@Sebastian:
Der Vorstand ist unserer Satzung und dem BGB zu Folge nicht nur eines der drei offiziellen Organe des Vereins, sondern sogar dessen vertretungsberechtigte Spitze und damit natürlich ein politisches Amt - und zwar unabhängig davon ob es ehren- oder hauptamtlich ausgeübt wird.
Es ist doch realitätsfremd, so zu tun, als sei das ein Job wie jeder andere auch, den man bis zur Rente machen könnte, wenn man sich bloß nicht zu schulden kommen läßt.
Die Besetzung dieses Amts ist ein wesentliches Werkzeug des Präsidiums die Ausrichtung und Entwicklung des Vereins zu beeinflussen. Und Du glaubst Doch nicht ernsthaft dass ein für ein (jetzt zwei Jahre) gewähltes Gremium bis zu 5 Amtszeiten wartet, bis es aktuell für notwendig erachtet Kurskorrekturen vornimmt?! Wenn für den Wechsel (wie aktuell) einvernehmlich eine Übergangsregelung gefunden wird, die gewährleistet, dass der Verein in der Zeit des Übergangs seine Handlungsfähigkeit behält, sehe ich weder arbeits- noch vereinsrechtlich unlösbare Probleme.
Manchmal hilft es unbefangen und ohne nennenswerte Vorgeschichte mit einer der betroffenen Seiten an eine solche Sache rangehen zu können:
- Ich sehe ein demokratisch legitimiertes Präsidium, dass seiner Aufgabe entsprechend die Strategie Vereins formuliert, dabei eine neue Schwerpunktsetzung beschließt, feststellt, dass sie diese langfristig nicht mit dem amtierenden Vorstand realisieren kann oder will, und deshalb mit diesem einen Auflösungsvertrag vereinbart.
- Ich sehe einen Vorstand, der von dieser Entwicklung zwar kalt erwischt wird, aber dann bemerkenswert souverän und professionell damit umgeht. Es wird einen für beide Seiten akzeptable Übergangslösung gefunden.
- Und ich sehe die Mitarbeiter der Geschäftsstelle, die trotz ihrer persönlichen Betroffenheit eine professionelle Mitgliederversammlung auf die Beine stellen, auf der die jüngsten Entwicklungen vorgestellt und kontrovers diskutiert werden.
Soweit ist das meines Erachtens ein zwar einschneidender, aber in demokratischen Gruppierungen gängiger Vorgang.
- Leider sehe ich dann aber auch vertrauliche Informationen, die an die Öffentlichkeit durch gestochen werden und dort einen völlig unprofessionellen Eindruck hinterlassen.
- Ich höre kaum verklausulierte Drohungen auf Grund der oben beschrieben Entwicklungen, an übergeordneter Stelle den Geldhahn zuzudrehen.
- Und ich lese in unseren Wikis, den einschlägen Foren und z.T. auch in dem Medien, wie mal wieder ohne jede Differenzierung über unseren Verein und unser Projekt hergezogen wird. Das dabei gegensätzliche Positionen innerhalb des Vereins in einen Topf geworfen und als Argumente gegen uns verwendet werden, scheint da drau0en kaum jemanden zu interessieren.
Und das sind Entwicklungen, die ich für viel bedenklicher halte als hypothetische atmosphärische Störungen im Verhältnis zum WMF. Insbesondere da letztere meines Wissens schon länger und unabhängig vom Wechsel des Vorstand bestehen und sogar ihre Ursache dort haben, wo das Präsidium jetzt offensichtlich ansetzen möchte. Wenn das FDC uns die Zuteilung deshalb gekürzt hat, weil nicht genügend Mittel in den Projekten ankamen, wo sie hin sollten, wird sie sich sicher nicht daran stören, wenn jetzt wieder vermehrt auf die Community-Arbeit und -Förderung gesetzt wird?!
Die vielen Fehler in dieser Logik wurden auf dieser Mailingliste schon mehrfach dargestellt. Die Tatsache, dass der freie Zugang zu Wissen und Bildung für jedermann nicht allein dadurch entsteht, dass sich im Internet eine engagierte Community bildet, wird nicht dadurch widerlegt, dass man immer wieder das Gegenteil behauptet.
Gäbe es dieses Projekt und diesen Verein überhaupt ohne eine engagierte Community, die Tag ein, Tag aus in unseren Wikis Inhalte schafft? Bekämen wir auch nur annähernd so viele Spenden, wenn wir nicht die größte Content--Website der Welt mit unseren Fundraising Bannern bestücken könnten? Wohl kaum: Ohne diese Projekte wäre Wikimedia wohl ein weitgehend bedeutungsloser LobbyVerein ohne nennenswerte finanzielle Mittel.
Was ist an der Forderung so vermessen, einen erheblichen Teil der Spenden auch für den Zweck einzusetzen, für den sie ursprünglich gestiftet wurden? Ich halte das eigentlich für eine Selbstverständlichkeit. Es verlangt doch überhaupt niemand die anderen Bereiche zu vernachlässigen. Aber die Rückbindung und Verzahnung des Vereins mit der Community, aus der er entstanden ist, halte ich aktuell für deutlich ausbaufähig.
Und deshalb ist (unabhängig von den Personalfragen) die Justierung, die das Präsidium gerade vornimmt, keine Gefahr für den Verein und seine Mission, sondern ein längst überfälliger Schritt.
// Martin