Liebe Leute,
Jürgen sagt es ganz richtig. Das Urheberrecht ist die Grundlage für
alles, was wir in der Wikimedia-Welt machen. Unsere Freien Lizenzen
würden ohne Urheberrecht nicht funktionieren: Die Entscheidung, etwas
freilizensiert zu veröffentlichen, ist der Wille des Urhebers.
Ziemlich jeder Wikipedianer dürfte den Wunsch haben, das Urheberrecht
zu reformieren, etwas was die Länge der Schutzdauer betrifft. Eine
völlige Abschaffung des Urheberrechts jedoch wäre überhaupt nicht in
unserem Sinne (oder der Bewegung für Freie Software und Freie Kultur
insgesamt). Darum rufen wir auch nicht dazu auf, stets gemeinfrei zu
veröffentlichen.
Church: "Mit Plagiaten haben wir bei Wikipedia nichts zu tun, da bei uns keine
Einzelleistung, sondern ein wildes Zusammenkopieren- und Ändern von
Texten Anderer statt findet."
Nein, es sind Einzelleistungen, wenn auch von Vielen, und "wild" ist
das Zusammenkopieren auch nicht. Darum haben wir auch Techniken wie
das Mergen und Importieren. Vor allem wollen wir nicht, dass etwas
urheberrechtlich Geschützes in die Wikipedia hineinkopiert wird, weil
dass die rechtliche und moralische Integrität unserer Inhalte
beschädigen würde. Wir lehnen Urheberrechtsverletzungen ab, weil die
Wikipedia keinen schlechten Ruf bekommen soll, weil wir nicht wollen,
dass ein (meist unbedarfter) Urheberrechtsverletzer Ärger bekommt, und
weil wir aus Gründen des Anstands niemand in seinen Rechten verletzen
wollen.
Wir wollen, dass in der Fachliteratur wissenschaftlich sauber
gearbeitet wird, weil wir uns auf diese Fachliteratur beziehen. Wir
verkneifen uns "TF" und hoffen darauf, dass der Blick in die
Fachliteratur unsere Meinungsverschiedenheiten schlichtet. Auch wenn
wir am Ende der Kette der Wissensproduktion stehen, kann uns der
Anfang dieser Kette nicht egal sein.
Nicht zuletzt gibt es keine Gespräche mit Lehrern oder Schülern, in
denen nicht wenigstens einmal das Wort "Plagiat" fällt. Natürlich ist
es nicht unsere Schuld, wenn Schüler oder Studenten (oder sonst
jemand) aus der Wikipedia abschreibt, aber es ist immer wichtig, den
Menschen im Bildungswesen zu verdeutlichen, dass wir auf ihrer Seite
stehen, dass wir Plagiate als menschlich unanständiges Verhalten
ansehen.
Ziko
Am 27. Februar 2011 13:58 schrieb Juergen Fenn <juergen.fenn(a)gmx.de>de>:
Am 27.02.11 13:21, schrieb Klaus Bailly:
Am 27.2.2011 um 11:17 schrieb Thomas Koenig:
Die Veraenderung des Urheberrechts ist nicht
seine Abschaffung.
Aber das Urheberrecht in seiner gegenwärtigen Form begünstigt
einseitig die Urheber (bzw. faktisch: die Rechteinhaber) auf Kosten
der Nutzer und der Allgemeinheit. Von daher stimme ich churchofemacs
zu, dass das derzeitige Urheberrecht für uns zwar ein zu beachtender
rechtlicher Rahmen ist, aber nichts, was wir als Förderer freien
Wissens mit Überzeugung verteidigen könnten oder sollten.
Die Abschaffung des Urheberrechts kann kein sinnvolles Ziel sein, weil
das Urheberrecht selbst Freie Inhalte schützt (= sie frei erhält), wenn
die dementsprechenden Lizenzen verwendet werden. Diese Lizenzen nutzen
selbst wiederum das Urheberrecht.
Das Ziel muß deshalb sein, die Verwendung von CC- und vergleichbare
Lizenzen zu fördern, nicht "das Urheberrecht" als solches zu diskreditieren.
Jürgen.
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