Am 27.05.2014 19:32, schrieb Sebastian Moleski:
B2014-05-27 19:20 GMT+02:00 Martin Kraft
<martin.kraft(a)gmx.de>de>:
Bei der Gelegenheit, sollte dann vielleicht auch
das finanzielle
Abhängikeitsverhältnis von WMDE zur WMF hinterfragt werden. Die am Samstag
von einigen ziemlich unverhohlen vorgebrachte Drohung, die WMF könne, im
Falle unliebsamer Entscheidungen unserer demokratisch gewählten Gremien,
einfach den Geldhahn zu drehen, war nämlich wirklich aller unterste
Schublade und einem demokratischen Verein unwürdig...
[...]
Bei der Foundation geht es auch weniger um "unliebsame" Entscheidungen
sondern eher um die Fähigkeit des Vereins, die Zwecke, für die das Geld
fließt, effizient und effektiv zu erfüllen.
Und wo genau, waren diese Zwecke in der MV gefährdert? Gab es irgendeine
Formulierung im Strategiepapier, die unserem Vereinsziel zuwider lief?
Irgendetwas im Bericht der Kassenprüfer, dass vermuten lies, dass das
Präsidium gedenkt, in Zukunft auf Vereinskosten Urlaub auf den Bahamas
zu machen? Irgendwelche Unregelmäßigkeiten, die Zweifel daran wecken,
dass die demokratischen Strukturen des Vereins funktionieren?
Nein. Das alles gab es alles nicht.
Das einzige was passiert ist, war ein satzungskonformer Wechsel an der
Vereinspitze, die (zugegebenermaßen) bei einigen Mitgliedern auf wenig
Gegenliebe stieß und zwei Präsidiumsmitglieder zum Rücktritt bewegte.
Das sind aus persönlicher Sicht sicher bedauerliche Ereignisse aber im
Sinne des Vereinsrecht völlig normale Vorgänge. Keine staatliche Stelle
würde sowas als Indiz werten die Gemeinnützigkeit oder
Satzungskonformität in Frage zu stellen. Warum sollte es denn dann die
Foundation tun? Und warum wird das als Drohungen auf der MV ausgesprochen?
Ehrlich gesagt war ich ziemlich schockiert, ob der Wortwahl dessen, was
da am Samstag vorgebracht wurde: Das heraufbeschwören dramatischer
Konsequenzen aus Sorge um „Stabilität“ und „Kontinuität“, ist
schließlich genau das Argumentationsshema, mit dem man in der großen
Politik üblicherweise Militärputsche gegen demokratisch gewählte
Regierungen einleitet....
Muss sowas sein? Ist das mit Vereinsziel und Satzung vereinbar?
Im unserem Fall muss der Beweis nun erbracht werden,
dass der Verein in der
Lage ist einen Übergang von einem Vorstand zum nächsten ohne
Beeinträchtigung der Handlungsfähigkeit und der vom Verein als
Gegenleistung für die Mittelzuwendung zu erzielenden Ergebnisse
durchzuführen.
Warum sollte dieser Beweis erst noch erbracht werden müssen? Gab es bei
WMDE nicht schon etliche Vorstandswechsel? (Wenn ich richtig informiert
bin, hattest Du selbst doch sogar schon dieses Amt inne)
Ist das Amt des Vorstands nicht von seiner Natur aus ein politisches und
damit (per definitionem) einem ständigen Wechsel unterworfen?
Und ist nicht gerade der Wechsel in Führungspostionen das entscheidende
Wesensmerkmal einer demokratisch organisierten Institution?
// Martin
P.S.: Ich bin mir bewusst, dass ich mit dieser Sache wahrscheinlich
gleich das nächste Minenfeld betrete. Aber meines Erachtens können
solche Drohung nicht unwidersprochen im Raum stehen bleiben, weil sich
sonst der Eindruck verfestigt man können mit entsprechendem finanziellen
Druck über die Köpfe der gewählten Gremien hinweg die Vereinspolitik
beeinflussen. Und das wäre etwas was unseren Vereinszielen in der
Öffentlichkeit genauso, wie in der Community tatsächlich schaden würde.
Ich persönlich vermisse zudem übrigens schon länger ein gewisses Maß an
Demut beim Umgang mit den Spendengelder. Ideell gesehen sind diese
nämlich weder das Eigentum der WMF noch das der Chapter, sondern Spenden
die direkt dem freien Wissen zufließen sollten und von diesen
Institutionen nur treuhänderisch veraltet werden. Unsere Spender spenden
nicht für irgendeinen Verein oder irgendeine amerikanische Stiftung,
sondern für das freie Wissen im Allgemeinen und die Wikipedia im
Besonderen. Und da erscheint es mir geradezu paradox ausgerechnet dann
mit dem zudrehen des Spendenhahns zu drohen, wenn ein Präsidium es zu
seinem Ziel erklärt, dass wieder mehr unserer Mittel und Energie dort
ankommen, wo tatsächlich freies Wissen entsteht: In der Community!
Sicher – man wird abwarten und überprüfen müssen, ob und wann auf diese
Ankündigungen auch Taten folgen. Aber ich denke, dass wir dabei mit AGF
wesentlich weiter kommen, als mit solchen Drohungen.