Lieber Uli, jetzt werde ich doch mal persönlich ;-)
Deine Argumentation ist gut. Ich bin geneigt ihr zu folgen und sehe auch, dass Du schlüssig wahre Prämissen konkludiert, ohne Verzerrungen arbeitest (da und da war schon mal Lexikon ganz anderer Meinung) und vor allem mit in sich griffigen Begründungen (Lesererwartung, allgemeine Bedeutung des Wortes Enzyklopädie etc) stichhaltig für Deine Überzeugung wirbst.
Doch ganz wohl ist mir bei dieser Art Fokussierung nicht. Zum einen weil ich durchaus meine, dass eine derartig literaturwissenschaftliche Ausgrenzung von Fachbeiträgen gegenüber lexikalischen Werken immer weiter in das geschichtliche off rücken wird (siehe Microsofts Encarta, das ist beides - oder Google, das ist nichts davon und wird ebenso hierfür als auch dafür verwendet) und dass in Folge dessen eine "theoretisch richtige (!) "Focusierung auf wichtige Artikel" an der lebenspraktischen Erwartung der Leser heute und erst recht der Zukunft vorbei geht.
Außerdem erkenne ich die inspirierende Wirkung eines Artikels z.B. über [[Spot]], die Katze von [[Data]], als Initialzündung für Artikel über das [[StarTrek-Universum]], ohne dass wir uns dafür rechtfertigen müssten (vor wem denn auch?), dass eine deduktive Arbeitsweise hier eben nicht funktioniert. Charakteristika einer Publikation legt i.d.R. der Verleger fest und der schafft damit Tatsachen. Die Interaktion mit dem Leser ist es aber, die uns unterscheidet und die Tatsache, dass wir kein Marketing machen müssen und auch keine Nische besetzen sollten.
Daraus folgt: Wir können fast alles sein, was im Zusammenhang mit Fachwissen, Begriffserklärung und Themenverdeutlichung möglich ist. Um es grob abzugrenzen gibt es Wörterbücher (für Stubs) und Fachbücher (für Dissertationen). Alles dazwischen ist für viele hier offensichtlich die Wikipedia. Die Leser entwickeln somit auch intuitiv andere Arbeitsweisen als ein Verlag (nämlich die induktive Methodik) und erhalten so einen weiteren Horizont als ein Wirtschaftsunternehmen, dass sich künstlich positionieren muss.
Schlussendlich ist die Tendenz zum Wissensspeicher IMHO eine Folge vernetzen Denkens und die Überschneidung zur Fachliteratur wird nur durch die Lesbarkeit eines Artikels begrenzt.
Es zeigt sich: Wikipedia ist kein Projekt! Es hat keine Meilensteine, keine Teams, kein Controlling und kein definiertes Endziel. Ich erlebe es fraktale und das ist eine Stärke des Systems. Die Schwächen (fehlende Stringenz, Clusterbildung ohne Sinn und Verstand, weitgehende Verweise über Brachland etc.) sind eine gute Übung für die linke Gehirnhälfte, mehr aber auch nicht.
Lass´ uns doch:
ausführlich durchaus konturiert und in grenzen glaubwürdig sein!
denn:
Verlässlichkeit (!) ist anonym und unbeobachtet niemals möglich. Knapp spricht gegen universallexikalische Tendenzen im Alltag kurz negiert die Unendlichkeit des WEB und Wissensintegration
Die Liste der langen Artikel ist Beweis dafür, dass bisher sogar wirklich triviale Themen 20 Seiten umfassen können und oft doch spannend zu lesen sind. Wenn ein Artikel zu ausufernd wird, regen die Leute an, ihn zu splittern. Manchmal funktioniert das (wie bei meinem [[Verkauf]], aus dem dann etliche Spezialartikel wurden) andere wiederum (z.B. MAI 200) werden so lang bleiben wie sie sind. Und wenn ein Text eine zu geringe Schöpfungshöhe hat, ist er ein Stub und wird eh gelöscht.
Viel wichtiger als ""Begrenzungskriterien"" finde ich ""Lenkungskriterien"", wie Nachprüfbarkeit, Schöpfungshöhe, Neutralität und Einordnung in Themenumfelder durch gute Verlinkung. Das inspiriert die Leser mitzumachen, anstatt Ausschlussregeln um den Kopf gehauen zu bekommen.
Kurz gesagt, wenn Du Betonkopf Dich hier durchsetzt ;-))) verlieren wir ebenso viele Mitstreiter wie wenn ich mich mit meiner Forderung nach ladungsfähiger Postanschrift und Klarnamen auf Benutzerseiten (Impressum gem. Teledienstgesetz) durchgesetzt hätte. Beides ist "richtig" im Sinne wohlgeordneter Arbeit, vergrault aber die Kreativität und das try and error - Prinzip basisdemokratischer Prozessorientierung.
Also Uli, sei bitte etwas toleranter und lass den Lateinlehrer von Meyermüller drin, wenn er die der erste T-online Kunde in Deutschland mit einem C-Netz-Handy war und lass uns den Arzt, den niemand kennt und über den nicht mal das Amtsblatt von Kaltenkirchen etwas geschrieben hat wieder löschen.
Bodo - http://www.Wiska.info 030-398 348 32 & 0170-62 60 50 1
Der Schlüssel zu den Herzen der Menschen wird nie unsere Klugheit, sondern immer unsere Liebe sein.