Liebe Wikimedia Mitglieder
Ich schwieg die letzten Tage auf der Mailingliste trotz Kandidatur für eine der
beiden höheren Positionen bei der anstehenden Vorstandswahl, in der Hoffnung,
etwas mehr Transparenz in eine mir durchaus unliebsame Initiative des
amtierenden Vorstands zu bringen.
Wie Ihr wisst, waren alle Bewerber dazu angehalten, zu zwei Stichterminen am 10.
und 18. April sich zu vorab positionieren – ein Verfahren, das bedenklich
bleibt, da es einige Unberechenbarkeit birgt: Es findet mit ihm keine Diskussion
über mögliche Vorstandskombinationen und Arbeitsteilungen vorab statt. Im
riskanten Fall bleiben wichtige Positionen ohne (Gegen-)bewerber.
Meine eigene Entscheidung geschah mit dem Ziel, der Community auf allen
Positionen Gegenkandidaten zur Verfügung zu stellen – und in einer Erwägung der
Kompetenzen, die ich in diese Position lieber an zweiter Stelle einbringe, im
Interesse größtmöglicher Klarheit allein auf die Position des Zweiten
Vorsitzenden.
Ich war in Anbetracht der klar gesetzten Bewerbungsregeln umso erstaunter, als
ich am Morgen des 19. April, nach Ablauf der letzten Einreichfrist, von
Sebastian Moleski einen Telefonanruf erhielt, mit der Bitte, ihm für eine
Rekonfiguration des Teilnehmerfeldes hinter den Kulissen zur Verfügung zu
stehen. Zur "Erhöhung meiner Chancen" solle ich auch auf einen der Beisitze
kandidieren, so dass ich es in jedem Falle in den Vorstand schaffte. Ich empfand
den Anruf als Zumutung des Versuchs, meine Kandidatur gegen Mitkandidaten im
Beisitzerfeld laufen zu lassen und die zweite Vorsitzende im selben Schachzug
vor einer eindeutigen Gegenkandidatur zu befreien – fragte mich jedoch, wie ich
dieses taktische Spiel als so abgelaufen schriftlich von Sebastian bestätigt
erhielte.
Die einzige Option dazu schien mir die Annahme des Vorschlags bei einer
diesbezüglichen Notiz in meiner Bewerbung, die der Vorstand wiederum annehmen
müsste. Die Veröffentlichung geschah heute, und ich sollte sie an dieser Stelle
kommentieren:
Ich denke, dass eine nachträgliche Kandidaturänderung so sehr ein Ding der
Unmöglichkeit ist, wie ein Procedere, bei dem der amtierende Vorstand nach
Durchsicht der Unterlagen zum Telefonhörer greift und Einzelne bittet, ihre
Kandidaturen im Interesse einer von ihm gewünschten Konfiguration des zu
wählenden Vorstands umzuschichten.
Was meine eigene Bewerbung anbetrifft, so denke ich, dass sie aus
Fairnessgründen gegenüber den Bewerbern, die solche Nachfragen nicht erhielten,
auf den Status zum Stichzeitpunkt zurück gestellt werden muss. Ich ziehe die
Bewerbung von den Beisitzerpositionen zurück, stelle von meiner Seite aus den
anvisierten Zustand wieder her, und bitte um die klare Handhabung in den
Briefwahlunterlagen. Man wird darüber nachdenken müssen, wie das gesamte
Verfahren zu bewerten ist. Für meinen Teil ist die Bitte um Euer Vertrauen mit
der Verpflichtung verbunden, Transparenz möglichst weit zu riskieren, das geht -
wie in diesem Fall - nicht immer ganz gradlinig,
Mit den besten Grüßen
Olaf Simons
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Dr. Olaf Simons
Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt
Schloss Friedenstein
99867 Gotha
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