Lieber Tobias,
Deine Wahrnehmung des derzeitigen Verhältnisses Community <-> Wikimedia
Deutschland unterscheidet sich deutlich von meiner.
Am 19. Mai 2014 14:04 schrieb Tobias <church.of.emacs.ml(a)googlemail.com>om>:
Ich möchte gerne ein paar Beispiele für den Disconnect und die Probleme
bringen, damit das nicht zu abstrakt ist.
1. Fundraising. Früher gab es Versuche, zum Teil sogar ernst gemeinte,
die Community mit einzubinden. Die Community hat überwiegend
Desinteresse gezeigt, seitdem finden die Kampagnen nahezu komplett unter
Ausschluss aller Nicht-WMDE-Angestellten statt.
Das halte ich nicht für einen Beleg des "Disconnects", sondern für eines
der vielen Beispiele für sinnvolle bzw. überlebensnotwendige Tätigkeiten,
die für Freiwillige aber offenbar wenig attraktiv sind und darum
dankenswerterweise von Mitarbeitern der Geschäftsstelle übernommen werden.
2. ZDF-Projekt. Hier gab es nicht nur ein Ignorieren,
sondern aktive
Gegenwehr (einen Shitstorm) seitens der Community.
Das ist mittlerweile über ein Jahr her. Ja, ich habe mich damals auch
geärgert. Die Episode ist aber längst von allen Beteiligten aufgearbeitet,
es wurden eigenhändig pötteweise Asche auf diverse Häupter verschüttet.
Seitdem wurden erfolgreich viele neue Projekte angegangen.
3. Fotoausrüstung. Dabei werden die Nachteile der derzeitigen
Entscheidungsstrukturen besonders deutlich. Schon seit
Jahren kann sich
WMDE nicht darauf verständigen, einen ordentlichen Technikpool zu
finanzieren (vom Festivalsommer letztes Jahr abgesehen). Stattdessen
soll man sich das Equipment bei jedem Projekt einzeln ausleihen, was
konsequent umgesetzt sicherlich kostspieliger wäre. Ein Blick nach
Österreich zeigt wie es besser geht. Dort hört der Verein auf engagierte
Fotografen aus der Community und schafft Equipment an, das dann auch
rege genutzt wird.
Ich habe die diversen Diskussionen zum Thema nur am Rande mitbekommen,
dabei aber immer den Eindruck, dass es keine Grundsatzentscheidung gegen
den Kauf von Equipment gibt, sondern im Einzelfall abgewogen wird, was
dauerhaft günstiger ist. Klingt für mich sinnvoll. In der Community ist das
Vorgehen nicht nachvollziehbar?
4. Bildung und Wissen. Sicherlich eines der krassesten Beispiele fürs
Gegen-die-Wand-fahren von erfolgreichen Projekten.
Angefangen hat es mit
dem Schulprojekt, in dem engagierte Mitglieder der Community beteiligt
waren und in dem sie ein gutes Maß an Autonomie hatten. Dann wurde die
Bürokratie seitens WMDE so lange erhöht bis alle keine Lust mehr drauf
hatten. Nach einer über Monaten andauernden Planungslosigkeit seitens
WMDE wurde das Projekt schließlich komplett beerdigt (zum Glück haben
wir uns Referenten danach unter einem anderen Dach zusammengefunden).
Hier gilt das Gleiche wie fürs ZDF-Projekt.
Wenn ich in die [[Kategorie:Wikipedia:Community-Budget]] schaue, dann
springen mich dort viele tolle Projekte an, die in letzter Zeit erfolgreich
mit tatkräftiger Unterstützung aus dem Team Communitys umgesetzt wurden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Wikipedia:Community-Budget
Auf der Diskussionsseite des Kuriers haben sich ja auch schon eine Reihe
von Leuten sehr positiv über die Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle
geäußert.
Auch die anderenorts geäußerte Kritik, die Community-Förderung nehme bei
Wikimedia Deutschland keine zentrale Stellung ein, kann ich angesichts
eines Jahresbudgets von einer Million Euro nicht nachvollziehen. Kein
anderer Bereich ist so gut ausgestattet. Rechnet man auch die
Software-Entwicklung dazu, die ja mittelbar ebenfalls der Arbeit der
Community dient, kommt man sogar auf 1,8 Millionen Euro.
Viele Grüße
Kurt