-----Ursprüngliche Nachricht----- Von: Katharina Bleuer Gesendet: Montag, 17. Januar 2005 14:09 An: Mailingliste der deutschsprachigen Wikipedia Betreff: Re: AW: AW: [Wikide-l] Schreiber, Sozialarbeiter undSteckenpferdreiter Ich weiss. Genau *deshalb* habe ich mich zurückgezogen. Ich beklage mich auch nicht sondern habe diese Tatsachen akzeptiert. Eigentlich hatte ich nur versucht, eine Begründung zu liefern, nach der gefragt wurde. Es ist schon etwas billig, nach einer solchen zu fragen und diese dann als "beklagen" abzutun.
Oh? Mir ist schon aufgefallen, daß die Atmosphäre hier in den letzten Tagen mit "dünnhäutig" recht treffend beschrieben ist :-)
Ich habe Dir nicht persönlich vorgeworfen, daß Du Dich beklagst (kein negatives Wort, wie ich finde, sonst hätte ich "jammern" geschrieben), sondern diese Haltung nur als inadäquat bezeichnet. Ich kann Deine Haltung schon nachvollziehen - zumal ich mir eben mal die aktuelle Debatte zur Lebensrechtsbewegung angeschaut habe, fürchterlich! - und ich kann auch nachvollziehen, daß einige Leute, die mit viel Begeisterung bei der Sache waren, frustriert sind. Das kann aber auch damit zu tun haben, daß die Wikipedia inzwischen für eine einzelne Person völlig unüberschaubar geworden ist, weil es ganz simpel viel zu viele Artikel für einen einzigen Leser gibt. Man muß sich damit abfinden, daß man nur um ausgesuchte Artikel des eigenen Interesses sich wirklich kümmern kann und muß eben den Rest ignorieren (bzw. viele andere Artikel nur ganz flüchtig auf Typographie und dergl. durchgucken). Daneben sind Diskussionen über strukturelle Ansätze sicher sehr wichtig. Die Wikipedia entwickelt sich in weiten Teilen tatsächlich inzwischen ohne das Zutun derjenigen, die von Anfang an dabei waren und vermutlich auch das Gefühl haben, daß ihnen ihr Kind entgleitet. Aber Eltern müssen ja auch loslassen können. Insofern finde ich Deine Entscheidung, Dich nicht mehr um soziologische Artikel zu kümmern durchaus in Ordnung. Ich wehre mich nur dagegen, dass Du die Notwendigkeit Dich so zu entscheiden als Ausdruck des Niedergangs der Wikipedia interpretierst.
Ich kann nur - nicht zum ersten Male - auf die englische Wikipedia verweisen. Die hat dreimal so viele Artikel und ist immer noch besser als die deutsche. Eine Entwicklung hin zum populistischen Massen-Boulevard-Lexikon sehe ich hier wie dort nur sehr bedingt - und finde das nicht einmal völlig verkehrt. Ich will die Möglichkeit haben, mich in der Wikipedia über Daniel Küblböck oder sonstwelchen kulturindustriellen Blödsinn zu informieren, genauso wie ich einen fundierten Artikel zur Relativitätstheorie zu schätzen weiß (auch wenn ich die mathematischen Grundlagen der allgemeinen Relativitätstheorie nicht wirklich kapiere). Und beides finde ich in der Wikipedia.
Also: nicht so negativ!
Ralph