Am 04.01.2011 20:38, schrieb Olaf Simons:
Du selbst sagtest in der zweiten Sitzung der AGV, dass an Mitgliederinitiativen gar nicht zu denken sei. Von den Mitgliedern komme nichts, selbst wenn Du sie dazu aufriefest, sich in einem Projekt, das Du aufbaust, zu engagieren. Da antworteten allenfalls ein oder zwei Personen.
Sebastian mag hier etwas ungerecht überspitzt haben, doch im Kern haben Vorstand und Geschäftsstelle diese Erfahrung tatsächlich häufig gemacht. Es gibt Gegenbeispiele, keine Frage, und von Skillshare lässt sich hier sicher lernen. Auch Frank konnte damals für die erste Academy eine Reihe Freiwilliger gewinnen, die ihn unterstützt haben. Und doch, der allergrößte Teil der Arbeit blieb an ihm hängen und am Ende wuchs sie sich zu einem Vollzeitjob aus. Ohne Bezahlung.
Da stellen sich mehrere Fragen: Ist es sinnvoll und notwendig, diese Belastung Freiwilligen immer wieder zuzumuten? Kann man davon ausgehen, Jahr für Jahr jemanden zu finden, der sich dies antut? Und wie gefährdet ist so ein Projekt, sollte die zentrale Person in den kritischen Wochen vor der Veranstaltung plötzlich ausfallen - wegen Krankheit oder einfach, weil die Belastung sich als zu groß herausgestellt hat? Diese Fragen sollte sich Wikimedia Deutschland als Mitfinanzier stellen, aber auch die Community insgesamt.
Fakt ist: Ideen für neue Projekte sind in der Vergangenheit nur selten von Seiten der Vereinsmitglieder und der in Wikipedia und Co. Aktiven an den Verein herangetragen worden. Sicher, es ist wohlfeil, an dieser Stelle zu sagen, das Problem sei die Struktur des Vereins, das Fehlen von Anlaufstellen oder die unsympathischen Leute an der Spitze. Doch ich bezweifle, dass es daran liegt.
Das Problem ist ein anderes. Als ich mit Elian in der "guten alten Zeit" einmal darüber sprach, ob wir nicht im Usenet (Gott hab es selig) neue Wikipedia-Autoren rekrutieren könnten, sagte sie: Vergiss es. Die Leute dort hätten schon ein zeitaufwändiges Hobby, die bräuchten kein zweites.
Mit einem ähnlichen Problem haben wir zu kämpfen. Ein Großteil unserer Mitglieder hat schon ein zeitaufwändiges Hobby, nämlich Wikipedia, Wikisource, Wiktionary, Commons und Co. - die suchen kein zweites.
Innovationen und Ideen kamen der Erfahrung nach hingegen in den meisten Fällen von Vorstandsmitgliedern, von Externen (Universitäten, Firmen etc.) und kommen nun aus der Geschäftsstelle. Es mag gegen die Intuition sprechen, aber auch andere gemeinnützige Organisationen haben die Erfahrung gemacht, dass Ideen für neue Projekte und eine organisatorische Weiterentwicklung sehr oft von Festangestellten kommen. Ganz offensichtlich gelingt es Pavel, hierfür das richtige Klima zu schaffen. Diese Entwicklung sollten wir unbedingt stärken. Die Geschäftsstelle sollte keinesfalls zu einem tumben Befehlsempfänger herabdegradiert werden, sondern Dreh- und Angelpunkt des Vereins sein, Katalysator für neue Projekte und nicht zuletzt erste Anlaufstelle für Leute mit guten Ideen.
Ich denke im selben Moment: Wir können uns eingestehen, dass der aktuelle Vorstand in der Mitgliedschaft "Gegner" definiert.
Witzig, ich habe eher das Gefühl, dass sich einzelne Mitglieder selbst als "Gegner" des Vorstands definieren.
Wir begreifen - unser Kompass 2020 liest sich eher wie das Statement einer Aktiengesellschaft, die ihre Aktionäre durch gloriose Versprechen des Wachstums und des Siegs über alle Konkurrenten begeistern will
Naja, nicht durchgängig, aber an einigen Stellen kam mir beim Lesen damals ebenfalls dieser Gedanke. Vielleicht kann da irgendwann mal jemand mit etwas Tipp-Ex ran.
Viele Grüße Kurt