Ich wäre da auf jeden Fall mit im Boot. Gerade sind wir als Community mit der Goldenen Nica ausgezeichnet worden. Wohlgemerkt die Community, nicht das Web-Angebot der Firma "Wikimedia Foundation Inc." - Das zeigt, dass die Community auch entsprechend als solche organisiert werden sollte. Ich habe keine Probleme, wenn Jimmy die Nica (und die 10.000 Euro) entgegennimmt,
Das Geld geht natürlich in die Kasse der Stiftung. Darüber hinaus hat
Schau, und genau da frage ich mich, warum das *natürlich* ist - Die Community ist ausgezeichnet worden, und sie muss jemanden benennen, der den Preis in ihrem Namen entgegen nimmt. Wichtig ist - dass wir uns jetzt über folgendes klar werden:
* entweder die Foundation ist die juristische Entität, in der sich die Community organisiert - dann sollte sie entsprechend bottom-up demokratisch organisiert und legitimiert sein * oder die Foundation ist eine Stiftung des Gründers Jimmy, die die zukünftige Verwirklichung seiner gemeinnützigen Ideen sichern soll - dann darf sie völlig zu recht autokratisch organisiert sein. Aber dann darf sie nicht die Community vertreten.
Im Moment ist die Situation die, dass die Foundation nach dem zweiten Modell organisiert ist, aber die Community vertritt. Das ist ein Widerspruch, sowohl formal wie moralisch.
Im Moment haben wir uns mit dieser Situation arrangiert, weil sie für alle ja so bequem ist. Die Community wirbt Spenden ein, die die Foundation kassiert. Die Community wird ausgezeichnet, das Preisgeld bekommt aber - natürlich - die Foundation. Die Community startet ein Projekt, die Vorfinanzierung kommt - natürlich - über die Foundation.
Es geht mir nicht um Stänkerei, auch wenn mir manche offenbar das dauern unterstellen wollen - aus welchen Gründen auch immer. Ich weiß, dass Jimmy an dem Projekt hängt, und dass er es nicht durch eine feindliche Übernahme gefährdet sehen will. ich schätze sein Engagement sehr. Aber die gegenwärtigen Strukturen der Foundation sprechen meiner persönlichen Meinung nach von einem recht geringen Vertrauen in demokratische Strukturen von Non-Profit-Organisationen. Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen, Rote Kreuz, Amnesty zeigen doch durch die Bank, dass man sowas demokratisch machen kann. Und ich nehme mir das Recht raus, selber entscheiden zu wollen (bzw. mich demokratischen Entscheidungen zu beugen), wen ich für mich sprechen lasse.
Anders formuliert: Entweder Jimmy will für die Mitglieder der Community sprechen. Dann muss auch er sich demokratisch legitimieren lassen. Oder er will sich nicht demokratisch legitimieren lassen, dann darf er nicht für die Mitglieder der Community sprechen.
Es ist ja beides in Ordnung, man muss nur sagen, was man will, was die Foundation sein soll.
Wenn das Ganze einen realen Hintergrund hätte - dokumentierte Bereicherungsversuche, Pläne für Werbebanner oder Ähnliches - wäre es ja noch verständlich. Was Jimbos reale Vision für das Projekt ist, hat er aber ziemlich deutlich gemacht:
"The day will come when I will put out the call for funds to distribute paper copies of Wikipedia to every child in every third world country in the world."
Und beispielsweise hierfür sind die Prix Ars Electronica-Gelder vermutlich nicht gedacht, so löblich die Idee auch ist. Mir gehts genau darum: es geht um saubere Verantwortlichkeiten, wer mit welchen Geldern was machen kann, wer wann für wen sprechen kann, etc. Im Moment ist das nicht sauber, es macht für mich überhaupt keinen Sinn, deshalb nicht darüber zu reden, nur weil es im Moment nicht zu Problemen führt. Es kann zu Problemen führen, und das allein reicht, um aktiv zu werden, und um auf die fehlende Legitimation hinzuweisen.
baldige Gründung einer lokalen Tochterorganisation aus, diese sollte aber über ihre Satzung an die Wikimedia Foundation gebunden sein, soweit das im Rahmen des deutschen Rechts möglich ist.
In dem Zusammenhang wär's glaube ich sehr praktisch, wenn die Foundation mal so ne Art Charter mit vier oder fünf zentralen Punkten runterschreiben könnte - so eine Art Grundgesetz des NPOV und der freien Inhalte. Das gibts im Prinzip (Jimmys Statements of principles), aber halt nicht "offiziell", und das sollte mal bei Gelegenheit fomalisiert werden. Erstens ist sowas immer medial gut verkaufbar, zweitens würde es die Gründung der lokalen Organisationen vereinfachen, weil die sich dann sehr einfach an diese Charter binden können, aber die jeweils lokalen rechtlichen Eigenheiten berücksichtigen können. Sicherzustellen, dass diese Suborganisationen nicht auf einmal durch feindlich-demokratische Übernahmen zu Waffenhändlern werden, ist ja das Hauptziel; das könnte dann durch einen Vertrag Foundation-Suborganisation dergestallt geregelt werden, dass die Suborganisation nur dann "Wikimedia" heißen darf, wenn die Charter Bestandteil der bindenden Verfassung der Suborganisation ist.
Uli