*Wikimedia und Benutzerfreundlichkeit: Bessere Wikipedia durch besseres "Ranking"*
'Es wird immer schwieriger bei der Wikipedia mitzumachen, dessen ist sich auch die [[Wikimedia Foundation]] bewusst. Dank einer Spende der Stanton Foundation konnte eine Projektmanagerin angestellt werden. Das Team von Naoki Kimura wird Vorschläge zur Benutzerfreundlichkeit machen. In einem Interview mit Ziko van Dijk verrät sie erste Testergebnisse und den nächsten Schritt.
ZvD: Liebe Naoki, vor einiger Zeit hast du uns erzählt, dass du einige Untersuchungen über die Probleme unserer neuen Benutzer durchführen wirst.
NK: Ja, die ersten Ergebnisse haben bestätigt, dass neue Wikipedia-Benutzer es sehr schwierig finden, sich der bereits bestehenden Community anzuschließen, ein Teil davon zu werden und deren Regeln zu lernen. Besonders erschwert wird dies dadurch, dass die Regeln sich ändern können und es keine deutliche Autorität gibt. Man weiß nicht, an wen man sich wenden soll.
ZvD: Das ist genau das Wiki-Prinzip, das die Wikipedia groß gemacht hat.
NK: Aber ist es auch dazu geeignet, die Wikipedia am Laufen zu halten? Wir verlieren eine Menge Leute oder verschrecken sie noch bevor sie sich anschließen, das zeigt die Statistik. Die Wikipedia kann nur voranschreiten, wenn sie ein neues kollaboratives Prinzip annimmt.
ZvD: Also angenommen, ich wäre ein neuer Benutzer, was würde sich ändern?
NK: Eigentlich haben neue Benutzer heute schon weniger Rechte als erfahrenere Benutzer. Man kann nicht wählen, man kann keine Versionen sichten (in den Wikipedias, die bereits Flagged Revisions haben). Das muss systematischer werden. Als neuer Benutzer startet man also als "rookie user", und nach sechs Monaten, nach Trainings und Tests, kann man ein "advanced user" und später ein "user major" werden. Ein größerer Schritt ist es dann, "editor adjunct" zu werden usw. Letzten Endes kann man ein "senior editor general" werden.
ZvD: Ich verstehe. Und was ist mit den Nicht-Autoren?
NK: Du meinst Entwickler und Administratoren? Das wird genauso oder ähnlich sein.
ZvD: Und der „Oberbefehlshaber“ der drei Truppenteile ist dann [[Jimmy Wales]]?
NK: Ja natürlich, das ändert sich nicht.
ZvD: Das Wort "Bearbeitungskrieg" bekommt also eine ganz neue Bedeutung?
NK: Nein, es wird gar keine Bearbeitungskriege mehr geben. Es wird keinen Streit, keine Unsicherheiten, kein Cybermobbing mehr geben. Wir werden sogar die Diskussionsseiten abschaffen können.
ZvD: Weil jeder weiß, wer was zu sagen und welche Rechte hat.
NK. Richtig.
ZvD: Aber werden die Wikipedianer ein solches System akzeptieren?
NK: Ach, das ist witzig. Weißt du, ich habe mir deswegen Sorgen gemacht, bis ich die Idee den Mitarbeitern hier in San Francisco vorgestellt habe. Die haben mir erzählt, dass sie alle Star-Trek-Fans sind und dass sie sich als Kinder, beim Spielen, immer mit Captain oder Midshipman oder Commander angeredet haben.
ZvD: Du hast mich überzeugt. Naoki, ich wünsche dir alles Gute für die Einführung und danke für dieses Interview.
NK: Weggetreten.
Also, wenn dieses System 2004 existiert hätte, hätte ich mit Sicherheit nie angefangen, bei Wikipedia mitzumachen. Und wenn wir es bekommen, verabschiede ich mich.
Es wäre schön, Strukturen transparenter zu machen und Prozesse besser zu definieren. Aber wenn dadurch aus Wikipedia ein Pfadfinderverein wird, mach ich nicht mehr mit.
Mit erschrockenen Grüßen, Daniel aka Duesentrieb
Ziko van Dijk schrieb:
*Wikimedia und Benutzerfreundlichkeit: Bessere Wikipedia durch besseres "Ranking"*
'Es wird immer schwieriger bei der Wikipedia mitzumachen, dessen ist sich auch die [[Wikimedia Foundation]] bewusst. Dank einer Spende der Stanton Foundation konnte eine Projektmanagerin angestellt werden. Das Team von Naoki Kimura wird Vorschläge zur Benutzerfreundlichkeit machen. In einem Interview mit Ziko van Dijk verrät sie erste Testergebnisse und den nächsten Schritt.
ZvD: Liebe Naoki, vor einiger Zeit hast du uns erzählt, dass du einige Untersuchungen über die Probleme unserer neuen Benutzer durchführen wirst.
NK: Ja, die ersten Ergebnisse haben bestätigt, dass neue Wikipedia-Benutzer es sehr schwierig finden, sich der bereits bestehenden Community anzuschließen, ein Teil davon zu werden und deren Regeln zu lernen. Besonders erschwert wird dies dadurch, dass die Regeln sich ändern können und es keine deutliche Autorität gibt. Man weiß nicht, an wen man sich wenden soll.
ZvD: Das ist genau das Wiki-Prinzip, das die Wikipedia groß gemacht hat.
NK: Aber ist es auch dazu geeignet, die Wikipedia am Laufen zu halten? Wir verlieren eine Menge Leute oder verschrecken sie noch bevor sie sich anschließen, das zeigt die Statistik. Die Wikipedia kann nur voranschreiten, wenn sie ein neues kollaboratives Prinzip annimmt.
ZvD: Also angenommen, ich wäre ein neuer Benutzer, was würde sich ändern?
NK: Eigentlich haben neue Benutzer heute schon weniger Rechte als erfahrenere Benutzer. Man kann nicht wählen, man kann keine Versionen sichten (in den Wikipedias, die bereits Flagged Revisions haben). Das muss systematischer werden. Als neuer Benutzer startet man also als "rookie user", und nach sechs Monaten, nach Trainings und Tests, kann man ein "advanced user" und später ein "user major" werden. Ein größerer Schritt ist es dann, "editor adjunct" zu werden usw. Letzten Endes kann man ein "senior editor general" werden.
ZvD: Ich verstehe. Und was ist mit den Nicht-Autoren?
NK: Du meinst Entwickler und Administratoren? Das wird genauso oder ähnlich sein.
ZvD: Und der „Oberbefehlshaber“ der drei Truppenteile ist dann [[Jimmy Wales]]?
NK: Ja natürlich, das ändert sich nicht.
ZvD: Das Wort "Bearbeitungskrieg" bekommt also eine ganz neue Bedeutung?
NK: Nein, es wird gar keine Bearbeitungskriege mehr geben. Es wird keinen Streit, keine Unsicherheiten, kein Cybermobbing mehr geben. Wir werden sogar die Diskussionsseiten abschaffen können.
ZvD: Weil jeder weiß, wer was zu sagen und welche Rechte hat.
NK. Richtig.
ZvD: Aber werden die Wikipedianer ein solches System akzeptieren?
NK: Ach, das ist witzig. Weißt du, ich habe mir deswegen Sorgen gemacht, bis ich die Idee den Mitarbeitern hier in San Francisco vorgestellt habe. Die haben mir erzählt, dass sie alle Star-Trek-Fans sind und dass sie sich als Kinder, beim Spielen, immer mit Captain oder Midshipman oder Commander angeredet haben.
ZvD: Du hast mich überzeugt. Naoki, ich wünsche dir alles Gute für die Einführung und danke für dieses Interview.
NK: Weggetreten.
Daniel Kinzler wrote:
Also, wenn dieses System 2004 existiert hätte, hätte ich mit Sicherheit nie angefangen, bei Wikipedia mitzumachen. Und wenn wir es bekommen, verabschiede ich mich.
Es wäre schön, Strukturen transparenter zu machen und Prozesse besser zu definieren. Aber wenn dadurch aus Wikipedia ein Pfadfinderverein wird, mach ich nicht mehr mit.
/me schielt aufs Datum und denkt sich seinen Teil...
Sebastian
Sebastian Moleski schrieb:
Daniel Kinzler wrote:
Also, wenn dieses System 2004 existiert hätte, hätte ich mit Sicherheit nie angefangen, bei Wikipedia mitzumachen. Und wenn wir es bekommen, verabschiede ich mich.
Es wäre schön, Strukturen transparenter zu machen und Prozesse besser zu definieren. Aber wenn dadurch aus Wikipedia ein Pfadfinderverein wird, mach ich nicht mehr mit.
/me schielt aufs Datum und denkt sich seinen Teil...
Sebastian
Aaahh! *facepalm* *headdesk*
/me geht wieder an die arbeit.
Verfolge die Mails als Außenstehender und Interessierter.
Das liegt in der Natur der Sache: - ein hämdsärmelig und voller Elan gestartetes Projekt wird erfolgreich und braucht Strukturen um erfolgreich bleiben zu können - ein erfolgreicher Tüftler wird zum Unternehmer mit Mitarbeitern ... - ein Kind wird erwachsen und sozialisiert sich in eine Gesellschaft
Eine große Wiki-Suppe kochen wollen braucht m. E. weinige doch klare und nachvollziehbare Regeln auf der Werte-Basis von "Was du nicht willst das man dir tu, das füg' auch keinem andern zu" > also kein Übereifer, sonst landen wir dort wo die deutsche Steuergesetzgebung schon angekommen ist: im Dschungel den kein gesunder Menschenverstand durchblickt!
Paul
-----Ursprüngliche Nachricht----- Von: vereinde-l-bounces@lists.wikimedia.org [mailto:vereinde-l-bounces@lists.wikimedia.org] Im Auftrag von Daniel Kinzler Gesendet: Mittwoch, 1. April 2009 10:26 An: Mailingliste des Wikimedia Deutschland e.V. / mailing list of the GermanWikimedia association Betreff: Re: [VereinDE-l] Interview zur Benutzerfreundlichkeit
Sebastian Moleski schrieb:
Daniel Kinzler wrote:
Also, wenn dieses System 2004 existiert hätte, hätte ich mit Sicherheit nie angefangen, bei Wikipedia mitzumachen. Und wenn wir es bekommen, verabschiede ich mich.
Es wäre schön, Strukturen transparenter zu machen und Prozesse besser zu definieren. Aber wenn dadurch aus Wikipedia ein Pfadfinderverein wird, mach ich nicht mehr mit.
/me schielt aufs Datum und denkt sich seinen Teil...
Sebastian
Aaahh! *facepalm* *headdesk*
/me geht wieder an die arbeit.
_______________________________________________ VereinDE-l mailing list VereinDE-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinde-l
2009/4/1 Daniel Kinzler daniel@brightbyte.de:
/me geht wieder an die arbeit.
Jetzt fang du nicht auch schon mit Aprilscherzen an *duck*
Mathias
Gut, das Interview ist "over the top". Eines indes habe ich im eigenen Umfeld erfahren: Die Einrichtung der "gesichteten Version" hat ein immenses Abschreckungspotential.
Eine Kollegin gab die Überarbeitung eines Artikels auf, bei dem ich Sie um Rat bat. Sie fand sich fortwährend auf den unsichtbar bleibenden Entwurf beschränkt - unklar blieb ihr, wo ihre Edits blieben. Daß dann eine Studentin ihr endlich Hilfe anbot und ihre Versionen sichtete, hatte Enervierungspotenzial. Die deutsche Wikipedia hat sich hier erheblich verändert. Uns, die wir die Veränderungen mitmachten, ist das womöglich nicht vollkommen klar. Die Kollegin betreibt ein eigenes Wiki als Database für ihre Dissertation und meinte, sie wolle durchaus nicht von jemandem geadelt werden, der ihr selbst einen Status als sichtbare arbeitende Autorin schenkt. Die englische Wikipedia empfing sie hier anders.
Ich sehe da ein Problem, auch wenn ich all die Gründe nachovllziehen kann, die uns den gegenwärtigen Weg gehen ließen. Meine Sorge ist am ehesten, daß Komplexität in Entwicklungsprozessen irreversibel ist. Wikipedia wird komplexer und sie sollte das vielleicht nicht für Neueisteiger werden,
Gruß, Olaf Simons
Daniel Kinzler schrieb:
Also, wenn dieses System 2004 existiert hätte, hätte ich mit Sicherheit nie angefangen, bei Wikipedia mitzumachen. Und wenn wir es bekommen, verabschiede ich mich.
Es wäre schön, Strukturen transparenter zu machen und Prozesse besser zu definieren. Aber wenn dadurch aus Wikipedia ein Pfadfinderverein wird, mach ich nicht mehr mit.
Mit erschrockenen Grüßen, Daniel aka Duesentrieb
Ziko van Dijk schrieb:
*Wikimedia und Benutzerfreundlichkeit: Bessere Wikipedia durch besseres "Ranking"*
'Es wird immer schwieriger bei der Wikipedia mitzumachen, dessen ist sich auch die [[Wikimedia Foundation]] bewusst. Dank einer Spende der Stanton Foundation konnte eine Projektmanagerin angestellt werden. Das Team von Naoki Kimura wird Vorschläge zur Benutzerfreundlichkeit machen. In einem Interview mit Ziko van Dijk verrät sie erste Testergebnisse und den nächsten Schritt.
ZvD: Liebe Naoki, vor einiger Zeit hast du uns erzählt, dass du einige Untersuchungen über die Probleme unserer neuen Benutzer durchführen wirst.
NK: Ja, die ersten Ergebnisse haben bestätigt, dass neue Wikipedia-Benutzer es sehr schwierig finden, sich der bereits bestehenden Community anzuschließen, ein Teil davon zu werden und deren Regeln zu lernen. Besonders erschwert wird dies dadurch, dass die Regeln sich ändern können und es keine deutliche Autorität gibt. Man weiß nicht, an wen man sich wenden soll.
ZvD: Das ist genau das Wiki-Prinzip, das die Wikipedia groß gemacht hat.
NK: Aber ist es auch dazu geeignet, die Wikipedia am Laufen zu halten? Wir verlieren eine Menge Leute oder verschrecken sie noch bevor sie sich anschließen, das zeigt die Statistik. Die Wikipedia kann nur voranschreiten, wenn sie ein neues kollaboratives Prinzip annimmt.
ZvD: Also angenommen, ich wäre ein neuer Benutzer, was würde sich ändern?
NK: Eigentlich haben neue Benutzer heute schon weniger Rechte als erfahrenere Benutzer. Man kann nicht wählen, man kann keine Versionen sichten (in den Wikipedias, die bereits Flagged Revisions haben). Das muss systematischer werden. Als neuer Benutzer startet man also als "rookie user", und nach sechs Monaten, nach Trainings und Tests, kann man ein "advanced user" und später ein "user major" werden. Ein größerer Schritt ist es dann, "editor adjunct" zu werden usw. Letzten Endes kann man ein "senior editor general" werden.
ZvD: Ich verstehe. Und was ist mit den Nicht-Autoren?
NK: Du meinst Entwickler und Administratoren? Das wird genauso oder ähnlich sein.
ZvD: Und der „Oberbefehlshaber“ der drei Truppenteile ist dann [[Jimmy Wales]]?
NK: Ja natürlich, das ändert sich nicht.
ZvD: Das Wort "Bearbeitungskrieg" bekommt also eine ganz neue Bedeutung?
NK: Nein, es wird gar keine Bearbeitungskriege mehr geben. Es wird keinen Streit, keine Unsicherheiten, kein Cybermobbing mehr geben. Wir werden sogar die Diskussionsseiten abschaffen können.
ZvD: Weil jeder weiß, wer was zu sagen und welche Rechte hat.
NK. Richtig.
ZvD: Aber werden die Wikipedianer ein solches System akzeptieren?
NK: Ach, das ist witzig. Weißt du, ich habe mir deswegen Sorgen gemacht, bis ich die Idee den Mitarbeitern hier in San Francisco vorgestellt habe. Die haben mir erzählt, dass sie alle Star-Trek-Fans sind und dass sie sich als Kinder, beim Spielen, immer mit Captain oder Midshipman oder Commander angeredet haben.
ZvD: Du hast mich überzeugt. Naoki, ich wünsche dir alles Gute für die Einführung und danke für dieses Interview.
NK: Weggetreten.
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