Hallo Olaf,
On 03.01.2011 00:21, Olaf Simons wrote:
Erstens auf die Frage, wie ich den status quo sehe: Wo sind Projekte bei uns derzeit angesiedelt - das ist sehr gemischt gehandhabt. Der Vorstand versuchte, Ressorts aufzubauen und sie im Vorstand anzusiedeln. Man bat mich letzthin im März, als Beisitzer für das Ressort Qualität zur Verfügung zu stehen, das Philipp vakant ließ. So ganz klappte das nicht. Die Idee Projekte und Ressorts im Vorstand anzusiedeln kann strukturell nicht klappen, da Vorstandsmitglieder primär nach generellem Vertrauen gewählt werden. Auf den MVs werden gar keine Ressorts ausgeschrieben. Der am Ende gewählte Kandidat kann für das Ressort Qualitätssicherung komplett ungeeignet sein, aber integere Vorstandsarbeit leisten.
Natürlich ist (derzeit) kein Kandidat dazu verpflichtet, das Ressort zu übernehmen, das er bei seiner Kandidatur angegeben hat. Er gibt damit aber eine Indikation ab, die berechtigterweise zu einer Erwartungshaltung seitens der Wählerschaft führt - nicht anders, wie jedes andere Wahlversprechen auch. Die eigentliche Ressortverteilung findet nach der Wahl innerhalb des Vorstands statt, wobei naturgemäß die Präferenzen und Fähigkeiten der Vorstandsmitglieder eine wesentliche Rolle spielen.
Zum "derzeit": Wenn es nach mir ginge, wäre die Ansage zum Zeitpunkt der Kandidatur auch bindend für den Kandidaten nach der Wahl. Dann könnten die Mitglieder viel eher die Leistung des Kandidaten nach der Wahl mit den Versprechungen vor der Wahl vergleichen. Schließlich muss bereits jetzt jedes Vorstandsmitglied (zukünftig jedes Präsidiumsmitglied) einen eigenen Rechenschaftsbericht verfassen.
Der Sinn und Zweck der Ressorts ist es übrigens nicht, Projekte zu entwickeln, zu leiten oder gar selbst durchzuführen. Wir haben Ressorts eingeführt, um die persönliche Verantwortung einzelner Vorstandsmitglieder für die Strategieentwicklung und Kontrolle innerhalb (halbwegs klar) umrissenener Tätigkeitsbereiche zu stärken. Die strategischen Ziele (s. http://meta.wikimedia.org/wiki/Kompass_2020#Strategische_Ziele) des Vereins werden von den Vorstandsmitgliedern entwickelt, die für das Ressort verantwortlich sind. Sie entwickeln auch die Bewertungskriterien für den Geschäftsführer, um seine Leistung bei der Erreichung dieser Ziele zu messen. Die Ressorts sind eine gewollte Abkehr von einer Kollektivverantwortung, wo sich jeder im Vorstand hinter Mehrheitsbeschlüssen verstecken kann und keine persönliche Verantwortung übernehmen muss.
Im Laufe des letzten Jahres scheint man das Problem im Vorstand in Anbetracht der Qualitätsressort-Vakanz klarer erfasst zu haben und besetzte eben dieses Ressort schließlich direkt mit Achim, der bislang nicht im Vorstand ist. Im Moment gibt es also Projekte und Ressorts außerhalb des Vorstands (Matthias und Achim etwa) und manche im Vorstand (Beisitzer agieren etwa gleichzeitig mit Projekten).
Es tut mir leid, wenn hier missverständlich kommuniziert wurde. Die Ressorts werden grundsätzlich nur von Vorstandsmitgliedern geleitet. Achim wurde zum Vorstandsreferenten ernannt, um das Ressort Qualität zu leiten, nachdem keiner der Kandidaten, die sich für die Wahl mit diesem Ressort beworben haben, gewählt wurden und es innerhalb des neu gewählten Vorstands niemanden gab, der diese Rolle übernehmen konnte oder wollte. Der "Vorstandsreferent" ist eine temporäre Lösung für eine Ausnahmesituation, die hoffentlich nach den nächsten Wahlen nicht mehr gebraucht wird.
Weder Achim noch einer der anderen Ressortleiter (auch die Beisitzer nicht) ist selbst für die Leitung von Projekten zuständig. Mathias im Gegensatz ist als (hauptamtlicher) Mitarbeiter sehr wohl für die Leitung von Projekten zuständig, dabei insbesondere für solche, die den Ressorts Qualität und Lobbying zugeordnet werden können.
Die Projekte sind zudem tatsächlich nur mehr oder weniger klar in der Geschäftsstelle angesiedelt, je nach ihrer Vergangenheit. Bei den Vorverhandlungen zu Skillshare, einem zukünftigen Projekt, scheint Nadine am Ende vor allem mit Pavel um das grüne Licht verhandelt zu haben (so beide hier).
Sämtliche Projekte des Vereins sind mittelbar oder unmittelbar der Geschäftsführung untergeordnet. Sie werden von hauptamtlichen Mitarbeitern des Vereins, aber auch von Freiwilligen umgesetzt. Skillshare war kein Projekt des Vereins und sollte es auch nie werden. Es war ein Community-Projekt, das vom Verein gefördert werden sollte, und zwar damals mit dem größten Betrag, den je ein Community-Projekt vom Verein erhalten hat.
Sicher ist nicht alles perfekt gelaufen, Fehler wurden gemacht. Was wir daraus gelernt haben, zum Beispiel, dass es klarere Regeln und Bedingungen für Projektförderungen geben muss, streitet niemand ab. Ich gehe davon aus, dass es dazu bald einen Entwurf geben wird, den wir natürlich mit Mitgliedern und Community beraten möchten.
Zukünftige Projekte landen, wie Du, Alice, sagst, von der "Planung bis zur Realisation" in der Geschäftsstelle bei Pavel, dem zukünftigem Vorstand, der selbst nicht gewählt ist, als Angestellter zu uns kam.
Das Präsidium/der Aufsichtsrat ist für Kontrolle und langfristige Strategien zuständig. Das ist durchaus keine klare und transparente Regelung. Spielen wir das durch: Ich habe eine Idee, man hört sie an und gibt sie zu "Planung und Realisation" an Pavel weiter; der findet mich nicht kooperativ genug, beerdigt mein Projekt oder er macht es mit Leuten seiner Wahl. Fairer Deal, wenn er Planung bis Realisation macht. Was genau mache ich nun? Soll ich sagen: Pavel ist ungerecht?
Ich persönlich finde die Idee eines Community-Gremiums zur Verteilung von Fördergeldern für externe Projekte eine gute Idee. Zu meiner Unizeit in Texas habe ich soetwas für die Studentenvertretung aufgebaut, womit es erstmals einen strukturierten und nachvollziehbaren Weg für Studentorganisationen gab, Mittel für ihre Organisationen zu erhalten. Das Gremium gibt es immer noch und erfreut sich, soweit ich das als Ehemaliger erkennen kann, sowohl steigender Beliebtheit als auch eines jährlich wachsenden Budgets. Ich fände es gut, wenn wir für den Verein etwas ähnliches etablieren können. Aber bitte nicht als in-Stein-gemeißeltes Satzungsgremium, solange wir es nicht erst einmal ausprobiert, Fehler gemacht und davon gelernt, und wir einen gut funktionierenden Modus gefunden haben. Dein Antrag macht für mein Befinden den dritten Schritt vor dem ersten.
Trennen möchte ich dabei aber die Projekte, die als "externe" Ideen gefördert werden, von denen, die direkt vom Verein selbst unternommen werden. Warum? Weil so gewährleistet werden kann, dass einerseits Ideen auch dann umgesetzt werden, wenn sie nicht in die Jahresplanung des Vereins passen und/oder es engagierte Freiwillige gibt, die Projekte in Eigenregie realisieren wollen. Anderseits muss es aber auch eine aktive Jahresplanung geben, mit der die Strategie (s. Kompass 2020 oben) des Vereins realisiert wird.
Der Verein hat nicht den Luxus, sein gesamtes Projektbudget auszuschreiben und passiv darauf zu warten, dass Ideen von außen kommen, die dann als solche gefördert werden. Er hat diesen Luxus nicht, weil er zum einen seine Mittel zeitnah verwenden muss. Konkret müssen (fast) alle Spenden, die in diesem Jahr zugehen, spätestens im nächsten Jahr verwendet werden. Er hat diesen Luxus aber noch aus einem viel wichtigeren Grund nicht: es gibt konkrete, extern-gewandte strategische Ziele, die zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht werden sollen. Das bedingt zwangsläufig, dass Einfluss auf Projekte genommen und Erfolg kontrolliert werden muss.
Ich sehe die Zukunft des Vereins darin, dass er beides (und noch viel mehr) lebt. Er soll externe Projekte fördern, er soll aber auch eigene umsetzen. Er soll das machen, was im Einzelfall am ehesten geeignet ist, unsere Mission zu erfüllen. Denn nur sie zählt.
Pavel übt nur Verantwortung aus, die ihm das Präsidium überließ. Also muss ich mich beim Präsidium beklagen - das mir im selben Moment sagt: "Hör mal, wir überlassen Pavel bei der Projektarbeit Planung und Realisation, und kontrollieren, dass er Geld satzungsgemäß ausgibt - wenn Dir was nicht gefällt, weise ihm oder uns nach, dass er Gelder nicht satzungsgemäß ausgibt. Oder komm zur nächsten MV und stimme dort gegen den Haushalt (in dem Dein Projekt gar nicht vorkommt) - und dabei machen wir es zudem so, dass die nächste MV nicht diesen März sondern in zwei Jahren stattfindet - dann wollen wir sehen, ob noch jemand versteht, warum Du Dich ungerecht behandelt fühlst.
Ich weiß nicht, woher du die Idee hast, dass diese Herangehensweise heute gelebt wird oder zukünftig gelebt werden wird. Weder ist die Kontrolle durch den derzeitigen Vorstand auf die satzungsgemäße Verwendung der Mittel beschränkt (tatsächlich ist das Aufgabe der Kassenprüfer) noch wird der Haushalt nur alle zwei Jahre beschlossen. Der Haushalt wird heute schon jährlich neu aufgesetzt und wird das wohl auch in der Zukunft. Die Details sind noch nicht klar, aber mein Vorschlag wäre eher, dass wir jährlich im späten Herbst eine MV nur zur Beratung und Beschlussfassung des Wirtschaftsplans durchführen, mit vorgeschalteter Diskussion online oder bei regionalen Veranstaltungen. Hier hoffe ich tatsächlich, dass es Ideen und Vorschläge auf der Januar-MV gibt, wie soetwas sinnvollerweise ablaufen kann.
Zum Thema Kontrolle: Der Vorstand macht dem Geschäftsführer heute inhaltliche Vorgaben darüber, welche Ziele zu erfüllen sind. Das wird das zukünftige Präsidium ebenso machen. Aus diesen Zielen entwickelt der Geschäftsführer (zukünftig der Vorstand) einen Haushalts- und Projektplan, mit dem er vorschlägt, wie er gedenkt, diese Ziele zu erreichen. Input für diese Planung gibt es aus verschiedenen Richtungen. Hier wäre es für die Zukunft sicher gut, wenn wir den Prozess noch offener und einladender als bisher gestalten. Der Versuch 2009, Planungsteams zur Erarbeitung dieses Projektplans zu etablieren, war bekanntermaßen nicht so erfolgreich. Ich bin aber weiter davon überzeugt, dass der Ansatz vom Grundgedanken her richtig ist.
Wie sieht es nun mit deinem Beispielprojekt aus? In der rosigen Zukunft, die ich mir für den Verein wünsche, gibt es mehrere Wege dahin:
(1) Wenn du eine Idee hast, die du nicht selbst umsetzen möchtest, ist der jährliche Planungsprozess die beste Herangehensweise. Du machst beispielsweise den Vorschlag einer öffentliche Diskussionsrunde um Freie Inhalte in der Planungsgruppe Qualität, die das diskutiert und in ihren Vorschlag für die Jahresplanung einarbeitet. Darin benennst du, wie so eine Veranstaltung aussehen könnte, was an Mitteln notwendig wäre, wer vielleicht daran teilnehmen könnte, etc. Wird die Idee vom Vorstand in die endgültige Projektplanung aufgenommen, kannst du dich an der Umsetzung soweit beteiligen, wie du selbst auch dazu bereit bist, oder du gehst halt nur hin, wenn es soweit ist. Wird die Idee nicht aufgenommen, bleibt dir noch die Möglichkeit, sie als selbstorganisiertes Projekt umzusetzen.
(2) Möchtest du so eine Veranstaltung lieber selbst organisieren, arbeitest du einen Projektentwurf aus, den du einem Gremium wie oben genannt oder ähnlich deinem Gutachtergremium zur Bewertung präsentiert. Dort wird dein Vorschlag diskutiert und eine Auswahl unter allen vorliegenden Entwürfen getroffen, bei der auch festgelegt wird, wieviel materielle Unterstützung das Projekt erhält. Die Entscheidung des Gremiums sollte dabei insofern final sein, als dass es keine weitere inhaltliche Prüfung der Förderungsanträge gibt, sondern bestenfalls die Einhalt von Förderungsbedingungen kontrolliert wird. Kommst du mit deinem Projekt dennoch nicht zum Zuge, kannst du es im nächsten Anlauf noch einmal probieren, dich vielleicht mit einem anderen Projekt zusammentun oder andere Wege der Umsetzung suchen.
Hast du weder bei (1) noch bei (2) Erfolg, kannst du den Weg der demokratischen Mehrheitsbildung gehen und beispielsweise versuchen zu erreichen, dass die Mitgliederversammlung Prioritäten ändert, der Aufsichtsrat dem Vorstand andere Vorgaben macht oder für eine andere Besetzung des Verteilungsgremiums werben.
Es geht dagegen ganz und gar nicht, dass der Vorstand - Pavel - selbst entscheidet, wieviel Geld seine Projekte kriegen und dabei ledigkich noch "kontrolliert" wird von einem Präsidium, das nicht klar definiert, was Kontrolle dabei heißt. Kontrolle heißt hier satzungsgemäß, dass alles vom Präsidium aus ok ist, wenn der Mitteleinsatz den WMDE-Zielen entspricht und wenn die Mitglieder vor zwei Jahrten dem Haushalt zustimmten. Das ist effektiv alle Kontrolle, die Euer Entwurf vorsieht.
Nein, das tut er nicht. Der Entwurf sieht in § 10 (3) vor, dass das Präsidium die strategische Planung des Vereins fortschreibt, Zielvorgaben für den Vorstand formuliert und die Umsetzung kontrolliert und beaufsichtigt. Er hat dafür mehrere Hebel, z.B. über die Gestaltung der Vergütung, und hat zuletzt jederzeit die Möglichkeit, den Vorstand durch einen neuen zu ersetzen. Das ist für mein Befinden eine sehr umfassende Kontrolle durch ein Gremium, das sich wiederum vollumfänglich den Mitgliedern gegenüber verantworten muss.
..aber es geht hier um die ganz andere Frage, welchen Einfluss die Mitglieder in Zukunft noch haben. Gibt die Satzung, die der Vorstand vorschlägt, ihnen mehr Einfluss als jetzt - nein.
Das tut sie sehr wohl. Die neue Satzung stärkt im Gegensatz sogar entschieden die Einflussmöglichkeiten der Mitglieder in der Mitgliederversammlung:
* Die Mitgliederversammlung entscheidet zukünftig über die Entlastung sowohl des (geschäftsführenden) Vorstands als auch des (kontrollierenden) Präsidiums - bisher hatten sie keinen Zugriff auf den Geschäftsführer. Die Entlastung mag aus rechtlicher Betrachtung nur eine untergeordnete Rolle spielen, aus politischer Sicht ist sie aber kein Pappenstiel. Ich gehe davon aus, dass ein Vorstand, dem die Entlastung versagt wird, nicht mehr lange Vorstand bleiben wird, wenn die während der Beschlussfassung diskutierten Mängel nicht behoben werden.
* Die Mitgliederversammlung berät und beschließt zukünftig den Wirtschaftsplan und kann damit auch eigene Prioritäten setzen. Bisher lag die Entscheidung über die Jahresplanung allein in den Händen von Vorstand und Geschäftsführer.
Das von der Arbeitsgruppe entwickelte Modell gibt dem Verein auch für die kommenden Jahre weiteren Wachstums das nötige Fundament. Es ist in anderen Organisationen zur Lösung von Haftungsfragen erprobt und tatsächlich so gut, dass du es selbst zum allergrößten Teil übernommen hast.
Die Idee eines Community-Gremiums zur Verteilung von Fördergeldern ist gut. Ich möchte sie aber erst einmal ausprobiert sehen, bevor wir sie in die Satzung schreiben. Nichts im Entwurf, der seitens des Vorstands in ein paar Wochen zur Abstimmung gestellt wird, behindert das.
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