Ulrich Fuchs schrieb:
Schlecht, da wir explizit mit dem Ziel angetreten sind, "Enzyklopädie" zu machen. Davon sollten wir nicht abrücken und anfangen, die Ansprüche zu verwässern...
Das nicht, aber es schadet sicher nicht von Zeit zu Zeit unvoreingenommen zu überlegen, was hier eigentlich genau entsteht. Alle Beteiligten sind schließlich der Meinung, an einer Enzyklopädie mitzuarbeiten.
Agnon schrieb:
Das sich die Wikipedia überall annonciert als Enzyklopädie würde das das Problem nicht lösen. Drei Möglichkeiten gibt es: [...] (3) Diskrepanzen ignorieren, weitermachen wie bisher und sich irgendwann ganz fürchterlich ungerecht behandelt fühlen, wenn irgendjemand man öffentlich feststellt, dass "Wikipedia" und "Enzyklopädie" nichts miteinander zu tun haben.
Solche Kritik gab es von Anfang an, aber das spannende ist doch, dass die allermeisten Leser und Autoren gar nicht auf die Idee kämen, dass es sich bei Wikipedia nicht um eine Enzyklopädie handeln könnte. Jeder einzelne Autor verwirklicht ein wenig seine eigene Vorstellung davon, wie eine ideale Enzyklopädie aussehen sollte; Jetzt die platonische Ideenlehre hervorzukramen und den Leuten zu erklären, das wahre Wesen einer Enzyklopädie wäre ein ganz anderes, bringt uns kein Stück weiter.
Wir schreiben eine Enzyklopädie, auch wenn dabei häufig unterschiedliche Vorstellungen von einer solchen aufeinander prallen. Vielleicht ist Wikipedia die erste Enzyklopädie ohne dahinterstehende Ideologie; Vielleicht ist es die erste postmoderne Enzyklopädie; Vielleicht ist es die erste Enzyklopädie einer neuen Art, und man wird in 100 oder 1000 Jahren ein ganz anderes Wort dafür finden - aber ist das in diesem Moment wichtig? Wir haben einen stabilen Grundkonsens über die Grundpfeiler des Projekts (Enzyklopädie, neutraler Standpunkt, Nachprüfbarkeit und GFDL), und diese haben sich in den letzten drei Jahren als sehr tragfähig erwiesen.
Die ewigen Kleinkriege um die Einführung weiterer "ideologischer Bestandteile" wird man nicht verhindern können, aber es ist mitlerweile zu spät selbige von oben zu verordnen, ohne eine Spaltung des Projektes zu provozieren. Ob sie von unten eingeführt werden können (begeleitet von einer lange andauernden Abwanderung statt einer abrupten Spaltung) bezweifle ich stark, will es aber auch nicht ausschließen.
Kurt