Am Montag, 30. Januar 2006 21:46 schrieb Henriette Fiebig:
Lothar Kimmeringer wrote:
Ist der in dem Heisartikel nicht verlinkt? Der Text erscheint zumindest vollstaendig.
In der ersten Version des Heise-Textes gab es noch keinen Link zu dem Text.
So, nachdem ich in der nun aktuellen Version auch dem Link folgen durfte gehen meine von mir beschriebenen Alarmglocken erstmal wieder aus und heise rutscht auf der Glaubwürdigkeitsskala wieder etwas ab.
Allerdings sieht mir das, was die Eltern da betreiben, jetzt alles nach Beispielbeweiserei aus. Da ist nichts dabei, was ich als "Beweismittel" für "so böse ist Wikipedia" besonders ernst nehmen könnte. Die beschriebenen Reaktionen musste man erwarten, wenn man Wikipedia nur ein bisschen kennt. Obowhl das wohl weniger mit Wikipedia als viel mehr mit "so funktionieren die meisten Menschen, leider" zu tun hat.
Sehr ernst nehmen sollte man aber mal langsam, zu welchen Auswüchsen die Gewährung von zuviel Freiheiten und die Abwesenheit von zu wenig Hierarchie inner- und ausserhalb der Wikipedia führt. Wobei ich mir aber auch nicht sicher bin, ob Anwesenheit von Hierarchie soetwas wirklich verhindern würde.
Fakt ist, das Wikipedia in einer sehr bequemen Position ist. Irgendwie kann niemand so richtig dingfest gemacht werden. Das ist einerseits sehr schön, weil das die Vernünftigen unter uns, die etwas weiter als nur bis zur Informationsfreiheit denken, schützt, anderserseits bekomme ich Angst, wenn ich sehe, wie der Mob mit dieser Narrenfreiheit umgeht, insbesondere bei der durchaus jetzt schon gegeben Medienmacht, die Wikipedia inne hat. In diesem Punkt haben die Eltern und ihre Freunde nämlich durchaus recht!
Wenn ich in die Zukunft schaue, und ich mir als Wikipedianer irgendwann die Frage gefallen lassen muss, ob ich an einem Monster mitgewirkt habe, das die Privatsphäre jedes einzelnen durchleuchtet (und dahin steuern wir, die Personen und Dinge über sie, die wir erwähnen werden immer zahlreicher und unbedeutender) wird mir schlecht!
Nun mag man Boris F. noch irgendwie für relevant genug halten, um auch seinen Namen ausschreiben zu müssen. Aber ich sehe schon die "Liste aller Deutschen, die an einem Gürtel aufgehängt aufgefunden wurde", mit all den roten Links, die dann natürlich blau werden wollen!
Ich hatte schonmal in der Wikipedia darauf hingewiesen. Das wir ein ganz nettes Relevanzkriterium haben. Wenn man viel über etwas schreiben kann, dann ist es relevant. Ich hatte in diesem Zusammenhang aber auch schon darauf hingewiesen, daß dies bei Personen nicht so sein darf! Auch das was man über etwas oder jemanden schreiben kann muss relevant sein. Und ich hatte in diesem Zusammenhang auch schon mal auf Persönlichkeitsrechte hingewiesen, lange bevor dieser Fall hochgekocht ist. Vermutlich lange bevor es überhaupt diesen Artikel zu Tron gab.
Ich kann ehrlich gesagt die künstliche Aufregung darüber, daß wir diesen Namen nicht mehr auschreiben sollen nicht verstehen. Lasst den Eltern doch ihre Abkürzung! Es gibt in der Wikipeida genug Mängel, die schwerer Wiegen als es dieser würde! Vielleicht können wir erstmal bei den anderen Mängeln anfangen und über Boris F. neu nachdenken, wenn wir diese behoben haben. Schlechter wird Wikipedia deshalb nun wirklich nicht!
-- Ivo Köthnig