Gerüchte das Sebastian den Job als GF anstrebte
und auch des Vorsitz im Verein gab es schon lang,
was heisst Gerüchte wurde auf Stammtischen offen
thematisiert.
Das mag tatsächlich eben so sein.
Vielleicht spreche ich da für die Anwesenden, die an keinen Stammtischen
und an keinen Hintergrunddebatten teilhatten, und die kaum ahnten, was
da in Berlin auf sie zukam (wenn es neben mir noch solche gibt): Für
mich verlief die Vorstandswahl beklemmend. Es gab zwei Kandidaten, etwas
vollendet normales. Das Beklemmende war, dass man nicht wusste, ob es
eine unterschiedlich gute Informationslage dazu gab. Sollte ich
versuchen, mich umzuhören - ob man an Stammtischen mehr wusste? Will da
ja nichts unterstellen.
Kurz vor der Wahl wagte es dann doch jemand, die Beteiligten zu fragen,
warum sie besser sein sollten als ihr Kontrahend und uns diese Lage
bereiteten. Beide wollten zuerst gar nichts klares dazu sagen, das ehrte
sie, aber es machten die Angelegenheit damit noch viel mehr zu einer
Interaktion (falls sie denn wenigstens mit anderen Menschen offener
gesprochen hatten) von Gefolgschaften, die womöglich unter der Hand
verbreitet hatten (in Oldenburg hört man ja von nichts), was sie da
ändern oder bewahren wollten. Sebastian war ich für die schrittweise
Stellungnahme seiner Unzufriedenheit dankbar, aber ich war da
mittlerweile nur noch Zuschauer, da ich - gar keine weitere Klärung mehr
erwartend - soeben alle meine Stimmen abgegeben hatte, gelassen darüber,
dass nichts eine Katastrophe sein würde.
Mit dem, was folgte, wurde alles prekär: Kurt sprach von Wikimedia als
seinem Kind, eine Sekunde freute mich sein Engagement, dann dachte ich:
das war soeben die Wende. Wenn er den Job behält, dann weiß niemand, ob
das nicht auch damit zu tun hatte, dass keiner ihm das Herz brechen
wollte. Und wenn er ihn verliert - obwohl er diesen Job mit angenehmer
Souveränität und Stil absolvierte - dann werden ihm die, "die ihm das
Kind nahmen" nur noch mit schlechtem Gefühl begegnen können. Ich fuhr in
mein Oldenburgisches Exil, das mir derzeit allen Humor nimmt, und dachte
mir, so wird es wohl kommen.
Was aus alledem zu machen ist? Vielleicht führt man eine Doppelspitze
ein, aus der nach zwei Jahren der jeweils Dienstältere weichen muss,
falls da Neukandidaten anstehen - irgendetwas, das Wechsel gewöhnlich
aber weder notwendig noch abrupt macht. Vor allem sollte man für
Kampfkandidaturen einen neuen Stil haben: Die Stimmung von
Pallastrebellionen darf nicht aufkommen. Es darf nicht sein, dass es da
womöglich Gutinformierte gibt, die aus Gesprächen hinter vorgehaltener
Hand wissen, wer womit unzufrieden ist, und andere, die dumm in
Abstimmungen hineingehen. Ich will mich nicht auf Stammtischen bei
Dritten informieren, wen ich weshalb wählen soll. Will auch nicht
einfach nach Charakter wählen. Oder wenn es nur darum geht, welches
Gesicht in der Presse erscheint, dann will ich eben das gesagt kriegen
(und mehr Gesichter zur Auswahl haben).
Überhaupt sollte es beim ehrenamtlichen Mammutjob so sein, dass man froh
ist, wenn man seinen Turnus geschafft hat. Man macht sich warm, geht
raus, gibt seine Leistung, geht ins Team zurück, und die sagen: "gut
gemacht", egal wie gut man war, man hat sich eben verausgabt und andere
können es vielleicht tatsächlich besser.
Ich sag das so als Zuschauer, der keinen der Beteiligten näher kennt und
mit jedem gleich gelassen nachdenken will, worüber auch immer, beim
Kaffee. Kurt erlaubt, dass ich mich an diesem Kind freue, obwohl ich an
seiner Zeugung nicht teilhatte (zum Glück, man will da nicht zuviele im
Bett haben). Denen, die es zeugten und nährten, meinen Dank; es ist, so
scheint's mir doch, eines der erfolgreichsten Kinder Deutschlands,
Gruß,
Olaf