Hallo Kurt,
Wikim/pedia ist nicht das einzige Projekt, das von Freiwillen lebt. Ob
Jugend-Rot-Kreuz, Jugendkirchen, Studentenfilme, es gibt viele
Projekte die Low- und No-Budget haben und trotzdem Freiwille
begeistern können, sich zu engagieren.
Jeder Mensch braucht aber eine Vergütung in irgendeiner anderen Form
und wenn kein oder nur wenig Geld zur Verfügung steht, muß es in
anderer Form erfolgen, die z. B. wären:
* Zeugnisse und Arbeitsnachweise (z. B. Mitwirkungsverträge die für
den Lebenslauf genutzt werden können)
* Namensnennung (ebenfalls wichtig für den Lebenslauf)
* positive Resonanz und wie das Gefühl etwas entscheidendes zu
bewirken und bewirkt zu haben (das Prinzip mit dem Wikipedia ja
hauptsächlich funktioniert)
Eine Lösung wäre z. B. auch, die Workshops und Fortbildungen vom
Arbeitsamt prüfen zu lassen, ob es als offizielle Fortbildungsmaßnahme
anerkannt werden kann. So könnte z. B. Gebühren, das für einen
Workshop investiert wird vom Arbeitsamt anerkannt werden: Kurz:
Wikimedia fördert freies Wissen und die, die das freie Wissen generieren.
Für Projekte habe ich vor einiger Zeit ein das Beispiel genannt, das
seit je her in Film, Theater und Oper genutzt wird: Die Möglichkeit
eines zeitlich begrenzten Projektvertrages, der auch entsprechend
vergütet wird.
Die Probleme von Wikimedia sind nicht neu und es gibt genug Lösungen.
Sie müssen halt aktiv gesucht und angewandt werden.
Beste Grüße
Juliana
Am 06.01.11 schrieb Kurt Jansson <jansson(a)gmx.net>et>:
Am 04.01.2011 20:38, schrieb Olaf Simons:
Du selbst sagtest in der zweiten Sitzung der AGV,
dass an
Mitgliederinitiativen gar nicht zu denken sei. Von den Mitgliedern komme
nichts, selbst wenn Du sie dazu aufriefest, sich in einem Projekt, das Du
aufbaust, zu engagieren. Da antworteten allenfalls ein oder zwei Personen.
Sebastian mag hier etwas ungerecht überspitzt haben, doch im Kern haben
Vorstand und Geschäftsstelle diese Erfahrung tatsächlich häufig gemacht. Es
gibt Gegenbeispiele, keine Frage, und von Skillshare lässt sich hier sicher
lernen. Auch Frank konnte damals für die erste Academy eine Reihe
Freiwilliger
gewinnen, die ihn unterstützt haben. Und doch, der allergrößte Teil der
Arbeit
blieb an ihm hängen und am Ende wuchs sie sich zu einem Vollzeitjob aus.
Ohne
Bezahlung.
Da stellen sich mehrere Fragen: Ist es sinnvoll und notwendig, diese
Belastung
Freiwilligen immer wieder zuzumuten? Kann man davon ausgehen, Jahr für Jahr
jemanden zu finden, der sich dies antut? Und wie gefährdet ist so ein
Projekt,
sollte die zentrale Person in den kritischen Wochen vor der Veranstaltung
plötzlich ausfallen - wegen Krankheit oder einfach, weil die Belastung sich
als zu groß herausgestellt hat? Diese Fragen sollte sich Wikimedia
Deutschland
als Mitfinanzier stellen, aber auch die Community insgesamt.
Fakt ist: Ideen für neue Projekte sind in der Vergangenheit nur selten von
Seiten der Vereinsmitglieder und der in Wikipedia und Co. Aktiven an den
Verein herangetragen worden. Sicher, es ist wohlfeil, an dieser Stelle zu
sagen, das Problem sei die Struktur des Vereins, das Fehlen von
Anlaufstellen
oder die unsympathischen Leute an der Spitze. Doch ich bezweifle, dass es
daran liegt.
Das Problem ist ein anderes. Als ich mit Elian in der "guten alten Zeit"
einmal darüber sprach, ob wir nicht im Usenet (Gott hab es selig) neue
Wikipedia-Autoren rekrutieren könnten, sagte sie: Vergiss es. Die Leute dort
hätten schon ein zeitaufwändiges Hobby, die bräuchten kein zweites.
Mit einem ähnlichen Problem haben wir zu kämpfen. Ein Großteil unserer
Mitglieder hat schon ein zeitaufwändiges Hobby, nämlich Wikipedia,
Wikisource,
Wiktionary, Commons und Co. - die suchen kein zweites.
Innovationen und Ideen kamen der Erfahrung nach hingegen in den meisten
Fällen
von Vorstandsmitgliedern, von Externen (Universitäten, Firmen etc.) und
kommen
nun aus der Geschäftsstelle. Es mag gegen die Intuition sprechen, aber auch
andere gemeinnützige Organisationen haben die Erfahrung gemacht, dass Ideen
für neue Projekte und eine organisatorische Weiterentwicklung sehr oft von
Festangestellten kommen. Ganz offensichtlich gelingt es Pavel, hierfür das
richtige Klima zu schaffen. Diese Entwicklung sollten wir unbedingt stärken.
Die Geschäftsstelle sollte keinesfalls zu einem tumben Befehlsempfänger
herabdegradiert werden, sondern Dreh- und Angelpunkt des Vereins sein,
Katalysator für neue Projekte und nicht zuletzt erste Anlaufstelle für Leute
mit guten Ideen.
Ich denke im selben Moment: Wir können uns
eingestehen, dass der aktuelle
Vorstand in der Mitgliedschaft "Gegner" definiert.
Witzig, ich habe eher das Gefühl, dass sich einzelne Mitglieder selbst als
"Gegner" des Vorstands definieren.
Wir begreifen - unser Kompass 2020 liest sich
eher wie das Statement einer
Aktiengesellschaft, die ihre Aktionäre durch gloriose Versprechen des
Wachstums und des Siegs über alle Konkurrenten begeistern will
Naja, nicht durchgängig, aber an einigen Stellen kam mir beim Lesen damals
ebenfalls dieser Gedanke. Vielleicht kann da irgendwann mal jemand mit etwas
Tipp-Ex ran.
Viele Grüße
Kurt
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