On 19.01.2011 23:11, Olaf Simons wrote:
Ich fragte mich vor allem, wie öffne ich das Geschehen für einen Prozess des Mitdenkens und der Reflexion darüber was wir alle von diesem Verein wollen. Als isolierter Community-Vertreter sah ich wenig, was ich im Diskussionsprozess in der AG bewegen konnte, da war kaum ein solcher - zumal mich durchaus niemand informierte über das, was der Verein in Zukunft machen will und was die Satzung darum aus Sicht des Vorstands leisten muss.
Ich bezweifle zunehmend, dass du die Aufgabe der AG richtig verstanden hast. Sie sollte ein konkretes Problem effektiv aus der Welt schaffen: dass Haftung und Verantwortung für die Geschäftsführung des Vereins nicht bei derselben Person/demselben Organ liegen. Was der Verein in Zukunft machen will, ist eine reichlich separate Fragestellung, die auch kaum innerhalb einer AG aus sechs Menschen abschließend geklärt werden kann. Praktischerweise war das auch nicht ihre Aufgabe.
Das heißt übrigens nicht, dass diese Frage nicht gestellt werden soll. Ganz im Gegenteil muss sie ständig und regelmäßig gestellt werden, im offenen Dialog und gern auch streitbarer Diskussion. Dass wir darin bisher nicht sehr erfolgreich waren, ist eine Binsenweisheit.
Insofern? Ja, ich rechne damit, dass es Unsicherheit gibt, auch damit, dass ein gemischtes Ergebnis zustande kommen kann - und ehrlich, ich fände das positiv. Im guten Fall werden wir das alles modulweise zerlegen, was die Entwürfe anbieten und es, nachdem die Wahl ein Meinungsbild geben haben wird mit Achtung vor den Wählerstimmen, zusammensetzen. Ich mache gerade darum dafür Werbung, das vielfältige Votum zu riskieren und nicht zu sagen: Wir müssen alle einheitlich wählen, können uns Einsprüche gar nicht leisten. Wir können sie uns leisten.
Nein, wir können uns unsere aktuelle Struktur nicht mehr leisten. Es ist völlig inakzeptabel, dass ein ehrenamtliches Gremium für die Mittelverwendung von über 2 Millionen Euro in der persönlichen straf- und zivilrechtlichen Haftung steht. Es ist völlig inakzeptabel, dass die höchste hauptamtliche Führungskraft, die im Tagesgeschäft die Gesamtverantwortung trägt, nicht haftbarer gemacht werden kann, als jeder andere Angestellte. Dass das inakzeptabel ist, hat die letzte AG und haben die letzten zwei Mitgliederversammlungen bereits festgestellt. Was jetzt aus der AG herausgekommen und vom Vorstand vorgeschlagen wird, beschränkt sich auf die Lösung dieses konkrete Problem, und tut das so minimalinvasiv wie möglich.
Die ganzen anderen Probleme, die uns auch noch begleiten, wie Förderung von externen (aka nicht vom Verein geführten) Projekten, Mitsprache der Projekt-Community in Entscheidungsprozessen, Effektivität des Vereins und seiner Aktivitäten, Mitgliederengagement, etc., müssen auch alle noch gelöst werden. Aber es ist weder sinnvoll noch notwendig, diese ganzen anderen Probleme mit aller Eile und ohne umfassendes Konsultieren und Ausprobieren an die Haftungsthematik anzuhängen.
Das Haftungsthema begleitet uns seit über anderthalb Jahren, es wurde studiert, diskutiert, offen wie geschlossen beraten. Zwei von den Mitgliedern gewählte Arbeitsgruppen haben sich mit sehr viel Aufwand und Mühe mit dem Thema beschäftigt. Das Ergebnis dieser ganzen Beratungen und Diskussionen ist der vorliegende Vorstandsantrag.
Was steht dem gegenüber? Ein Antrag, der ein ganz anderes Problem angreift (und über das tatsächlich, wenn überhaupt, erst seit ein paar Monaten irgendwo diskutiert wird), eine unausgereifte, inadäquate Lösung vorschlägt (dein Gutachtergremium hat mit Community-Einbindung in Entscheidungsprozessen effektiv herzlich wenig zu tun), tatsächlich im stillen Kämmerlein auf intransparente Weise produziert wurde, das Haftungsproblem prinzipiell auf die gleiche Weise wie der Vorstandsantrag löst, und jetzt den Mitgliedern als vermeintliche Alternative vorgelegt wird. Du setzt mit diesem Antrag bewusst und mit voller Absicht die Handlungsfähigkeit des Vereins aufs Spiel. Und warum? Weil du den Auftrag, den du von der Mitgliederversammlung bekommen hast, schlicht nicht verstanden oder akzeptiert hast.
Du hast bereits erklärt, dass du bei der nächsten Wahl kandidieren wirst. Ich bin sehr gespannt auf deine Kandidatur und kann kaum warten zu sehen, wie du während deiner Amtszeit deiner Verantwortung gerecht werden wirst.
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