der untote Elvis schrieb (Katharina Bleuer zitierend):
Vor allem mögen sich diese Leute nicht von Dilettanten reinpfuschen lassen oder ihre Tage damit verbringen, Leuten ohne Ahnung aber mit viel Meinung
[...]
einbringen und zur Verfügung stellen ist eins, aber dafür auch noch ständig angeraunzt werden, das brauch auf Dauer keineR.
kann ich zustimmen.
aber leider sind auch scon viele gekommen mit der meinung, "ich prof du nix" und dann nichtmal versuchthaben nachzusehen, was die wikipedia ueberhaupt ist.
"Prof(i)s", die sich von "Dilettanten" nicht reinpfuschen lassen wollen, sind in der sehr oft (und ich spreche da aus langjähriger akademischer Erfahrung) genau diejenigen, deren Fachwissen und deren Darstellungskompetenz sich meist auf dem Niveau ihrer Großväter oder klischeebeladener Lehrbücher für die Sekundarstufe bewegt (mal polemisch zugespitzt). Wissenschaftler, die nicht autoritativ auf ihrem Status beharren, die nicht jede (und oft wichtige und innovative) Idee eines "Laien" abkanzeln, haben oft überhaupt kein Problem damit, ihre Thesen auch gegenüber Nichtfachleuten zu vertreten. "Profis", die sich von Dilettanten gestört fühlen, bleiben doch besser in ihrem Professorenbüro und belästigen nicht ihre Umwelt mit ihrer Allwissenheits-Attitüde.
Damit will ich nicht bestreiten, daß mir bei Wikipedia auch immer wieder Edits auffallen, die offenbar von Leuten mit viel Meinung und wenig Wissen fabriziert wurden, deren Fähigkeit sich überzeugen zu lassen gegen Null geht. Faszinierenderweise ist das aber unter akademischen Profis oft auch nicht anders :-) Ich erinnere mich an lange, unfruchbare und zum Teil völlig inkompetent geführte professorale Debatten in der Germanistik oder - schlimmer noch - der Soziologie.
Ich würde also vorschlagen, allen akademischen Dünkel fahren zu lassen, und sich um die Qualität der Artikel zu kümmern - und dazu evtl. befreundete Fachleute zu motivieren, auch mal ihren Senf beizusteuern.
Übrigens möchte ich noch anmerken, daß Akademiker nicht nur der Naturwissenschaften, sondern leider auch der Geistes- und Sozialwissenschaften zwar mitunter (selten genug!) über profundes Fachwissen verfügen, ihre Sprachkompetenz aber damit nicht immer Schritt hält. Was wären die Artikel in der Wikipedia ohne die vielen "Dilettanten", die sich bemühen, sprachliche Ungereimtheiten zu glätten oder Links zu fixen?
(...)
in der wikipedia ist nunmal ein anderes authoritaetsmoedll als in einer uni. in der uni ist festgelegt, wer was zu sagen hat. in der wikipedia verdient man es sich, indem man gute arbeit liefert. damit werden leute abgeschreckt, die es gewohnt sind, dass alle nur zuhoeren und mitschreiben.
Völlig richtig, wenn auch idealtypisch dargestellt. Was - zu meiner anfänglichen Überraschung - in Wikipedia weit weniger nervt, sind die Selbstdarstellungsversuche der in universitären Veranstaltungen leider immer vorhandenen Soziopathen und Profilneurotiker. Irgendwie sind Wikis dagegen zwar nicht immun, erlauben aber auch weniger lautstark auftretenden und kompetenteren Menschen, sich gegen die Nervhansels durchzusetzen. Zwar gibt es regelmäßig Leute, die mit Schwachsinns-Beiträgen (ich denke da etwa an Debatten und edit wars über die Bedeutung des Wortes "Islam" vor einigen Wochen oder den Versuch, die "Scharia" als in der Bibel verankert darzustellen) sich nicht durchsetzen können, und wochenlang Zeter und Mordio schreiend sich als Opfer schlimmer Vorurteile und "undemokratischer" Strukturen darstellen. Aber wundersamerweise verlieren die irgendwann die Lust und die von ihnen malträtierten Artikel sind am Ende besser als vorher, weil sie die Aufmerksamkeit von kompetenten Leuten darauf gelenkt haben.
Ralph