Ulrich-
Hast Du eben nicht. Das ist das, was ich mit "Gesellschaftliche Zusammenhänge nicht zur Kenntnis nehmend" bezeichne. Du hast einen Fotografen, der eine (im schlimmsten Fall millionenschwere) Schadensersatzklage des Museums am Hals hat, und eine einstweilige Verfügung eines Gerichtes, das Bild sofort vom Server zu nehmen.
Klagen kann jeder, gewinnen ist eine andere Sache. Gerade für solche Präzedenzprozesse ist die Wikimedia-Stiftung gut, und ich bin sicher, dass uns Jimbo hierbei unterstützen würde. Nicht nur das, wir würden innerhalb von 2 Tagen über das Internet die Spenden zusammen bekommen, um nicht einen, sondern 10 Musterprozesse zu führen (ich erinnere daran, dass wir nur um die Server zu betreiben, mal locker 50.000 Dollar gesammelt haben). Im Optimalfall kommt die Guerilla-Foto-Truppe ohnehin aus einem anderen Land als das Museum. :-)
Sowas muss gut koordiniert sein, klar. Aber solchen Aktionen von vornherein ihre Existenzberechtigung abzusprechen ist einfach nur sehr, sehr kurzsichtig.
Mitnichten. Aber Kreativität und Blauäugigkeit sind zweierlei. Mit den von Dir proklamierten Methoden veränderst Du keine Gesellschaft
Klar. Demonstrationen sind auch so eine spinnerte Idee. Wer auf die Straße geht, ist schon per Definition ein bisschen verrückt. Steter Tropfen höhlt den Stein. Mal einen Pressetermin mit der Bundesjustizministerin vereinbaren, die wird uns bestimmt unterstützen, gleich nach dem Werbeauftritt für die IFPI. Wenn nur das Schweizer Bankkonto ordentlich klingelt .. Du willst mir was über gesellschaftliche Zusammenhänge erzählen? Bitte, hier sind ein paar.
Veränderungen erreicht man, indem man Aufmerksamkeit erregt, so wie die 374 Frauen, die 1971 im Stern verkündeten: "Wir haben abgetrieben". Veränderungen erreicht man, indem man Neues probiert, so wie Richard Stallman, der ein freies Unix schaffen wollte, als noch jeder das für eine bescheuerte Idee hielt. Veränderungen erreicht man, indem man Grenzen auslotet und auch mal überschreitet, so wie es zahlreiche Ostdeutsche anno 1989 taten. Und wenn man dabei als spinnert dargestellt wird, und wenn die Leute über einen lachen, dann ist das oft genug ein Zeichen, dass man auf dem richtigen Weg ist.
"Erst ignorieren sie Dich. Dann lachen sie über Dich. Dann bekämpfen sie Dich. Dann gewinnst Du." - Gandhi