Alice bittet mich zu präzisieren, wo ich gegenwärtig Projekte in WMDE angesiedelt sehe und notiert dazu exakt, was mich alles andere als beruhigt:
Die Zeiten, in denen die Vorstandsmitglieder ihre eigenen Initiativen verwirklichen, sind vorbei, Planung und Realisation sind in der Geschäftsstelle angesiedelt. Natürlich kommen auch weiterhin Impulse im Gespräch und in den Diskussionen über die mittelfristigen Planungen von einzelnen Mitgliedern. Es wäre ja auch ein Unding, gute Ideen nicht aussprechen und in die Planungen einbringen zu dürfen.
Das heißt: Man vermutet, dass Einzelne in Zukunft noch gute Ideen haben, man werde vom zukünftigen Präsidium aus niemandem verbieten, solche Ideen zu äußern (wie wollte man das auch schaffen?), doch ansonsten gelte schon jetzt, dass sowohl "Planung" wie "Realisation" aller Projekte in der Geschäftsstelle, dem zukünftigen Vorstand, wohlgemerkt einem nicht gewählten, Organ liegen.
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Erstens auf die Frage, wie ich den status quo sehe: Wo sind Projekte bei uns derzeit angesiedelt - das ist sehr gemischt gehandhabt. Der Vorstand versuchte, Ressorts aufzubauen und sie im Vorstand anzusiedeln. Man bat mich letzthin im März, als Beisitzer für das Ressort Qualität zur Verfügung zu stehen, das Philipp vakant ließ. So ganz klappte das nicht. Die Idee Projekte und Ressorts im Vorstand anzusiedeln kann strukturell nicht klappen, da Vorstandsmitglieder primär nach generellem Vertrauen gewählt werden. Auf den MVs werden gar keine Ressorts ausgeschrieben. Der am Ende gewählte Kandidat kann für das Ressort Qualitätssicherung komplett ungeeignet sein, aber integere Vorstandsarbeit leisten.
Im Laufe des letzten Jahres scheint man das Problem im Vorstand in Anbetracht der Qualitätsressort-Vakanz klarer erfasst zu haben und besetzte eben dieses Ressort schließlich direkt mit Achim, der bislang nicht im Vorstand ist. Im Moment gibt es also Projekte und Ressorts außerhalb des Vorstands (Matthias und Achim etwa) und manche im Vorstand (Beisitzer agieren etwa gleichzeitig mit Projekten). Die Projekte sind zudem tatsächlich nur mehr oder weniger klar in der Geschäftsstelle angesiedelt, je nach ihrer Vergangenheit. Bei den Vorverhandlungen zu Skillshare, einem zukünftigen Projekt, scheint Nadine am Ende vor allem mit Pavel um das grüne Licht verhandelt zu haben (so beide hier). Zukünftige Projekte landen, wie Du, Alice, sagst, von der "Planung bis zur Realisation" in der Geschäftsstelle bei Pavel, dem zukünftigem Vorstand, der selbst nicht gewählt ist, als Angestellter zu uns kam.
Das Präsidium/der Aufsichtsrat ist für Kontrolle und langfristige Strategien zuständig. Das ist durchaus keine klare und transparente Regelung. Spielen wir das durch: Ich habe eine Idee, man hört sie an und gibt sie zu "Planung und Realisation" an Pavel weiter; der findet mich nicht kooperativ genug, beerdigt mein Projekt oder er macht es mit Leuten seiner Wahl. Fairer Deal, wenn er Planung bis Realisation macht. Was genau mache ich nun? Soll ich sagen: Pavel ist ungerecht?
Pavel übt nur Verantwortung aus, die ihm das Präsidium überließ. Also muss ich mich beim Präsidium beklagen - das mir im selben Moment sagt: "Hör mal, wir überlassen Pavel bei der Projektarbeit Planung und Realisation, und kontrollieren, dass er Geld satzungsgemäß ausgibt - wenn Dir was nicht gefällt, weise ihm oder uns nach, dass er Gelder nicht satzungsgemäß ausgibt. Oder komm zur nächsten MV und stimme dort gegen den Haushalt (in dem Dein Projekt gar nicht vorkommt) - und dabei machen wir es zudem so, dass die nächste MV nicht diesen März sondern in zwei Jahren stattfindet - dann wollen wir sehen, ob noch jemand versteht, warum Du Dich ungerecht behandelt fühlst.
Ich drücke es so hart aus, weil
Es wäre ja auch ein Unding, gute Ideen nicht aussprechen und in die Planungen einbringen zu dürfen
eine sehr dürre Erlaubnis ist, wohlmeinende Vorschläge einbringen zu dürfen - da ist nicht mal geklärt, welche Form der Antwort ich kriege, ob schriftlich ob mündlich - womöglich kriege ich nichts in die Hand, worauf ich mich nachher auch nur beziehen kann.
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Pavel macht für uns unverzichtbare Arbeit von Spendenakquise bis Steuererkärung - ganz ehrlich: wir können keinen Misstrauensantrag gegen ihn laufen lassen, wenn wir finden, dass er intransparent "Projekte plant und realisiert". Wir können auch nicht den Zehn-Mann Vorstand angreifen - nachdem es gar keine transparenten Verhandlungen im Vorfeld von Projekten gibt (oder transparente Evaluationen nach gesetzten Zeitpunkten).
Ich hätte gerne Vorstand und Präsidium/Aufsichtsrat aus der Kritikzone bei Projekten heraus gezogen. Wenn im Vorfeld transparent verhandelt wird, kann die Community ihre Meinung im Vorfeld abgeben. Der Aufsichtsrat sieht im Vorfeld, was an Kritik kommt, und er wird darauf in seiner Entscheidung eingehen, sobald er selbst ein transparentes Urteil abgegben muss.
Es geht dagegen ganz und gar nicht, dass der Vorstand - Pavel - selbst entscheidet, wieviel Geld seine Projekte kriegen und dabei ledigkich noch "kontrolliert" wird von einem Präsidium, das nicht klar definiert, was Kontrolle dabei heißt. Kontrolle heißt hier satzungsgemäß, dass alles vom Präsidium aus ok ist, wenn der Mitteleinsatz den WMDE-Zielen entspricht und wenn die Mitglieder vor zwei Jahrten dem Haushalt zustimmten. Das ist effektiv alle Kontrolle, die Euer Entwurf vorsieht.
Es beruhigt mich darum nicht, dass der aktuelle Vorstand vermutet, Einzelne würden sicherlich auch in Zukunft noch gute Ideen haben, die sie "natürlich" vorbringen können. Das ist sowieso klar, dass der Vorstand Mitgliedern das Sprechen nicht verbieten kann. Allein, dass hier gestattet wird, was man nicht verhindern kann, lässt mich frösteln.
Ich verstehe, dass das die Satzung nach langen Machtkämpfen entstand. Man konzentrierte sich auf die Personalfrage. Pavel ist auch für mich eine hervorragende Wahl - aber es geht hier um die ganz andere Frage, welchen Einfluss die Mitglieder in Zukunft noch haben. Gibt die Satzung, die der Vorstand vorschlägt, ihnen mehr Einfluss als jetzt - nein. Warum aber nimmt er ihnen Einfluss - und warum sollen sie sich bereit finden sich den Einfluss nehmen zu lassen? Dafür sehe ich keine klare Argumentation,
Gruß, Olaf