Hallo Martin,
2014-05-26 10:14 GMT+02:00 Martin Kraft martin.kraft@gmx.de:
Vielleicht sollte man dieser Analyse noch hinzufügen, dass das Abstimmungsergebnis in dieser Frage schon allein deshalb nicht als repräsentativ für den gesamten Verein sein kann, weil am Samstag eine Gruppe deutlich überrepräsentiert war, die in Hinblick auf die jüngsten Entwicklungen um Präsidium und Vorstand direkt betroffen und dadurch eigentlich befangen sind: Nämlich die Vereinsmitglieder, die zugleich Mitarbeiter der Geschäftsstelle sind.
Schon an dieser Stelle erschließt sich mir die Logik nicht. Mitglieder stimmen in Vereinen immer auf Basis dessen ab, was sie persönlich für richtig halten. Sie müssen sich niemandem gegenüber rechtfertigen und haben auch keinerlei Pflichten, bei ihrer Stimmabgabe die "Interessen des Vereins" oder ähnliches zu berücksichtigen. Sie haben die volle Freiheit, abzustimmen, wie ihnen die Nase gewachsen ist. Und das tun sie auch, jeder mit seiner ganz eigenen Motivation. Wir haben Spender, Wikipedia-Autoren, Fotografen, Entwickler, PR-Berater, Mitarbeiter, Journalisten, etc. als Mitglieder. Jedes Mitglied hat das gleiche Recht, seine Stimme abzugeben, genauso wie bei der Bundestagswahl auch jeder unabhängig von seiner persönlichen Motivation das gleiche Stimmrecht hat. Es käme auch keiner auf die Idee, Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung von den Wahlen auzuschließen, weil ihre Jobs vom Ergebnis abhängen.
Ein sehr geringer Teil dieser Mitglieder kommt zur Mitgliederversammlung: in der Regel diejenigen, die sowohl das größte Interesse an den Diskussionen und den Ergebnissen der Versammlung haben als auch die finanzielle und zeitliche Möglichkeit, daran teilzunehmen. Das heißt aber, und da gebe ich dir recht: die Teilnehmer der Mitgliederversammlung sind bestenfalls zufällig repräsentativ für die gesamte Mitgliedschaft. Daran kann und sollte man wohl arbeiten, schließlich ist es schon mehr als absurd, dass seit Jahren konsequent etwa 50-60 Leute zur MV kommen (dabei größtenteils immer dieselben), obwohl der Verein in der Zwischenzeit um ein Vielfaches gewachsen ist und heute Tausende aktive Mitglieder hat.
So sehr ich die Position jedes einzelnen nachvollziehen Mitarbeiters nachvollziehen kann und die, die ich von ihnen kenne, persönlich schätze, wirft das doch die Frage auf, wie man sicherstellen das Entscheidung der MV im Sinne des Vereins und nicht nur im Sinne der Geschäftsstelle fallen. Beides ist zwar häufig, aber (unabhängig von den aktuellen Fragen) eben nicht zwangsläufig immer identisch. Und da ist es schon problematisch, wenn sich systembedingt (die GS organisiert die MV) ein erheblicher Teil der auf der MV anwesenden Stimmberechtigten in solch einem Interessenkonflikt befindet.
/Man stelle sich nur mal den hypothetischen Fall vor, dass z.B. auf einer
MV in Berlin über eine (warum auch immer) sinnvoll erscheinende Verlagerung der Geschäftsstelle in den geographischen Mittelpunkt Deutschlands (also nach ///Landstreit bei Eisenach)/ abgestimmt würde.../
Was heißt hier "sinnvoll"? Ich möchte hoffen, dass bei einer Verlagerung der Geschäftsstelle die Interessen der Mitarbeiter ausdrücklich berücksichtigt werden. Wir haben es mit Menschen zu tun, die sich mehr als selbst die engagiertesten Community-Mitglieder jeden Tag 8+ Stunden dafür einsetzen, Freies Wissen in seiner facettenreichen Vielfalt zu fördern. Sie sind alle mit Herzblut dabei, und das eher trotz, nicht wegen der gezahlten Gehälter und Löhne.
Ich denke, der beste Weg wäre, die Beteiligung von mehr Mitgliedern an der Mitgliederversammlung zu forcieren, statt darüber nachzudenken, wie man die Beteiligungsmöglichkeiten bestimmter Mitgliedern oder Mitgliedergruppen einschränkt.
Beste Grüße Sebastian Moleski