Was anders werden muss in der Wikipedia (frei nach 20 Jahre TEMPO)
Die Wikipedia lebt vom Miteinander und Durcheinander vieler verschiedener Menschen. Es haben sich so nach und nach verschiedene Cliquen und Gruppen gebildet. Nein, nicht Admins und Nicht-Admins, sondern „Behaltenwoller“ und „Gesundschrumpfer“, die „Vorlagenbauer“ und „Vorlagenlöscher“, die „Ordner und Verwalter“, die „Kategorisierer“ und die „Georeferenzierer“ und so weiter und so fort. Ich denke es kann sich jeder in irgendwelche Gruppen einordnen. Es ist auch ganz normal das so etwas in einem solchen komplexen sozialen System wie der Wikipedia entsteht. Wer der Meinung ist, die Wikipedia ist kein soziales System leidet entweder unter Realitätsverlust oder ist als IP unterwegs oder vermeidet absichtlich jedweden Kontakt zu anderen Autoren, ob Diskussionen auf Artikel- oder Benutzerseiten. Durch diese Gruppen, je nach dem wie stark ihr Einfluss innerhalb der Gemeinschaft ist, wird die Ausrichtung der Wikipedia mitgeprägt. Dies ist aber nicht immer zum Vorteil der Wikipedia und ihres vorgegebenen Zieles.
Die Wikipedianer müssen wieder zu den Ursprüngen des Projektes zurückkehren - die '''Schaffung einer Enzyklopädie'''. Dies bedeutet unter anderem, dass man die Wirklichkeit so wahrheitsgetreu und vielfältig wie möglich abbildet. Dies bedeutet aber auch, dass man entsprechend der Wirklichkeit eine Unterscheidung zwischen dem Wesentlichen und dem Unwesentlichen macht. Leider ist immer mehr der Trend festzustellen, dass nicht mehr das Projekt im Mittelpunkt steht, sondern eigene Wünsche, Träume, Befindlichkeiten, Hobbys, Vorlieben oder Weltanschauungen. Diese werden mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten durchgesetzt, zum Schaden der Enzyklopädie. Es können aber auch aufgestellte Regeln und Bestimmungen sein, die dem Projekt mehr schaden als nützen. Statt eine sinnvolle Anwendung oder Abkehr von solchen Begrenzungen wird sklavisch daran festgehalten und auf die Einhaltung der vielfach als „demokratisch“ legitimierten Meinungsbilder gepocht. Dabei sollte man aber sehen, das manches Meinungsbild gar nicht dem Ziel der Enzyklopädie dient, sondern nur eine Art „Frieden“ stiften sollen. Mit einer solchen Handlungsweise kommen wir aber nicht weiter. Die meisten sind sich der Verantwortung die sie durch ihre Mitarbeit bei der Wikipedia haben, überhaupt nicht bewusst. Als eine der meistbesuchtesten Seiten im Internet, kann die Wikipedia zur Meinungs- und Wissensbildung breiter Bevölkerungsschichten beitragen, die unter Umständen nie in Büchereien oder Bibliotheken gehen werden.
Mit dieser Aufgabe wird jedoch völlig verantwortungslos umgegangen. Durch die Artikel und das vielfache Duplizieren durch Mirrors und Weiternutzungen im Netz können jedoch sehr schnell Fakten geschaffen werden, die mit der realen Welt nichts zu tun haben. Ein Eintrag in der Wikipedia kann sehr schnell die Prioritäten und Wichtigkeiten verschieben. Die Wikipedia ist auf dem Weg, eine Welt zu schaffen, die nichts mit der Realität zu tun hat, aber sehr viel mit den Vorlieben der Autoren. Wenn jetzt, wie beabsichtigt, eine Suchmaschine dazukommen sollte, dann ist der Weg zur Herrschaft über das (Un-)Wissen der Menschen nicht mehr weit.
Sind wir uns dieser Verantwortung bewusst?
'''NEIN'''
Entstehen daraus für die Autoren und Mitarbeiter aufgrund dieses verantwortungslosen Handelns Konsequenzen?
'''NEIN'''
Sollte es nicht gelingen, das Schiff Wikipedia auf einen richtigen Kurs zu bringen, kann es auch sehr schnell geschehen, dass es irgendwann von Realität eingeholt wird. Es wäre nicht das erste mal, dass Meinungsmonopole zerschlagen werden oder Systeme aufgrund ihrer Ziel- und Verantwortungslosigkeit ins Nichts taumeln.
Die Gefahr liegt nicht darin, dass die Wikipedia gekauft oder verkauft wird. Die Gefahr liegt darin, dass durch die Wikipedia eine unkontrollierte Monopolisierung und Bestimmung des Wissens erfolgt. Wenn erst erkannt wird, welche Macht in der Wikipedia liegt, Wissen und Meinungen zu manipulieren, werden schnell Stimmen nach Kontrolle und Verantwortung laut werden.
Es ist deshalb erforderlich, dass die Verantwortung zum Aufbau einer freien und neutralen Enzyklopädie von jeden einzelnen Mitarbeiter und Autoren bedingungslos und konsequent eingefordert werden muss. Wer nicht bereit ist diese Verantwortung zu übernehmen oder durch sein Verhalten deutlich macht, dass er unverantwortlich handelt, hat das Projekt zu verlassen. Dies hat unabhängig von „Ansehen“, „Reputation“ oder gesammelten „Edits“ eines Benutzers zu erfolgen.
Der Erfolg der Wikipedia wird nicht darin liegen, die größte, umfangreichste oder bekannteste Sammlung von Informationen zu sein, sondern dass sie jedem Menschen der Erde die frei zugängliche Möglichkeit bietet, sich Wissen anzueignen, dass in einer neutralen und ausgewogenen Weise ein Abbild der Welt liefert. Nur wer sich dieses Zieles bewusst ist und auch dafür die Verantwortung tragen will, soll ein Recht haben an der Wikipedia mitzuwirken.
Gruß Liesel