Ulrich Fuchs wrote:
Leute, Ihr dürft nicht immer von Euch auf andere schließen. Ihr seid computererfahren, ihr seid vom Fach. Unsere Autoren sollen Historiker, Theologen, Anglisten, usw. sein. Keine 25-jährigen, sondern auch 65-jährige. Das wäre meine Lieblings-Autorengruppe: Die Akademiker, die gerade in Pension gehen, und trotzdem an ihrem Fach hängen. Die sich jetzt sagen: Mensch kuck, da kann ich mich nochmal einbringen.
Die lernen kein XML, die lernen keine HTML-Entities. Die kucken in einen von &dquot;s und –es und <table align=rightböhmischesbahnhofsdorf> strotzdenden Artikel rein, sagen sich "Hä? Und wo ist da jetzt der Artikeltext? Muss ich das etwa lernen? Sorry, auf meine alten Tage habe ich da wirklich keine Lust mehr zu" und sind weg, clicken weiter zu ebay und steigern da lieber einen alten Stich oder zwei. Glaubt mir, ich kenn die Sorte. Kuckt Euch an, wie oft wir Anfragen von Leuten kriegen, die irgendwas in Word haben, und es nicht fertig bringen, das (unformatiert!) mit Copy-und-Paste in unser Edit-Fenster zu transferieren. Und die sollen mit open- und close-Tags, mit HTML-Entities und Tabellensyntax umgehen können? Nochmal zum mitmeißeln: Das ist die Situation bei den Leuten, denen wir ihr Wissen abzapfen wollen. Also müssen wir ihnen das ganz ganz leicht machen - alles andere muss sich dem solange unterordnen, wie unser Hauptproblem der Inhalt, und nicht das nette Aussehen ist.
Wikipedia funktioniert, weil sie einfach ist. Weil jeder (auch Computerunerfahrene) Artikel sofort ändern können und eben nicht erst an irgendeine Stelle was hochladen müssen, dass dann von einem XML-Markup-Team schön typografisch gesetzt wird, und sie dann drei Tage später vielleicht das Ergebnis sehen. Wenn Ihr von der Wiki=Banane-einfach-Syntax wegwollt, dann sägt Ihr an einem der beiden Wikipedia-Grundpfeiler (der andere ist der unbedingte Wille, freie Enzyklopädie sein zu wollen). Der Schaden, der dadurch entsteht, ist weitaus größer als ein unsauber formatierter Artikeltext.
Danke Uli für diese nötige Predigt :-) Zum Thema: wer dafür plädiert, aus Wikipedia eine ernstzunehmende Enzyklopädie zu machen, sollte damit anfangen, die Abkürzungen, statt sie mit s anzureichern, lieber wegzuredigieren. Abkürzungen haben in einem seriösen wissenschaftlichen Text nämlich überhaupt nichts verloren.
i. d. Sinne m. f. G., Elian, EOD meinerseits.