Die viel zu hoch gesetzte Trennlinie zwischen Wichtigem und Unwichtigem wurde bei den herkömmlichen Enzyklopädien aus der Not geboren: Platzmangel, Autoren müssen bezahlt werden, das Produkt muss bezahlbar bleiben.
Nein, die Not ist nicht der Grund. Wenn ich eine lange detaillierte Annäherung an ein Thema will, für und wider gegeneinander abwägen will etc., dann schlage ich nämlich KEINE Encyclopädie auf. Eine Encyclopädie wird dafür verwendet, schnelll bei Themengebieten, die am Rande meines eigentlichen Themas liegen, einen zuverlässigen Hintergrund zu erhalten. Beispiel: Gesetzt den Fall, man schreibt einen Artikel über [[Entwurfsmuster]] in der Softwareentwicklung, und mächte mal eben wissen, wann [[Christopher Alexander]] gelebt und was der so alles gebaut hat, z.B. um eine Ahnung dafür zu bekommen, ob das nun kleinere oder größere Projekte waren. Man schlägt in der Encyclopädie also Christopher Alexander nach, aber *nicht* Entwurfsmuster (dafür wühlt man sich durch Gammas Dissertation etc.) Zu Alexander möchte man jetzt aber
kurz knapp verlässlich
Informationen, die einem den Hintergrund liefern. Man will keine zweihundertseite Biografie von ihm exzerpieren, kein Werksverzeichnis durchsehen etc. Es ist also Aufgabe der Encyclopädie, für den Benutzer auszuwählen, was diese Person so umfassen charakterisiert, dass das Bild klar wird. Alles Überflüssige (zum Beispiel ein verlinkter Artikel "Die Farbe, in der der Verlag soundso Christopher Alexanders drittes Buch gebunden hat" macht den Artikel schlechter, nicht besser!
Also: Eine Encyclopädie nutzt man für Gebiete, die einen nur am Rande interessieren - sonst nutzt man Fachliteratur. Es ist ein Fehler, zu glauben, eine Encyclopädie wäre ein blanker Wissensspeicher. Das ist die Aufgabe der Fachliteratur (Also von mir aus Wikibooks). Eine Encyclopädie (und Wikipedia will Encyclopädie sein) ist nur dann brauchbar zu verwenden, wenn sie möglichst knapp das wichtige Wissen präsentiert. Das ist eben nichts, was der Benutzer selber auswählen möchte, er möchte sich darauf verlassen, dass andere diese Arbeit für ihn gemacht haben.
Uli