Wir brauchen also mehr solche Anfragen und einen kompletten Katalog aller Absagen und Zusagen. Bei öffentlich-rechtlichen Stellen ruhig mehrfach anfragen. Die sollen kapieren, dass ein öffentliches Interesse daran besteht, steuer- und gebührenfinanzierte Inhalte unter einer freien Lizenz oder gemeinfrei zu bekommen. Wenn sie genervt sind, um so besser.
Ich halte ein solches Vorgehen für extrem kontraproduktiv. Das schafft schlechte Stimmung, statt gute Stimmung. Die (verständliche und durchaus berechtigte) Argumentation einer öffentlichen, von der Allgemeinheit finanzierten Stelle ist: "Wer mit den in unserem Besitz befindlichen Inhalten, die wie für die Allgemeinheit verwalten, Geld verdienen will, muss seinen Obulus an die Allgemeinheit entrichten (sprich: zu unserer Finanzierung beitragen). Für einen 'guten Zweck' gibt's unsere Inhalte irgendwie ja umsonst - das kriegen wir schon hin". Solange wir keine gute Antwort haben, warum die Allgemeinheit auch eine *kommerzielle* Verwendung von durch die Allgemeinheit finanzierten Inhalten einer gemeinnützigen Verwendung gleichstellen soll, können wir uns jegliche Diskussion in der Richtung schenken. Was beispielsweise motiviert von theoretischen Gesichtspunkt die Gemeinfreiheit amerikanischer Regierungshervorbringungen? Wer weiß da mehr?
Jede Behörde, jedes Museum etc. hat ne Gebührenordnung und einen festen Rahmen, innerhalb dessen mit Bildrechten etc. umgegangen wird. Die wird kein Behörden- oder Museumsleiter ignorieren, nur weil wir nett anfragen (oder ihn sogar nerven - echt ne prima Idee...). Wenn wir in der Richtung was erreichen wollen, dann nur sehr sehr langfristig. Dann müssen wir von unten anfangen, müssen zeigen, dass Open Content eine durchaus auch volkswirtchaftlich sinnvolle Vorgehensweise ist. Lasst uns erstmal Wikipedia machen, statt Gesellschaftsveränderung. Die kommt dann schon von alleine. Die Nutzungsrechte für Breughel und daVinci laufen uns nicht davon (und wenn sie es täten, bekämen wir Argumente in die Hand). Wenn wir die Wikipedia in 20 Jahren mit solchen Inhalten ausstatten können, reicht es immer noch. Das muss nicht übermorgen sein.
Also: Weiter so! Die erste Anfrage beim WDR war ein Schritt in die richtige Richtung. Probiert's auch mal bei anderen Redaktionen. Wenn ihr ein Interview gebt, ruhig auch auf die Thematik ansprechen und um einen Gesprächstermin mit jemandem bitten, der da eine Entscheidung fällen kann. Mutlosigkeit und Angst vor dem "lächerlich machen", das ist eine Haltung, die der Pubertät vorbehalten bleiben sollte. Fehler machen ist nur dann schlimm, wenn man nix daraus lernt.
Ein Nicht-zur-Kenntnis-Nehmen existierender gesellschaftlicher Funktionszusammenhänge ist weitaus pubertärer. Wir sind ne Enzyklopädie, da gehört es dazu, dass wir in allen Außenbeziehungen als ernstzunehmender Gesprächspartner eingeschätzt werden. Kindische Anfragen, ob wir Content geschenkt bekommen, schaden da - und sprechen sich vermutlich rum wie ein Lauffeuer. Also lasst die Finger davon.
Uli