"Agon S. Buchholz" schrieb:
So ist es. Ein solches Verhalten ist elementar für einen Rechtsstaat.
Elementar für einen Rechtsstaat sind mündige Bürger, die Sinn und Unsinn normierter Regelungen vernünftig beurteilen können; kein Land dieser Erde hat vollständige Regelungen für alle Bereiche des Lebens, der Bürger muss also in der Lage sein, auf der Basis eines grundlegenden Rechts- und Unrechtsverständnisses die für ihn gültigen
Ja.
und annehmbaren Regelungen anzuerkennen.
Nein. Ein Rechtsstaat basiert darauf, daß auch die "nicht genehmen" Regeln einzuhalten sind.
Ein Beispiel hierfür ist die Abmahnpraxis gegen private Websitebetreiber: Das Instrument der Abmahnung war nie dafür gedacht, hunderttausende von Privatleuten mit Klagen über etiche tausend Euro zu überziehen;
Es dient nicht der Beutelschneiderei für spezialisierte Anwaltskanzleien; es dient aber sehr wohl der Unterbindung auch weit verbreiteter rechtswidriger Handlungen _vor_ einem kostspieligen (oder noch kostspieligeren) Rechtsstreit.
Wie gesagt, ich halte die "Ausnahmefälle" eher für den Normalzustand, und ich sehe einen enormen Unterschied zwischen dem Versuch des mündigen Bürgers, Gesetze nach Richtigkeit und Gerechtigkeit zu beurteilen
Das kann, ja muß er auch; denn an der Beseitigung als falsch oder ungerecht empfundener Gesetze muß er dann politisch arbeiten. Nur darf er sie nicht einfach ignorieren, nur weil sie ihm nicht passen.
Die gibt es doch. Siehe Wikipedia. Du brauchst nur jemanden, der Dir eine Plattform bereitstellt. Auch in einer Zeitung kannst Du anonym publizieren - Du kannst nur nicht eine solche anonym herausgeben. :)
Warum sollte man eigentlich eine Zeitung nicht anonym herausgeben können?
Weil es wünschenswert ist, einen Verantwortlichen zu haben, der die Haftung für eventuelle Rechtsverletzungen zu übernehmen hat.
Anonymität hat nicht nur einseitig Vorteile für den Publizierenden, sondern auch Nachteile für dessen mögliche Opfer.
Warum nicht? Staatliche Normen und rechtliche Regelungen sind immer an einen Zeitkontext gebunden; die Möglichkeit des anonymen Publizierens dient nicht primär dem Kaschieren peinlichen Geschreibsels, sondern um etwas zu sagen, was man sonst nicht sagen könnte.
Das ist im Rahmen des rechtlich zulässigen wünschenswert; außerhalb dessen ist es das nicht
-thh