Am Sonntag, 5. Oktober 2003 16:42 schrieb Elisabeth Bauer:
Drei Fälle von "Urheberrechtsverletzungen" aus den letzten Tagen: [...] Artikels [[Reinhard Raffalt]]: "Von Peter O. Walter,[...] "Neugnadenfeld" stammt von der Seite [...] Müssen unsere Autoren jetzt schon flehentlich bitten? Genauso kommen diese Messages bei mir an.
Das waren zwei "falsche" von zig Fällen, die wir berechtigterweise wieder rausgenommen haben. Ich könnte Dir auch andere Fälle nennen, beispielsweise den einer Schweizer Ballettschulenbesitzerin, die mir ein ziemlich saures "Nein, ich möchte meinem Text niemanden spenden!" zurückgemailt hat, nachdem ich mal vorsichtig angefragt hab, ob einer unserer Artikel vielleicht von ihr hochgeladen wurde.
Natürlich gibt's solche Fälle und solche Fälle. Ich würde aber sagen, dass 95% der Fälle, bei der wir über google ne mögliche Urheberrechtsverletzung finden, auch wirklich welche sind.
Bei mir hat sich mittlerweile ein tiefes Mißtrauen gegen alles, was in der Wikipedia so beiläufig als Urheberrechtsverletzung etikettiert wird, eingeschlichen. Zu oft nachgeprüft und auf positive Indizien gestossen (z.B. in [[Disours de la methode]]) oder eine Bestätigung vom Autor erhalten oder die Beschwerden gelesen von Leuten, deren Artikel "plötzlich weg war".
Das kann auch ein technisches Problem sein. "Artikel plötzlich weg" klingt mir eher nach einer Fehlbedienung, vielleicht hat ein Admin den Artikel auch verschoben oder ähnliches.
So, jetzt überlegt euch mal: Jemand entdeckt Wikipedia, ist begeistert, kramt in seinen Archiven, um einen Text zu spenden. Eine Woche später will er einem Bekannten am Computer Wikipedia vorführen, geht natürlich als erstes zu "seinem" Artikel und findet ihn nicht mehr.
Dazu stellen wir uns mal einen etwas computerunbedarften Menschen vor, der durch das System aus Versionsgeschichte, Diskussionsseiten, letzte Änderungen usw. auf Anhieb nicht durchsteigt. Der geht enttäuscht wieder - und der Bekannte, dem er das vorführen wollte, auch.
Ja, da hast Du recht. Aber das Problem ist verschwindend gering im Vergleich zu unserem Performanceproblem (an dem die Jungs in Amerika ja arbeiten, aber dennoch). Das ist sehr viel abschreckender.
Konkreter: Ich halte die [[Löschkandidaten]] als Sammelplatz für mögliche Urheberrechtsverletzungen für deplatziert. Rechtschaffenen Leuten drohen wir so gleich mit der Löschkeule - das fasst nicht jeder positiv auf. Ich bin dafür, [[Wikipedia:Artikel mit ungeklärten Urheberrechten]] wiederzubeleben (wieso wurde eigentlich die alte Praxis geändert? - konnte dazu keine Diskussion finden)
Wir haben irgendwann die Seiten zusammengelegt, damit man nicht zwei Wartungsseiten hat. Ich meine, es gab ne Diskussion auf der alten Seite, auf der die Urheberrechtsverletzungen gelistet wurden. Die Seite gibt's aber (einschließlich Diskussion) glaube ich nicht mehr. [[Wikipedia:Artikel mit ungeklärten Urheberrechten]] ist eine *neue* Seite, die danach(!) eingeführt wurde, um die Langzeitkandidaten aufzunehmen, bei denen nicht klar ist, ob eine Urheberrechtsverletzung vorliegt oder nicht (die *fischigen* Artikel, wie Du sie neulich so schön anglizierend genannt hast)
Ich schlage folgendes Vorgehen für alle Texte vor, die aus offensichtlich privaten Quellen stammen (sowas wie "Michaels kleines Reggae-Lexikon", "Freunde des Neudettelsburger Dorfmuseums"):
Gerade bei den Artikeln kommt mir das kalte Grausen, von privaten Webseiten heißt nämlich: Mit großer Wahrscheinlichkeit aus irgendwelchen Büchern abgeschrieben.
- überlegen, ob es sich lohnt, den Text zu behalten. Ansonsten umschreiben
oder auf Löschkandidaten (aber nicht als URV, sondern inhaltlich und formal begründen)
Doch, ich würde das wirklich mit dem Stichwort Urheberrechtsverletzung sehen wollen (vielleicht etwas neutraler formuliert ("könnte eine URV sein")). Um im Notfall eine Historie zu haben, dass wir aktiv versuchen, Urheberrechtsverletzungen zu vermeiden.
- Bei einem verdächtigen Text Artikel mit einem netter formulierten
URV-text mit Links auf diese Seite und der Bitte um Klarstellung garnieren (Artikeltext aber entweder drinlassen oder Hinweis, dass er nicht "völlig" weg ist) und Artikel dort auflisten.
Nichts gegen eine nettere Formulierung. Vielleicht auf Historie hinweisen, aber überschreiben würde ich den Text schon erstmal komplett (siehe oben: Wir sorgen dafür, dass mögliche Verletzungen von rechten Dritter sofort(!) nicht mehr sichtbar sind).
- Wenn jemand den Autor angemailt hat, setzt er das auf der
Urheberrechtsseite dazu.
Das halten wir jetzt auch schon so
- Wenn keine Antwort von Autor oder keine Mail-Adresse auffindbar, nach
einer deutlich längeren Frist als einer Woche (1 Monat z.B.), Entscheidung nach gesundem Menschenverstand (zum Beispiel im Fall Reinhard Raffalt: Wieviel Interesse hätte ein Fremder gehabt, diesen Text zu einem doch recht unbekannten Schriftsteller in die Wikipedia zu stellen?).
Mit zwei Wochen wäre ich einverstanden, ein Monat ist definitiv zu lang. Vergiss bitte nicht, dass die ganze Zeit das Stichwort quasi "ausgeschaltet" ist, weil der Urheberrechtstext drüber liegt.
Und die besonders aktiven Mitglieder der Urheberrechtsschutztruppe bitte ich, dochmal eigene Artikel zu schreiben oder durch Ent-Stubbifizierung oder Wikifizierung anderweitig positiv zur Wikipedia beizutragen. So, wie sie ihren Job jetzt machen (nämlich schlampig), erweisen sie Wikipedia damit keinen Gefallen.
Ooooch, Elian, das ist nicht fair. Da fühl ich mich nämlich persönlich angesprochen, und ich hab wirklich mittlerweile ein paar tausend Zeilen (qualifizierten) Artikeltext verbrochen.
Außerdem, so böse das jetzt in Deinen Ohren klingt: Wo gehobelt wird, da fliegen eben Späne. Wir bekommen am Tag etwa zweihundert neue Artikel rein, manchmal auch dreihundert. Gerade nach Pressemitteilungen etc. steigt die Anzahl der anonymen Beiträge, und auch die der stumpfen Copy-und Pastes. Wir sind grade mal fünf Leute, die halbwegs aktiv und regelmäßig die neuen Artikel anschauen (Ich weiß nicht, wieviel das auf der engl. WP tun). Das heißt für mich persönlich, dass ich am Tag etwa 50 neue Artikel anschaue, eventuell verschiebe, kritische mit google prüfe (wie z.B. den Kabila-Artikel, ich bin immer misstrauisch, wenn was langes, gutes, von ner anonymen IP kommt), die Stichwörter fett formatiere etc. Nebenher arbeite ich noch die Löschkandidaten ab (natürlich kuck ich mir die Fälle immer noch einzeln an), etc. pp., häng an meinen Mail-Client, versuch bei edit-war's a bisserl zu schlichten und qualifizierten Autoren das Feld zu bereiten, wenn ich merke, dass sie sich auf Themengebiete stürzen, die bislang nur Kraut und Rüben sind.
Das ganze braucht Zeit (und, um das auch mal klar zu sagen: Geld, ich hab keine Flatrate) und ich darf auch um ein bisschen Verständnis dafür werben, dass die Administrativen Prozesse möglichst einfach sein sollen.
Ich bemühe mich redlichst, niemanden zu verprellen, schon gar keine neuen, potentiell guten Autoren. Aber um komplett auszuschließen, dass ich das vielleicht nicht doch in dem einen oder anderen Einzelfall tue, müsste ich noch mehr Zeit aufwänden, als ich eh schon tue. Also passiert das eben manchmal, und wenn ich damit nicht leben könnte, wäre ich als Admin nicht geeignet.
Wie gesagt, im Moment sind etwa fünf Admins halbwegs aktiv, und das ist die absolute Untergrenze, die man braucht, um das Projekt iregendwie in der Fahrrinne zu halten. Da schlingerts halt manchmal, aber ich glaube, Du interpretierst da im Moment etwas viel rein: Das Schlingern ist weder Absicht noch Schlamperei, sondern schlicht zeitliche Überforderung.
In dem Sinne: Schön, dass Du Dich wieder mehr um die deutschsprachige Wp zu kümmern scheinst, das sind schonmal zwei Augen mehr.
Uli