Sehr geehrte Damen und Herren,
der in der Ausgabe vom 31. August im Wirtschafts-Ressort erschienene Artikel von Sebastian Heiser ("Wikipedias Schatztruhe", S. 23) hat bei mir persönlich, im Vorstand und unter den Mitgliedern des Wikimedia Deutschland e.V. Verwunderung und Unmut ausgelöst.
Herr Heiser hatte mit mehreren Vorstandsmitgliedern ausführlichen Kontakt, weshalb mich die zahlreichen Fehler in seinem Artikel sehr überraschen. Irritierend ist auch, dass dem Leser über den gesamten Artikel hinweg suggeriert wird, der Verein habe sich moralisch fragwürdig und möglicherweise ungesetzlich verhalten, ohne dass an einer Stelle ein konkretes Vergehen benannt würde. Im einzelnen handelt es um diese Aussagen:
"Seit Jahren lässt der Verein die deutschen Wikipedia-Fans im Glauben, er sammele für das große gemeinsame Projekt, ansässig in St. Petersburg, Florida."
Dieser Satz ist tendenziös und böswillig, denn natürlich sammelt der Verein die Spenden zu genau diesem Zweck. Herr Heiser erklärt später selbst, dass eine Ausgabe des Geldes zu anderen als den in unserer Satzung aufgeführten gemeinnützigen Zwecken nicht möglich ist. Warum erweckt er an dieser Stelle dann den Eindruck, der Verein habe mit dem Geld etwas anderes vor?
(Wikimedia Deutschland sammelt übrigens nicht "[s]eit Jahren" Spenden, sondern erst seit November 2004, nachdem der Verein als gemeinnützig anerkannt wurde.)
"Denn der [Verein] weiß schon seit längerem, dass die meisten Spenden auf dem Bankkonto bleiben."
Diese Aussage ist falsch, was Herrn Heiser auch mehrfach erklärt wurde. Tatsächlich räumt Herr Heiser am Ende des Artikels auch ein, dass das zurückgestellte Geld für den Kauf von Servern ausgegeben wird. Nachdem uns ein konkreter Vorschlag der Wikimedia Stiftung zugegangen ist lassen wir derzeit entsprechende Angebote einholen. Wir gehen davon aus, die benötigte Hardware noch in diesem Monat anschaffen und die Rückstellung über 60.000 Euro damit auflösen zu können. Diese Information lag Herrn Heiser vor, wie der vorletzte Absatz des Artikels zeigt. Warum behauptet er dann zunächst, das Geld könne nicht ausgegeben werden?
"Dennoch lässt er seine Gönner im Glauben an den edlen Zweck der Spende."
Wieder wird dem Leser der Eindruck vermittelt, die Spenden würden nicht für gemeinnützige Zwecke ausgegeben. Das Gegenteil ist der Fall. Selbst wenn wir Unlauteres mit den Spenden vorhätten, das Finanzamt wacht über die gemeinnützige Verwendung der Gelder, wie Heiser selbst schreibt. Warum also suggeriert der Artikel hier falsche Tatsachen?
Am Ende des Artikels finden sich mehrere faktische Fehler: Der Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland wird nicht in der "Hauptstadt Berlin" sitzen, sondern in Frankfurt am Main. Er wird nicht in seiner Eigenschaft als Wikipedianer angestellt, sondern für seine Tätigkeit als Geschäftsführer. (Der erste "bezahlte Wikipedianer", der vor allem wegen seines Engagements in der deutschen Wikipedia angestellt wurde, war übrigens Achim Raschka, der sich bei der Zenodot Verlagsgesellschaft unter anderem um gedruckte Sammlungen von Wikipedia-Artikeln kümmert.)
Dass der Artikel in dieser Form von der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht worden ist, finde ich äußerst irritierend. Dass Herrn Heisers reißerischer Artikel als Tiger startet, um dann gegen Ende als Bettvorleger landen zu müssen, wenn es um die Tatsachen geht, hätte durchaus auch vor dem Abdruck auffallen müssen. Dem Verein Wikimedia Deutschland - Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V. ist mit diesem Artikel mutwillig Schaden zugefügt worden, ohne dass es für die impliziten Anschuldigungen eine reale Grundlage gab. Ich hoffe, mit einem Abdruck dieses Leserbriefs werden Sie zumindest im Nachhinein für eine neutrale Darstellung des Sachverhalts sorgen.
Wenn Sie sich zum Verein Wikimedia Deutschland und seinen zahlreichen Aktivitäten und Projekten informieren möchten, finden Sie nähere Informationen auf unserer Webseite www.wikimedia.de/ueber/ und in den von dort aus verlinkten Tätigkeitsberichten. Für Rückfragen stehe ich gerne auch telefonisch zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Kurt Jansson Erster Vorsitzender Wikimedia Deutschland e.V.
Also, dass diese Replik hier erscheint ist ja richtig, sie sollte aber auch an die Redaktion der SZ geschickt werden, damit man auch dort von der Kritik erfährt. Oder ist das schon geschehen? Aus dem Adressaten geht das nicht hervor. Oder ist das doch ein Leserbrief? Viele Grüße Hermann Wygoda
-----Ursprüngliche Nachricht----- Von: vereinde-l-bounces@wikimedia.org [mailto:vereinde-l-bounces@wikimedia.org]Im Auftrag von Kurt Jansson Gesendet: Donnerstag, 31. August 2006 21:57 An: Mailingliste des Wikimedia Deutschland e.V. / mailing list of the German Wikimedia association Betreff: [VereinDE-l] Artikel "Wikipedias Schatztruhe" in der SZ vom 31.August
Sehr geehrte Damen und Herren,
der in der Ausgabe vom 31. August im Wirtschafts-Ressort erschienene Artikel von Sebastian Heiser ("Wikipedias Schatztruhe", S. 23) hat bei mir persönlich, im Vorstand und unter den Mitgliedern des Wikimedia Deutschland e.V. Verwunderung und Unmut ausgelöst.
Herr Heiser hatte mit mehreren Vorstandsmitgliedern ausführlichen Kontakt, weshalb mich die zahlreichen Fehler in seinem Artikel sehr überraschen. Irritierend ist auch, dass dem Leser über den gesamten Artikel hinweg suggeriert wird, der Verein habe sich moralisch fragwürdig und möglicherweise ungesetzlich verhalten, ohne dass an einer Stelle ein konkretes Vergehen benannt würde. Im einzelnen handelt es um diese Aussagen:
"Seit Jahren lässt der Verein die deutschen Wikipedia-Fans im Glauben, er sammele für das große gemeinsame Projekt, ansässig in St. Petersburg, Florida."
Dieser Satz ist tendenziös und böswillig, denn natürlich sammelt der Verein die Spenden zu genau diesem Zweck. Herr Heiser erklärt später selbst, dass eine Ausgabe des Geldes zu anderen als den in unserer Satzung aufgeführten gemeinnützigen Zwecken nicht möglich ist. Warum erweckt er an dieser Stelle dann den Eindruck, der Verein habe mit dem Geld etwas anderes vor?
(Wikimedia Deutschland sammelt übrigens nicht "[s]eit Jahren" Spenden, sondern erst seit November 2004, nachdem der Verein als gemeinnützig anerkannt wurde.)
"Denn der [Verein] weiß schon seit längerem, dass die meisten Spenden auf dem Bankkonto bleiben."
Diese Aussage ist falsch, was Herrn Heiser auch mehrfach erklärt wurde. Tatsächlich räumt Herr Heiser am Ende des Artikels auch ein, dass das zurückgestellte Geld für den Kauf von Servern ausgegeben wird. Nachdem uns ein konkreter Vorschlag der Wikimedia Stiftung zugegangen ist lassen wir derzeit entsprechende Angebote einholen. Wir gehen davon aus, die benötigte Hardware noch in diesem Monat anschaffen und die Rückstellung über 60.000 Euro damit auflösen zu können. Diese Information lag Herrn Heiser vor, wie der vorletzte Absatz des Artikels zeigt. Warum behauptet er dann zunächst, das Geld könne nicht ausgegeben werden?
"Dennoch lässt er seine Gönner im Glauben an den edlen Zweck der Spende."
Wieder wird dem Leser der Eindruck vermittelt, die Spenden würden nicht für gemeinnützige Zwecke ausgegeben. Das Gegenteil ist der Fall. Selbst wenn wir Unlauteres mit den Spenden vorhätten, das Finanzamt wacht über die gemeinnützige Verwendung der Gelder, wie Heiser selbst schreibt. Warum also suggeriert der Artikel hier falsche Tatsachen?
Am Ende des Artikels finden sich mehrere faktische Fehler: Der Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland wird nicht in der "Hauptstadt Berlin" sitzen, sondern in Frankfurt am Main. Er wird nicht in seiner Eigenschaft als Wikipedianer angestellt, sondern für seine Tätigkeit als Geschäftsführer. (Der erste "bezahlte Wikipedianer", der vor allem wegen seines Engagements in der deutschen Wikipedia angestellt wurde, war übrigens Achim Raschka, der sich bei der Zenodot Verlagsgesellschaft unter anderem um gedruckte Sammlungen von Wikipedia-Artikeln kümmert.)
Dass der Artikel in dieser Form von der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht worden ist, finde ich äußerst irritierend. Dass Herrn Heisers reißerischer Artikel als Tiger startet, um dann gegen Ende als Bettvorleger landen zu müssen, wenn es um die Tatsachen geht, hätte durchaus auch vor dem Abdruck auffallen müssen. Dem Verein Wikimedia Deutschland - Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V. ist mit diesem Artikel mutwillig Schaden zugefügt worden, ohne dass es für die impliziten Anschuldigungen eine reale Grundlage gab. Ich hoffe, mit einem Abdruck dieses Leserbriefs werden Sie zumindest im Nachhinein für eine neutrale Darstellung des Sachverhalts sorgen.
Wenn Sie sich zum Verein Wikimedia Deutschland und seinen zahlreichen Aktivitäten und Projekten informieren möchten, finden Sie nähere Informationen auf unserer Webseite www.wikimedia.de/ueber/ und in den von dort aus verlinkten Tätigkeitsberichten. Für Rückfragen stehe ich gerne auch telefonisch zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Kurt Jansson Erster Vorsitzender Wikimedia Deutschland e.V. _______________________________________________ VereinDE-l mailing list VereinDE-l@wikimedia.org http://mail.wikipedia.org/mailman/listinfo/vereinde-l
On 8/31/06, mail wygoda mail@wygodaffm.de wrote:
dass diese Replik hier erscheint ist ja richtig, sie sollte aber auch an die Redaktion der SZ geschickt werden, damit man auch dort von der Kritik erfährt. Oder ist das schon geschehen? Aus dem Adressaten geht das nicht hervor. Oder ist das doch ein Leserbrief?
Die Mail ging ursprünglich direkt an die SZ (unter anderem an die Adressse für Leserbriefe). Kurt hat beim erneuten Versand hier an die Liste wohl schlicht vergessen, das zu erwähnen.
Viele Grüße Arne Klempert
vereinde-l@lists.wikimedia.org