An'n 18.09.2010 14:53, hett Thomas König schreven:
In Deutschland gibt es zwei offizielle Minderheitensprachen -- Sorbisch und Daenisch
Drei, du vergißt Nordfriesisch. ^^
schöne Grüße, Thomas
Weder noch. Wenn wir von "offiziell" sprechen, dann kann damit eigentlich nur die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen gemeint sein. Das ist der einzige Rechtstext, der in Deutschland Sprachen soetwas wie "Offiziellität" geben kann. Man beachte das "oder" im Namen der Charta. Man würde an der Stelle ein "und" erwarten. Das "oder" wurde bewusst gewählt, denn es handelt sich nicht um zwei Rechtstermini ("Minderheitensprache" und "Regionalsprache") sondern nur um einen einzigen Rechtsterminus ("Regional- oder Minderheitensprache"). Von der Charta aus wird also kein Unterschied zwischen Minderheitensprachen und Regionalsprachen gemacht, sondern beide werden in einem Terminus zusammengefasst (der Grund dafür ist, dass Staaten wie Frankreich die Position vertreten, dass all Staatsbürger unabhängig von ihrer Ethnie gleichberechtigte französische Bürger sind und es daher keine "Minderheiten" in Frankreich gibt. "Regionalsprache" soll den Ausdruck "Minderheit" umgehen, ohne einen tatsächlichen Unterschied in der Behandlung zu bedeuten). Lange Rede, kurzer Sinn: als solche Regional- oder Minderheitensprachen sind anerkannt: Obersorbisch, Niedersorbisch, Dänisch, Saterfriesisch, Nordfriesisch, Niederdeutsch, Romanes (http://conventions.coe.int/Treaty/Commun/ListeDeclarations.asp?NT=148&CM=8&DF=11/23/2006&CL=GER&VL=1). Sind 7 Sprachen.
Und zum Thema: Wann immer einer Entität "Vernachlässigung von minderrepräsentierten Gruppen" vorgeworfen wird, so antwortet die Entität in aller Regel damit, dass Sachgründe die Einbeziehung der minderrepräsentierten Gruppe unrealisierbar gemacht hätten. Manchmal ist das die Wahrheit. Manchmal ist das nur Euphemismus für "Zu keinem Zeitpunkt sind wir überhaupt je auf die Idee gekommen, dass man diese Gruppe hätte einbeziehen können, die hatten wir schlicht nicht auf dem Radar" vulgo "für uns zu unwichtig, um überhaupt daran zu denken". Nur in den seltensten Fällen steckt wirklich "bösartige", willentliche Diskriminierung dahinter. Aber egal welcher der drei Fälle zutrifft, im Endeffekt ist das Resultat für die minderrepräsentierte Gruppe das gleiche. Sie wird übergangen.
Wenn in der Planungsphase tatsächlich darüber nachgedacht wurde, ob man andere Sprachen als Standarddeutsch einbeziehen könnte, warum hat man da nicht, statt es aus Sachgründen abzulehnen, mal auf den existierenden Projekten in eben diesen Sprachen angefragt, ob es Leute gibt, die bereit wären, Übersetzungen anzufertigen, falls es Einreichungen in anderen Sprachen geben sollte?
Marcus Buck Benutzer:Slomox