Rufmord und Krise - ist die Wikipedia zum Untergang verdammt? (WikiWeise-Leute: An dieser Stelle "JA!" rufen! ;-)
Ich sage: Keineswegs. Und wer die Diskussionen auf foundation-l und/oder wikipedia-l mitbekommen hat, wird das wohl genauso sehen.
Das Wiki-Konzept hat sich bewährt, um schnell große Mengen an Inhalt zu schaffen. Der weit überwiegende Teil dieses Inhalts OK bis sehr gut, aber es ist unbestreitbar auch Mist darunter. Wikipedia-Artikel sind ständig "in Arbeit", und genau da liegt das Problem: Dem arglosen Nutzer wird eine Enzyklopädie, also "gesichertes Wissen" (soweit möglich, siehe Jauch-Brockhaus-Peinlichkeit), suggeriert, was aber so nicht der Fall ist.
Daher sollte eine Wikipedia, die bereits eine respektable Größe erreicht hat (was zumindest bei en und de definitiv der Fall ist), dem Nutzer eine Möglichkeit bieten, alternativ zur aktuellen Arbeitsversion eine "stabile" Version eines Artikels zu sehen. Diese wäre vielleicht nicht so aktuell und umfangreich wie der "letzte Edit", dafür aber von einem echten, lebenden Menschen (!) als "OK" gekennzeichnet. Das würde den Wiki-Bearbeitungsprozess in keiner Weise behindern oder abändern, gleichzeitig aber erwähntem "arglosen Nutzer" die Sicherheit geben, die er von einer Enzyklopädie erwartet.
Zu diesem Zweck gibt es inzwischen zwei MediaWiki-Erweiterungen, die demnächst auf der Englischen Wikipedia angeschaltet werden könnten: 1. Bewertungsfunktion ("article validation"), bei der jeder Benutzer Artikelversionen in verschidenen Punkten bewerten kann. 2. "Stabile Version", bei der eine (vergleichsweise kleine) Gruppe erlesener Benutzer eine Version eines Artikels als "stabil" markieren kann.
Bevor mich jetzt wegen #2 der kollektive Aufschrei trifft, weil eine kleine Gruppe von Leuten auf einmal soviel Macht bekommen soll: Ja! Genau das ist der Punkt! Um das populäre Wort von der Kathedrale und dem Basar zu verwenden: Wikipedia ist der Bazar; die "stabile Version" ist der Basar, durch die Kathedrale "gefiltert". Das Erstellen des Inhalts liegt weiter bei der Community, ebenso wie die Kontrolle über die "Korrekturleser". Das hat bei Admins bisher auch funktioniert; an die Korrekturleser sollten wohl die gleichen oder höhere Ansprüche gestellt werden.
Nur, um euch auf dem Laufenden zu halten :-)
Magnus