Lieber Philipp, liebe Listenleser,
aufgrund der Feiertage gönnte ich mir listen-freie Tagen, daher brauchte es einige Zeit, die alten Mails zu durchforsten. Daher erst jetzt zur vermeintlichen "krassen Falschdarstellung" durch Olaf eine Klarstellung.
Am 24.12.2010 15:09, schrieb P. Birken:
Nur eine krasse Falschdarstellung ist mir aufgefallen, die ich hier korrigieren möchte.
Am 24. Dezember 2010 13:23 schrieb Olaf Simonsolaf.simons@pierre-marteau.com:
Problemfall eins war Skillshare. Abstrahieren wir den Konflikt. Eine Antragstellerin hat ein Projekt und stellt es dem Vorstand vor, dieser verweigert die Unterstützung.
Der Vorstand hat Skillshare begrüßt und deswegen war WM-DE sogar zunächst Mitveranstalter. Nachdem sich die Zusammenarbeit mit den Organisatoren von Skillshare als nicht möglich herausgestellt hat (wobei ich hier keine Schuldzuweisung gegenüber den Skillshare-Organisatoren treffen möchte, sondern nur festhalten möchte, dass die Zusammenarbeit zwischen zwei Gruppen nicht funktioniert hat), wurde das abgeblasen und der Vorstand hat Skillshare mit 5.000 Euro unterstützt, darüberhinaus mit Personal. Wikimedia Deutschland e.V. war damit der größte Geldgeber für Skillshare!
Die "Wahrheit" und "Richtigkeit" von persönlichen Wahrnehmungen und Wertungen hat auf dieser Liste leider niemand mehr gepachtet.
Wikimedia Deutschland war und ist nicht der größte Geldgeber für Skillshare 2010. Die vom Vorstand zugesagten 5000 EUR wurden mehrere Monate mit immer neuen für uns rechtlich unerfüllbaren Bedingungen verknüpft, bis wir im Februar 2010 in Form einer Ausfallhaftung im Rahmen eines umfassenden Sponsoringvertrages mit einem unserer Premiumsponsoren diese nach der Zusage und der fehlenden Auszahlung entstandenen Liquiditätslücke ausgleichen konnten.
Hier haben die Stadtverwaltung, die Handwerkskammer, Universität sowie andere Sponsoren und Unterstützer höherwertige Leistungen (meist umfassende Kooperations-, Schulungs-, Programm- und Sponsorinverträge) erbracht. Hierzu empfiehlt sich die Lektüre unserer Finanzberichte sowie Projektberichte, die eine Darstellung der Leistungen beinhalten. Im März 2011 werde ich die voraussichtlich letzte ehrenamtliche Schulung aus diesen Kooperationen abgewickelt haben; durch eine Vielzahl von ehrenamtlichen Arbeitsstunden. Ein wenig sarkastisch erscheint es mir, hier von Seiten des eigenen Vereins (eines ehemaligen Beisitzers im geschlossenen Vereinsforum) vorgehalten zu bekommen, man hätte die bezahlten Arbeitsstunden von Mitarbeitern des Vereins WMDE nicht hinreichend dankend entgegengenommen, während alle anderen Teilnehmer ehrenamtlich und nicht selten unter Verzicht der Fahrtkosten und Übernachtungskosten Skillshare möglich machten.
Der Stand Februar 2010 war, die Finanzierungszusage WMDE würde nur nachschüssig und zudem nur gegen Originalbelege erfolgen, so Pavel als Geschäftsführer. Beides für uns nicht akzeptable Bedingungen, da der zur Abwicklung von Skillshare 2010 gegründete gemeinnützige Verein (siehe eine umfassendere Vorgeschichte am Ende dieser Mail) für die eigene Buchhaltung die Originalbelege benötigte. Ferner waren in Bargeldleistungen bis Februar 2010 keine 5000 EUR auf den Konten, die hätten vorgeschossen werden können. Parallel zu den Verhandlungen mit WMDE gelang uns im Februar die größere Sponsoringzusage eines Unternehmens sowie die Übernahme einer Ausfallhaftung für die Gelder von WMDE zu organisieren. Dieser Fundraisingerfolg machte Skillshare 2010 nunmehr unabhängig von der bis Februar 2010 stets unsicheren Spendenzusage von WMDE.
Die Verzögerung bei der Auszahlung der im August 2009 beschlossenen Fördergelder führte an verschiedenen Stellen zu massiven Liquiditätsproblemen bei der Planung und Vorbereitung der Veranstaltung, die mehrmals beinahe den Abbruch der Organisation zur Folge hatten. Beispielsweise konnten keine hinreichenden Übernachtungsmöglichkeiten - wie in den Jugendherbergen und Pensionen - gegen (zwingend notwendige) Sicherheitsleistung gebucht werden, da in der notwendigen Höhe keinen liquiden Mittel zur Verfügung standen. Erst eine weitere externe Kooperation - diesmal mit der Handwerkskammer- glich dieses Problem mit den hinreichenden Übernachtungsmöglichkeiten im Dezember 2009 aus.
Im Februar 2010 bat ich Sebastian aufgrund der übernommenen Ausfallhaftung eines Sponsors und der damit einhergehenden Unabhängigkeit von WMDE um ein Telefonat in dieser Sache. Er organisierte eine Telko mit seiner und Pavels Teilnahme noch in der gleichen Woche mit mir. In diesem Telefonat teilte ich mit, Skillshare benötige nunmehr die Gelder von WMDE nicht mehr. Als Mitglied von WMDE merkte ich dennoch an, dass ich es als Vereinsmitglied u.a. auch aufgrund der Finanzierungsankündigung auf den öffentlichen Orgaseiten in der Wikipedia, den Vorstandbeschlüssen von WMDE auf der eigenen Website von WMDE und der Kenntnis davon innerhalb der Community dennoch begrüßen würde, wenn WMDE seine Förderbedingungen (nachschüssig und gegen Originalbelege) überdenken würde und ich nicht von der Ausfallhaftung gebrauch machen müsste. Ich war zu diesem Zeitpunkt der Ansicht, ein solch offener Konflikt wurde dem Verein WMDE mehr schaden als eine Veranstaltung der Community nutzen stiften konnte. Immerhin war die Veranstaltung als solche für WMDE konzipiert und diesem mehrfach angeboten worden.
Pavel teilte in dieser Telko umgehend mit, auf die bisherigen Bedingungen könne er auch verzichten, WMDE werde eine zweckgebundene Spende umgehend anweisen. Dies wurde noch im Februar 2010 umgesetzt und beispielsweise in der Wikipedia auf den Orgaseiten (Einladung, Finanzierung), sowie mehrfach auf der Veranstaltung in Lüneburg zB im Plenum unter persönlicher Begrüßung des Geschäftsführers Pavel am 5. Juni 2010 dankend erwähnt.
Zur Vorgeschichte:
Damals wie heute gab es keine Förderrichtlinien, die eine Zuständigkeit der Geschäftsstelle oder des Vorstandes regeln. Förderbedingungen, Ansprechpartner, Umfang der Förderung, Zuständigkeiten waren und sind schlicht nicht hinreichend geregelt.
Wesentlicher Knackpunkt oder nennen wir ihn besser "Missverständnis" in der Vorbereitung von Skillshare war stets der Umfang des Einflusses von Geschäftsstelle und Vorstand von WMDE auf das Projekt, im Besonderen die Projektinhalte. Aus meiner Sicht - und hier waren wir uns in den Vorbereitungstelkos und persönlichen Treffen im Wesentlichen im Orgateam einig - sollten die Inhalte stets von der Community bestimmt werden, in dem die Workshops von "Fachleuten" aus den verschiedenen Gebieten frei gestaltet werden und jeder gleichberechtigt nebeneinander andere Workshops, Arbeitsgruppen und Schulungen anbieten kann. Auch das Orgateam hat hier zu keinem Zeitpunkt einen Inhalt oder einen Dozenten abgelehnt oder inhaltlich beeinflußt. Einige Mitglieder des Vorstandes und später der Geschäftsstelle wollten auf die Teilnahme einiger Dozenten Einfluss nehmen (Personen die bereits einen Rechtsstreit gegen den Verein geführt hatten, oder mit denen es persönliche Differenzen gab oder die zB eine von den Vereinsmaximen abweichende Meinung in der Community vertraten (Beispiel Lizenzen) sollten von der Teilnahme als Dozent ausgeschlossen sein), in dem die Zustimmung zur Projektfinanzierung abhängig von den Dozenten gemacht wurde. Die Inhalte sollten insgesamt, so andere Vorstände und später auch die Geschäftsstelle, in die Hände des Vereins gelegt werden. Eine aktive Mitarbeit in Form konstruktiver Vorschläge und Kommentierung durch den Verein war von Seiten des Orgateams immer erwünscht - eine Okkupation der Veranstaltung durch "Bestimmen" der Inhalte durch den Verein jedoch war nicht gewollt bzw. wurde von einigen im Orga-Team befürchtet. Natürlich sollte der Vereinsvorstand und die Geschäftsführung kommunizieren, was mit ihm auf gar keinen Fall geht - aufgrund der Spendengeldverwendung. Dem Verein wurde (kommuniziert mit Jürgen) beispielsweise selbstverständlich ein Vetorecht bei der Ansprache von Sponsoren zugebilligt.
Anfang August traf sich der neue Geschäftsführer Pavel mit mir, um im Besonderen diesen Punkt sowie die möglichen Fördergelder von WMDE zu besprechen. Pavel machte in diesem persönlichen Gespräch mehrere Sachen deutlich:
1) jede Veranstaltung, die von WMDE mit einem EURO finanziert werde, läge inhaltlich bei ihm in der letzten Entscheidungsinstanz. 2) Skillshare sollte in eine große Stadt, z.B. nach Frankfurt oder besser Berlin verlegt werden. 3) Den Zeitpunkt der Veranstaltung wolle er in Anlehnung an die Wikimania 2010, die einen Monat nach Skillshare stattfinden sollte, noch verschieben - Vorstellungen hierzu würde er uns noch mitteilen - er ging von einer Veranstaltung im Herbst 2010 aus. 4) Fundraisinggelder sollten wir als ehrenamtliche auch und gerade bei großen Organisationen einsammeln und nicht bei kleinen lokalen Partnern. Pavel wollte dann nach deren Eingang entscheiden, ob und welche dieser Gelder der Veranstaltung zugeteilt würden und welche in andere Projekte gehen sollten. 5) Eine Grundfinanzierung solle durch WMDE erfolgen, zugesagte Gelder würden jedoch jederzeit wieder zurückgefordert, wenn "wir" seine Entscheidungshoheit oder den Vorstand als Entscheidungsinstanz nicht voll akzeptierten.
Daraufhin teilte ich Pavel mit, dass ich persönlich als Ehrenamtliche unter diesen Umstände nicht für dieses Projekt tätig sein wolle, insbesondere da das Datum und der Ort bereits mit dem Vorstand und unseren externen Partnern wie der Stadtverwaltung aufgrund des Vorstandsentscheids aus Juni/Juli 2009 fixiert waren. Ferner sah ich in meiner Person aufgrund der fehlenden Netzwerkkontakte kein Potential neben meiner Vollzeitätigkeit im RL auch noch in einer unbekannten Stadt Fundraising zu betreiben, der Vorstand müsse hier mit 10.000 EUR Mindestkosten - 50.000 Maximalkosten rechnen, falls kein Fundraisingerfolg gelänge.
Letztlich bot ich Pavel an, die Projektidee WMDE vollständig ohne meine Beteiligung zu überlassen, ein anderer Projektleiter werde sich sicherlich finden lassen. Wir besprachen, wie sich das ehrenamtliche Projektteam auf eine Leitung zB durch die Geschäftsstelle auswirken würde und ich gab meine Einschätzung ab, dass im ehrenamtlichen Engagement eben nicht jeder mit jedem könne und daher auch im Projektteam einige abspringen würden, wenn ein Leitungswechsel stattfände. Pavel meinte, dieses würde er bei seinen Erwägungen berücksichtigen und sich neben der Rücksprache mit dem Vorstand auf die Suche nach einem Projektleiter machen, um mich ggf. abzulösen. Zeitnah wollte er sich bei mir melden.
Am 21. August 2009 teilte mir Pavel in einer E-Mail mit, er sei von dem Termin (einen Monat vor der Wikimania) nicht überzeugt, ferner fände er den Doppelcharakter der Veranstaltung (Kooperation mit lokalen Partnern wie Archive und Lüneburger Bürgern neben zum Teil sehr speziellen Community-Themen wie Technikworkshops) untauglich. Seiner Ansicht nach wird "zu viel auf einmal versucht". Er selbst meinte, diese beiden Punkte seien nicht besonders relevant gewesen, jedoch habe er festgestellt, dass es "offensichtlich im Organisationsteam von Skillshare sehr starke Vorbehalte gegenüber unserer Arbeit" (gemeint ist WMDE als Vorstand und GS) gibt. Er teilte hierzu mit, "es macht es mir unmöglich, an eine konstruktive Zusammenarbeit und an ein gemeinschaftliches Lösen u.a. der oben skizzierten Problemfelder zu glauben."
Leider bekam ich zur Frage des Wechsels der Projektleitung keine Infos mehr. Eine weitere Begründung beispielsweise inhaltlicher Art gab es nie. Dennoch wurde ein Betrag von 5000,00 EUR genehmigt, jede darüber hinausgehende Unterstützung von Pavel in gleicher Mail abgelehnt, im Besonderen die Fundraisingunterstützung.
Um die zu diesem Zeitpunkt schon zahlreichen Unterstützer, die aufgrund des Vorstandsbeschlusses aus Mai 2009 auf einen gemeinnützigen Veranstalter vertrauten, wurde umgehend ein neuer Trägerverein Skillshare e.V. gegründet. Skillshare 2010 sollte in seiner minimalen Planungsvariante 10.000 EUR kosten, letztlich sind wir mit dem Gegenwert der Leistungen der Sponsoren, Kooperationspartner, Sachleistungen und Spenden auf eine Veranstaltung im Wert von weit mehr als 30.000 EUR gekommen.
Bester Gruß, Nadine aka Abena