Liebe Mitglieder von WMDE
Wie bereits angekündigt, hier mein Vorschlag zur Organisation der Verantwortlichkeiten im zukünftigen Verein – jetzt in der Fassung, in der er der Mitgliederversammlung zur Abstimmung über Satzungsänderungen vorgelegt werden kann. Ich danke Mehreren von Euch, für die Beratung, die ich in diesem Prozess genoss, lasse aber Namen beiseite. Es wird jetzt um einen breiteren Meinungsbildungsprozess gehen.
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Der von mir vorgelegte Entwurf unterscheidet sich in drei Punkten erheblich von dem zuletzt in der AGV diskutierten:
Ich schlage erstens vor, Projektentscheidung und -betreuung in Zukunft in einem transparenten Verfahren stattfinden zu lassen. Die Mitglieder sollten im Vorfeld über Projekte beraten. Ein Gutachtergremium sollte eingesetzt werden, das frei Position bezieht. Der Aufsichtsrat (biheriger Vorstand) sollte seine Entscheidungen gegenüber dem Gutachter-Statement begründen. Ich denke, wir müssen verhindern, dass die Vereinsarbeit in Zukunft von einem "Mr. Wikipedia" gemacht wird, der vom Aufsichtsrat die Freiheit erhält, Projekte zu gestalten und an Ausführende seiner Wahl zu übergeben. Wir werden uns vielmehr an öffentlichen Institutionen orientieren müssen, die etwa wissenschaftliche Arbeiten oder Filmprojekte fördern. Hierauf arbeitet mein Vorschlag hin.
Zweitens schlage ich vor, Positionen im zukünftigen Aufsichtsrat auf maximal drei sukzessive Amtszeiten, zu befristen, um die Machtkämpfe zu beenden, die bislang um die Spitze stattfanden. Wo es bis jetzt ein Interesse der Vereinsführung gab, zu verhindern, dass Mitglieder sich vor der Community einen Namen machten, und wählbar würden, sollte eher Sorge bestehen, sie für Aufsichtsratspositionen zu gewinnen.
Drittens schlage ich vor, im zukünftigen hauptamtlichen Vorstand das Vieraugenprinzip einzuführen – eine gängige Entscheidung, wie sie in der Literatur zum Thema empfohlen wird.
Eine ausführliche Skizze und Begründung der Designentscheidungen findet Ihr in der zum Hochladen verfügbar gemachten Datei.
Ein ganz andere Frage will ich im selben Zusammenhang ansprechen. Ich erhielt aus der Community aus verschiedenen Richtungen Anfragen, ob ich zur Verfügung stünde, eine Umstrukturierung des Vereins aus dem zukünftigen Aufsichtsrat heraus zu betreuen. Das ist keine einfache Frage, da ich gegenwärtig ein wundervolles Stipendium mit all seinen Freiräumen genieße. Dennoch sehe ich, dass man eine solche Umstrukturierung nicht vorschlagen sollte, ohne Bereitschaft, sie gegebenenfalls zu betreuen. Entscheidet Ihr Euch für die von mir vorgeschlagene Satzung, will ich bereit stehen, Verantwortung im Umstrukturierungsprozess zu übernehmen.
Zum Teil würde es mir in der Amtszeit darum gehen, den Prozess der Umstrukturierung zu betreuen. Effektiv wird es jedoch um mehr gehen. Wikipedia/Wikimedia hat sich in den letzten zwei Jahren in eine Richtung entwickelt, für die der aktuelle Spendenaufruf symptomatisch sein mag. Der Geschäftsführer wirbt in diesen Tagen auf allen Wiki/p/m/edia-Seiten, die man mit deutschsprachigen Browsern aufruft, als Manager für ein Projekt, das laut seinen Worten der Community entspringt. Ich bin mir sehr unisicher, ob der pure Kommunikationsakt nicht längst das Gegenteil von dem vermittelt, was er als Botschaft anbietet. Wir kommen merkwürdig ungeniert von unserem ursprünglichen Anliegen des Community-Projektes weg und agieren noch ungenierter mit dem Design einer Firma. Wir werden, denke ich, dringend erwägen müssen, was Wikimedia ist – eine Firma oder eine Institution, die öffentliche Spenden im Interesse der Öffentlichkeit und der Wikipedia-Autoren verwaltet. Auch darum wird es mit den anstehenden Wahlgängen gehen: Um unser Selbstverständnis.
Ich tue mit der Kandidatur einen Schritt in den auf uns zukommenden Prozess: Gut wäre es, wir fänden Kandidaten, die öffentlich erklärten, für welchen Weg sie gewählt werden wollen, so dass die Mitgliederschaft hier vor der Wahl ausloten kann, wohin sie gehen möchte. Ich denke, die Kandidatur im offenen Prozess sollte einen offenen Meinungsbildungsprozess erlauben - auch und darum von mir dieser Schritt, den wir bislang vor Wahlverfahren nicht hatten.
Olaf Simons