Ich würde auch davon ausgehen, dass die absolute Mehrheit der Wikipedianer die GNU FDL bewusst als Lizenz mit ihren Implikationen akzeptiert und befürwortet.
Ich glaube, dass die absolute Mehrheit die Lizenz gar nicht gelesen hat. Mit dem Wort "GNU" ist es wie mit der Aufschrift "Bio" auf Lebensmitteln: wenn das draufsteht, wird es schon seine Richtigkeit haben, da braucht man sich nicht um die Details zu kümmern.
Wir müssen also eine pragmatische Interpretation der FDL finden; es nützt *niemandem* darüber zu jammern, dass wir zu blöd sind, die Forderungen der FDL zu erfüllen.
Die FDL ist ja kein Gedicht, sondern ein juristischer Text. Das heisst, man kann nicht nach beliebigen irgendetwas uminterpretieren, sondern muss sich an das halten, was da steht. Und wenn das nicht hundert- prozentig eindeutig ist, muss man es eben als Nichtjurist mit gesundem Menschenverstand lesen (die Klärung durch einen Fachjuristen wäre natürlich noch besser, aber mangels Präzedenzfällen wird einem das nicht viel weiterhelfen), keineswegs kann man aber "letzte Autoren" zu "Hauptautoren" umdeklarieren.
Ebenso wenig können wir die Autoren sich selbst zu Hauptautoren in einem inhaltlichen Sinne deklarieren lassen.
Warum denn nicht? Jedes freie Softwareprojekt, das etwas auf sich hält, hat eine Datei AUTHORS mit einer Autorenliste. Ich habe noch nie erlebt, dass es damit Probleme gab. Warum soll die Wikipedia nicht so etwas haben können? Zumal es ja mit den Namensräumen trivial zu implementieren wäre.
Das mag ja alles sein, aber einfach nur zu lamentieren, die Wikipedia arbeite unter den falschen Prämissen ("falsche Lizenz") oder sei "technisch und moralisch" unzureichend, empfinde ich als destruktiv.
Nein, es ist konstruktiv, denn es weist ja einen Ausweg. Destruktiv ist es dagegen zu sagen, dass Forderungen nach einem sauberen urheber- rechtlichen Fundament "sinnlos" seien.
Bernd.