Hallo Gerhard,
ich habe das meiste nickend zur Kenntnis genommen und geschnitten. Ich habe dazu weiter nichts zu sagen. Irgendwie muß ich dir gratulieren; von allen hier anwesenden kannst du offenbar am besten mit mir kommunizieren... :)
Das ist eine... interessante Sichtweise; demzufolge ist also die Meinung, daß die Richtung irgendwie nicht ganz das wahre ist, bei euch nicht willkommen?
Wen meinst Du mit Euch?
Touché. Du hast mich dabei erwischt, die deutschsprachige Wikipedia als "Klub" anzusehen, bei dem ich kein "Mitglied" bin.
Mit "Euch" meinte ich die deutschsprachige Wikipedia als Ganzes. Das war natürlich Blödsinn von mir -- Entschuldigung.
Und das sollte nicht heißen, dass andere Meinungen nicht willkommen wären, sondern dass man es nicht jedem Recht machen kann.
Du hast wohl recht. Ich habe bisher immer geglaubt, daß eine signifikante Menge an Teilnehmern wie mir von der Art und Weise, wie die deutschsprachige Wikipedia betrieben wird, abgeschreckt werden. Dabei habe ich wohl vergessen, daß es auf der anderen Seite des Spektrums Leute gibt, die abgeschreckt würden, wenn die den Deutschen so heilige "Struktur" und "Organisation" fehlte.
Bestätigt das nicht das Vorurteil, das ich an anderer Stelle gegenüber den deutschsprachigen Wikis erwähnt hatte, daß die Richtung und Struktur immer von oben herab vorgegeben und diktiert wird?
Nein, dieser Eindruck liegt nur daran, dass Du Admins mit "oben" assoziierst.
Nee, das ist so nicht ganz korrekt. Ich weiß durchaus, was Admins sind (oder zumindest was sie sein *sollten*). Aber ich sprach hier gar nicht mal von Admins per se, sondern allgemein von regulären Benutzern (das sind dann zwar meistens auch Admins, aber egal), die sich "in" fühlen; die meinen, sich auszukennen, und Neuankömmlinge einführen und zurechtweisen zu müssen. *Diese* Leute assoziiere ich mit "oben".
Ich komme mir dann ein bißchen vor wie eine Marionette.
Inwiefern?
OK. Gut, daß du danach fragst. Ich werde dann jetzt mal ein Beispiel geben. Dieses Beispiel ist zwar aus Wiktionary, nicht aus Wikipedia, aber es demonstriert das ganze Prinzip. Auf Wikipedia ist es nicht ganz so offensichtlich, und nicht so einfach, ein solch klares Beispiel zu finden, aber egal. Hier kommt's.
Wenn ich auf dem englischsprachigen Wiktionary einen Eintrag erstellen will, kann ich so ziemlich schreiben, was ich will. Meistens sind meine Einträge minimalistisch, weil mir halt auf Anhieb nicht viel einfällt. Dann schreibe ich z.B. über [[Schlüssel]]:
== German == === Noun === '''Schlüssel''' ''m'', gen. Schlüssels, pl. Schlüssel
# [[key]].
Natürlich ist dieser Eintrag sehr kurz; es können sicherlich noch mehr Sachen hinzugefügt werden, z.B. Etymologie, Aussprache, abgeleitete Begriffe, etc. Es steht mir hier aber völlig frei, das anderen zu überlassen. Sogar die Formattierung kann ich anderen überlassen.
Jetzt nehmen wir mal das deutschsprachige Wiktionary. Ich habe ein wenig rumgestöbert und bin dabei auf folgende Zeilen gestoßen (das ist jetzt aus dem Gedächtnis, der exakte Text weicht vielleicht ab):
'''Bitte noch keine Einträge anlegen. Es wird momentan noch über die Organisation des Wiktionarys und die Formatvorlage nachgedacht.'''
Inzwischen steht an der Stelle stattdessen:
Der Aufbau des Wikiwörterbuchs hat inzwischen ein Stadium erreicht, in dem nun _Wörterbucheinträge sinnvoll angelegt werden können_.'''
Das wirkt doch total so, als würden irgendwelche selbsternannten Autoritäten erstmal im Hinterstübchen irgendwelche Regeln aufstellen, die sie dann nachher allen aufdrängen.
Doch weiter im Text. Nun bin ich dem obigen Link gefolgt und habe dort die Instruktion erhalten, "{{subst:Formatvorlage}}" in einen neuen Artikel einzutippen, abzuspeichern, und dann wieder zu bearbeiten. Formatvorlage?! Wie bitte? hab ich da gleich schon gedacht.
Jetzt schau dir diese Formatvorlage mal an. Das ist ein Monstrum, sag ich dir!
http://de.wiktionary.org/wiki/MediaWiki:Formatvorlage
Da brauch ich ja erstmal 'ne halbe Stunde, um das überhaupt zu lesen. Dazu habe ich keine Lust. Und damit nicht genug, sie enthält auch noch in HTML-Kommentaren Befehle:
<!-- Hier Stichwort einsetzen, und ggf. Sprache ändern -->
<!-- Bitte für {Wort} das konkrete Wort einsetzen, und das Geschlecht angeben. Die unterschiedlichen Flexionsformen können in Form einer Tabelle, angegeben werden. [...] -->
Wer soll dabei denn dann noch Spaß am Teilnehmen haben?... Das meinte ich mit "Ich komme mir dann ein bißchen vor wie eine Marionette."
So. Ende des Beispiels. Dieses Beispiel war ziemlich konkret, aber ich möchte betonen, daß ich hier nicht von Wiktionary im Speziellen spreche. Bei Wikipedia ist das ganz genauso: Es wird von den Teilnehmern erwartet, daß sie alles ganz genau so machen, daß es ins allgemeine "Muster" reinpaßt; es wird vorher irgendein "Konsens" getroffen und danach dann wie ein Gesetz behandelt und jede Abweichung von der Regel wie Vandalismus gehandhabt. Man ist nicht mehr frei, einfach nur noch teilzunehmen -- nein, man muß sich richtiggehend *fügen*.
Das war jetzt ein etwas langer Aufsatz. Ich hoffe, das hat sich gelohnt.
Niemand kann Dich lenken, es sei denn, Du lässt dies zu.
Na, bisher hab ich das ja nicht zugelassen, und das hat immer zu Streits hier auf der Mailingliste geführt.
Wikipedia ist doch in hohem Maße anarchisch organisiert.
Nein, oder nur in der Theorie. In der Praxis ist man ziemlich machtlos, wenn man eine abweichende Meinung hat.
Permanente Nutzersperren sind genauso theoretisch wie Entzug der Adminrechte, beides kommt praktisch nie vor.
Rausekeln ist viel effektiver und permanenter als Sperren.
Meiner Meinung nach sind diese unterschiedlichen Ansätze in den beiden größten Wikipedias befruchtend. Im Gegensatz zu der im Schweiz-Thread geäußerten Meinung hielte ich es nicht für wünschenswert, wenn die verschiedensprachigen Wikipedias irgendwann genau die gleichen Artikel enthielten, die nur in der jeweils anderen Sprache verfasst sind.
Welche Unterschiede hieltest du dann für wünschenswert? Inhaltliche Unterschiede darf es im Großen und Ganzen nicht geben, denn das wäre POV. :)
Timwi