Am 27.2.2011 um 11:17 schrieb Thomas Koenig:
Die Veraenderung des Urheberrechts ist nicht seine Abschaffung.
Aber das Urheberrecht in seiner gegenwärtigen Form begünstigt einseitig die Urheber (bzw. faktisch: die Rechteinhaber) auf Kosten der Nutzer und der Allgemeinheit. Von daher stimme ich churchofemacs zu, dass das derzeitige Urheberrecht für uns zwar ein zu beachtender rechtlicher Rahmen ist, aber nichts, was wir als Förderer freien Wissens mit Überzeugung verteidigen könnten oder sollten.
Klaus Bailly aka Jossi
Am 27.02.11 13:21, schrieb Klaus Bailly:
Am 27.2.2011 um 11:17 schrieb Thomas Koenig:
Die Veraenderung des Urheberrechts ist nicht seine Abschaffung.
Aber das Urheberrecht in seiner gegenwärtigen Form begünstigt einseitig die Urheber (bzw. faktisch: die Rechteinhaber) auf Kosten der Nutzer und der Allgemeinheit. Von daher stimme ich churchofemacs zu, dass das derzeitige Urheberrecht für uns zwar ein zu beachtender rechtlicher Rahmen ist, aber nichts, was wir als Förderer freien Wissens mit Überzeugung verteidigen könnten oder sollten.
Die Abschaffung des Urheberrechts kann kein sinnvolles Ziel sein, weil das Urheberrecht selbst Freie Inhalte schützt (= sie frei erhält), wenn die dementsprechenden Lizenzen verwendet werden. Diese Lizenzen nutzen selbst wiederum das Urheberrecht.
Das Ziel muß deshalb sein, die Verwendung von CC- und vergleichbare Lizenzen zu fördern, nicht "das Urheberrecht" als solches zu diskreditieren.
Jürgen.
Liebe Leute,
Jürgen sagt es ganz richtig. Das Urheberrecht ist die Grundlage für alles, was wir in der Wikimedia-Welt machen. Unsere Freien Lizenzen würden ohne Urheberrecht nicht funktionieren: Die Entscheidung, etwas freilizensiert zu veröffentlichen, ist der Wille des Urhebers. Ziemlich jeder Wikipedianer dürfte den Wunsch haben, das Urheberrecht zu reformieren, etwas was die Länge der Schutzdauer betrifft. Eine völlige Abschaffung des Urheberrechts jedoch wäre überhaupt nicht in unserem Sinne (oder der Bewegung für Freie Software und Freie Kultur insgesamt). Darum rufen wir auch nicht dazu auf, stets gemeinfrei zu veröffentlichen.
Church: "Mit Plagiaten haben wir bei Wikipedia nichts zu tun, da bei uns keine Einzelleistung, sondern ein wildes Zusammenkopieren- und Ändern von Texten Anderer statt findet."
Nein, es sind Einzelleistungen, wenn auch von Vielen, und "wild" ist das Zusammenkopieren auch nicht. Darum haben wir auch Techniken wie das Mergen und Importieren. Vor allem wollen wir nicht, dass etwas urheberrechtlich Geschützes in die Wikipedia hineinkopiert wird, weil dass die rechtliche und moralische Integrität unserer Inhalte beschädigen würde. Wir lehnen Urheberrechtsverletzungen ab, weil die Wikipedia keinen schlechten Ruf bekommen soll, weil wir nicht wollen, dass ein (meist unbedarfter) Urheberrechtsverletzer Ärger bekommt, und weil wir aus Gründen des Anstands niemand in seinen Rechten verletzen wollen.
Wir wollen, dass in der Fachliteratur wissenschaftlich sauber gearbeitet wird, weil wir uns auf diese Fachliteratur beziehen. Wir verkneifen uns "TF" und hoffen darauf, dass der Blick in die Fachliteratur unsere Meinungsverschiedenheiten schlichtet. Auch wenn wir am Ende der Kette der Wissensproduktion stehen, kann uns der Anfang dieser Kette nicht egal sein.
Nicht zuletzt gibt es keine Gespräche mit Lehrern oder Schülern, in denen nicht wenigstens einmal das Wort "Plagiat" fällt. Natürlich ist es nicht unsere Schuld, wenn Schüler oder Studenten (oder sonst jemand) aus der Wikipedia abschreibt, aber es ist immer wichtig, den Menschen im Bildungswesen zu verdeutlichen, dass wir auf ihrer Seite stehen, dass wir Plagiate als menschlich unanständiges Verhalten ansehen.
Ziko
Am 27. Februar 2011 13:58 schrieb Juergen Fenn juergen.fenn@gmx.de:
Am 27.02.11 13:21, schrieb Klaus Bailly:
Am 27.2.2011 um 11:17 schrieb Thomas Koenig:
Die Veraenderung des Urheberrechts ist nicht seine Abschaffung.
Aber das Urheberrecht in seiner gegenwärtigen Form begünstigt einseitig die Urheber (bzw. faktisch: die Rechteinhaber) auf Kosten der Nutzer und der Allgemeinheit. Von daher stimme ich churchofemacs zu, dass das derzeitige Urheberrecht für uns zwar ein zu beachtender rechtlicher Rahmen ist, aber nichts, was wir als Förderer freien Wissens mit Überzeugung verteidigen könnten oder sollten.
Die Abschaffung des Urheberrechts kann kein sinnvolles Ziel sein, weil das Urheberrecht selbst Freie Inhalte schützt (= sie frei erhält), wenn die dementsprechenden Lizenzen verwendet werden. Diese Lizenzen nutzen selbst wiederum das Urheberrecht.
Das Ziel muß deshalb sein, die Verwendung von CC- und vergleichbare Lizenzen zu fördern, nicht "das Urheberrecht" als solches zu diskreditieren.
Jürgen.
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Hallo, Am Sonntag 27 Februar 2011, 13:58:07 schrieb Juergen Fenn:
Die Abschaffung des Urheberrechts kann kein sinnvolles Ziel sein, weil das Urheberrecht selbst Freie Inhalte schützt (= sie frei erhält), wenn die dementsprechenden Lizenzen verwendet werden. Diese Lizenzen nutzen selbst wiederum das Urheberrecht.
das ist aber nur eine rechtliche Krücke. Gäbe es kein Urheberrecht (wobei ich diesen Zustand nicht anstrebe), so wären alle Inhalte automatisch frei.
Mit freundlichen Grüßen DaB.
P.S: GPL vs. BSD soon?
Am 27.02.11 15:38, schrieb DaB.:
das ist aber nur eine rechtliche Krücke. Gäbe es kein Urheberrecht (wobei ich diesen Zustand nicht anstrebe), so wären alle Inhalte automatisch frei.
Nur, wenn der Urheber es will. -- For the record: "Das Urheberrecht" ist nichts, was man aus unserer Rechtsordnung einfach so "herausoperieren" oder sonstwie rückstandsfrei entfernen könnte, wie man einen Zahn zieht. Es ist ein Teil unserer Kultur und unserer Geistesgeschichte, den man nutzen muß. Alles, was wir tun können (und IMHO müssen) wäre, es für Urheber so attraktiv wie möglich zu machen, freie Lizenzen zu nutzen, und es für die Benutzer so attraktiv wie möglich zu machen, freie Inhalte zu suchen und sich ihrer zu bedienen. Dabei ist "frei" kein Argument an sich, es kommt auf die Qualität an.
Jürgen.
Hallo, Am Sonntag 27 Februar 2011, 15:59:53 schrieb Juergen Fenn:
Es ist ein Teil unserer Kultur und unserer Geistesgeschichte, den man nutzen muß.
dieser Teil unserer Kultur ist geschätzte 300 Jahre alt – das ist nicht sehr lang. Den größten Teil der Menschheitsgeschichte gab es gar keinen Schutz für Urheber (daher kommt auch die Geschichte des armen Künstlers) – mit allen positiven und negativen Folgen.
Mit freundlichen Grüßen DaB.
vereinde-l@lists.wikimedia.org