Am Mittwoch, 16. Februar 2005 17:19 schrieb Georg Jaehnig:
Ein Bewertungssystem sollten also nicht den Anspruch haben, "geprüftes Wissen" zu liefern, sondern "höchstwahrscheinlich korrektes".
Okay da geb ich dir recht der Begriff geprüft ist etwas problematisch. Mit dem Bewertungsystem erreicht man ja auch nur eine "wahrscheinlicher korrektes" Wissen. Aber ich würd da in das Wort "geprüft" nicht zuviel Assoziationen hinenlegen, außer dass es von leuten sich angeschaut wurde die dann sagen "Okay das ist so gut wie es im Augenblick eben gerade möglich ist. Ich kann jetzt keinen offensichtlichen Fehler finden." Ein bischen wie das Patrol-Feature (oh Gott wie schreibt man das jetzt ;-) ), was es ja schon gibt, das aber mehr für Autoren untereinander gedacht ist (die Sache mit den Ausrufezeichen in der Beobachtungsliste.)
Deshalb fände ich es falsch, die Software entscheiden zu lassen, was stabil, also korrekt ist. Das würde nur die Illusion befördern, es handele sich um "geprüftes" Wissen.
Dem Leser muss offen gesagt werden: "Wir können Dir nicht objektiv sagen, ob's stimmt, aber schau mal: Soundso viel Leute glauben daran. (Und denen schreibt unser Vertrauensnetz die und die Kompetenzen zu.)"
Naja geprüft nach bestem Wissen und Gewissen. Für absolute Wahrheiten sind wir nicht zuständig, sondern nur der Papst und vielleicht noch die Mathematiker. ;-) Ich finde da [[Karl Popper]] recht interessant zu dem Thema: "Eine wissenschaftliche These muss prinzipiell widerlegbar sein." Dieses Prinzip wird in den Naturwissenschaften ja sehr hoch gehalten.
Andererseits gibt es objektive Beobachtungen, die so gut geprüft sind, dass niemand glaubt, dass man die Ansichten darüber ändern müsste. (Die Schwerkraft ist immer anziehend, bspw.) und wenn, dann nur in extremen Bereichen. In den Naturwissenschaften und anderen Fächern mit klarer Basis (Sprachen bspw. im Bereich Grammatik oder Geschichte mit verlässlichen Quellen) hat man es da insofern einfacher. Wenn jemand Mist behauptet, dann kann man bei gefestigten Theorien (wie der Reletivitätstheorie, insbesondere die beliebte Lichtgeschwindigkeit, die immer gerne wieder angezweifelt wird) einfach sagen, das sind die Fakten und Punkt Ende der Diskussion. ;-) In diesen Fällen kann man also schon den Artikel "prüfen".
Bei Dingen, wo das nicht ganz so klar ist, ist das Vertrauensnetz eine gute Bewertungsbasis.
Inhaltliche Fakten kann man aber nicht automatisiert prüfen, sondern man kann nur die Ansichten in Form einer Abstimmung darüber automatisiert prüfen. Also ein Vertrauenstest des Inhalts des Artikels. Ein geprüfter Artikel sagt also nur, dass ihm eine Reihe Leute vertrauen, dass er bspw. nicht demagogisch oder grob falsch etc. ist.
Man könnte natürlich es auch so machen: Umso mehr einem Benutzer vertraut wird umso mehr Stimmen hat er. Dann wären halt die Stimmen nicht mehr gleich, sondern wie in einer Art Meritokratie, was ich hier auch für sinnvoll halte. Reine Demokratie bei projektbezogenen Dingen führt nur zu schnell zu Problem: "viele Köche verderben den Brei". Aber das ist ausdrücklich nur meine Privatmeinung.
Noch besser wäre keine Konfiguration. Es sollte nur in einer Ecke stehen, wieviele (und welche) Benutzer diese Version für glaubwürdig halten. Vielleicht dazu noch, wieviele einer vorherigen Version glauben, falls deren Zahl viel höher ist.
Hm. dann wäre die Standardsicht immer auf die aktuelle Version. Mir ging es ja auch darum, dass die Verlockung für Vandalen und Fanatiker, dass ihre Änderungen einem großen Publikum sofort sichtbar sind, nicht mehr so groß ist und sie somit schneller das Interesse verlieren.
Aber ich stimme dir zu, dass man lieber erstmal vorsichtiger sein sollte und zumindest zu Beginn es so wie von dir vorgeschlagen macht. In einer späteren Phase kann man dann ja immer noch durch eine Konfigurationsänderung die Standardsicht für Anonyme ändern.
Kann man die Vor-/Nachteile irgendwo nachlesen? Habe hier http://meta.wikimedia.org/wiki/Reviewed_article_version nichts gefunden.
Sorry, da steht noch nichts dazu. Ich hatte damals noch keine wirklich guten Ideen zum Thema Wahlsystem gehabt. Die kamen mir erst hier auf der Liste. ;-)
Also Vorteile Geheim: *Kein Stimmvieh (Wir brauchen noch X Stimmen für Version Blabla) *Ehrliche Abstimmung. keiner muss sich rechtfertigen, warum er statt Version X nicht lieber Version Y genommen hat.
Nachteile Geheim: *Intransparent (Vertrauen in den Serverbetreiber und die Software nötig, einen versehentlich "manipulativen" Softwarebug habe ich ja schon gefunden: http://bugzilla.wikimedia.org/show_bug.cgi?id=1150 ) *Kompetenz der Abstimmenden nicht überprüfbar (analog Transparenz)
Vorteile offen: *Transparenz *Kompetenz der Abstimmenden überprüfbar (eine Art Gütesigel: Oh Benutzer Blabla hat dem seine Weihen gegeben)
Nachteile Offen: *Stimmvieproblem verschärft *Angst vor Repressalien bei falscher Zustimmung.
Also innerhalb der EU bspw. würde ich sagen ist offene Wahl kein Problem und die Transparenz und der Gütesiegel-Vorteil überwiegen bei weitem die Nachteile, aber in China bspw beim Artikel über Falun Gong möchte sicher kein Chinese offen abstimmen. (Denkbar ist ja ein anonymer Edit durch eine AnonProxy-IP und dann eine geheime Abstimmung des angemdelteden Benutzers)
Viele Grüße, Daniel Arnold
P.S. @Karl Eichwalder: Über das Bewertungsystem wirst du zu gegebener Zeit auf Meta abstimmen können, keine Sorge. Deswegen heißt es ja auch Meta-Wiki, dort sind so Meta-Probleme gut aufgehoben. ;-)