte Liebe" zu denken. Aber von was für Erwartungen ging diese Enttäuschung aus? Etwa zu hohe, absolute?
Wir sprechen uns in einem Jahr nochmal zu dem Thema. Jeder von uns, die die hier eifrig mitdiskutieren und auch die, die nur mitlesen, hat sich vermutlich in seiner Anfangszeit voll Begeisterung ob des Konzepts der Wikipedia und ihrer Möglichkeiten voll eingebracht. Viel Arbeit investiert, noch viel mehr Diskussionen geführt, Streits geschlichtet, Ordnung gehalten und sich Gedanken um das System gemacht, und wie man die Wikipedia noch besser machen kann.
Dabei trifft man immer auf Leute, die zwar ebenso gute Absichten, aber andere Ideen und Wege zur Verbesserung der Wikipedia haben. Ich denke, damit kann ich einigermaßen umgehen, daß nicht alles nach meinem Kopf funktionieren muß und eine fruchtbare Zusammenarbeit in der Wikipedia auch Kompromisse beinhaltet. Trotzdem kosten Diskussionen und Kompromisse Zeit, Kraft und Nerven. Wieder und wieder führt man die immer gleichen Diskussionen, muß sich ständig für Selbstverständlichkeiten verantworten und leider muß man allzuoft auch Kompromisse an Stellen schließen, wo eigentlich keine Kompromisse erlaubt sein dürfen, weil sie die Grundlagen der Wikipedia oder die Grundlagen sozialen Miteinanders berühren. Irgendwann (da werden mir die meisten älteren Wikipedianer zustimmen können) kommt der Punkt wo man sich als Don Quichotte im Kampf gegen Windmühlen und Ignoranz fühlt und sich fragt, ob man dabei überhaupt etwas positives Bewirken kann, oder sich nur einfach selbst aufreibt, weil man in der ständig weiter wild wuchernden Wikipedia eh nichts mehr bewirken kann. Das ist der Punkt, wo man feststellt, daß das Loslassen (die innere Emigration, wie Du es nennst) die Lösung ist, die mittelfristig dem persönlichen Seelenfrieden und der Gesundheit zuträglicher ist.
Ich finde es gut und wichtig, daß Du mit frischer Kraft hier Dinge diskutierst, die wichtig sind und diskutiert gehören, aber den Leuten, die vor einem halben oder einem Jahr an Deiner Stelle standen 'enttäuschte Liebe' vorzuwerfen,halte ich für ein bißchen unfair.
Andre, müden Blicks