Hallo Jutta,
als Geschäftsführer der Hallo Welt! nehme ich gern Stellung zu den Fragen, soweit ich sie beantworten kann.
Vielleicht kannst du beim Thema Transparenz mithelfen und mir sagen, wie dich diese Nachricht denn ereilte - wie du es formulierst, wo du gesucht hast und vielleicht auch ein paar Infos zu dir, so können wir besser sprechen und auch dafür sorgen, dass die Antworten auf deine Fragen künftig schneller gefunden werden.
Übrigens:
· Du hättest mich auch jederzeit anrufen können (Tel. 941 - 660 80 0),
· ebenso gibt es in der Geschäftsstelle zuständige Mitarbeiter und
· die Antworten auf die meisten deiner Fragen erschließen sich aus den Informationen, die im Internet allgemein verfügbar sind.
Also bitte diese Kanäle auch aktiv nutzen! Aber so gibst du mir die willkommenen Gelegenheit, ein paar Punkte klarzustellen, die mich auch beschäftigen, weil ich als Vereinsmitglied für größtmögliche Transparenz gerade in diesen Fragen bin.
Erst mal ein paar Fakten:
· Das Teahouse-Projekt ist über eine normale Ausschreibung vergeben worden. Dazu gibt es klare Richtlinien - marktübliche Preise, Vergleichbarkeit etc. - die der WMDE strikt einhalten muss, weil er ansonsten zurecht Probleme mit dem Finanzamt bekommt. Auch die beteiligten Unternehmen müssen hier sehr genau sein. Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass Steuerprüfer hier ein besonderes Augenmerk drauf legen.
· In dem konkreten Fall sind nicht wir auf die Geschäftsstelle zugekommen, sondern wir wurden von dort darauf hingewiesen, dass es diese Ausschreibung gibt und wir wurden mehr oder weniger gebeten uns zu bewerben.
· Was kaum einer weiß: Die Hallo Welt! drängelt sich nicht um Ausschreibungen im Bereich Non-Profit. Eigentlich gar nicht. Wir nehmen da so gut wie an keinen Ausschreibungen teil. Das hat zwei Gründe:
o NGOs und öffentliche Hand gehören nicht zu unserer Zielgruppe. Wir verdienen unser Geld mit mittelständischen Unternehmen in der Industrie. Geld übrigens, das wieder in Entwicklung für freie Software fließt, die von jedem genutzt werden kann.
o Wir machen dennoch immer mal wieder und sehr gern Projekte für NGOs, Lobbycontrol zum Beispiel und natürlich für WMDE, wenn sie uns inhaltlich interessieren. Und wir geben dann NGOs einen starken Nachlass, der dazu führt, dass wir diese Projekte mehr oder weniger zum Selbstkostenpreis umsetzen. Teahouse fanden wir generell wichtig. Also haben wir dann auf Nachfrage was eingereicht.
· Wir haben unsererseits schon vor Jahren klare Richtlinien für den Umgang mit WMDE getroffen, solange sich Leute von uns dort ehrenamtlich engagieren. Das werde ich gleich noch bei den Fragen ausführen.
Zu deinen Fragen:
Lagen denn auch andere Angebote für das Projekt vor, und was sprach gegen diese? Wie wurde kontrolliert, dass der Auftragnehmer tatsächlich nach objektiven Kriterien ausgewählt wurde und Hallo Welt keine bevorzugte Behandlung genossen hat? Das kann nur die Geschäftsstelle beantworten. Wieviele Angebote vorlagen, entzieht sich meiner Kenntnis. Der Verein ist seinen Dienstleistern gegenüber auch nicht rechenschaftspflichtig.
Weiß das Präsidium eigentlich von dieser geschäftlichen Beziehung? Wenn ja, seit wann? Gab es einen Beschluss dazu? Wenn das Präsidium nichts davon weiß, warum nicht? Wie sieht es mit den Kassenprüfern aus? Wissen die davon? Natürlich weiß das Präsidium davon und auch die Vereinsmitglieder wissen davon. Das wissen alle. Von Beginn an. In jeder Vorstellung sagen wir immer, wer wir sind und was wir machen. Und selbstverständlich wissen die Kassenprüfer davon. Bei den Bewerbungsprofilen für das Präsidium ist das immer wieder Thema und wer unsere Namen einfach mal bei Google eingibt, findet alles gleich. Außerdem sind Leute von Hallo Welt! sind nun seit über acht Jahren in unterschiedlichster Weise in Wikimedia-Projekten ehrenamtlich aktiv, so dass alle Leute bekannt und auf vielen Veranstaltungen direkt ansprechbar sind.
Es gibt übrigens bei Hallo Welt! und auch im Präsidium die klare Regelung, dass bei Themen des Präsidiums, die einen Interessenskonflikt auslösen könnten (also nicht können, sondern könnten!) Anja und Markus nicht mitstimmen und sogar den Raum verlassen. Wir haben das vor Jahren ausführlich diskutiert. Da gibt es klare Absprachen und auch eine klare Haltung aller Beteiligter. Auch das Präsidium kann aus meiner Sicht gar nicht anders verfahren. Das muss absolut sauber sein. Die anderen Fragen sind einfach über das Web zu beantworten. Alle Beschlüsse des Präsidiums sind in der Beschlusssammlung zu sehen.
Wer war bei der Entscheidungsfindung involviert? Nur der zuständige Mitarbeiter oder auch der Vorstand oder gar das Präsidium? Die Geschäftsstelle kann das beantworten. Aber es reicht auch ein Blick in die Beschlusssammlung des Präsidiums. Oder auch mal in die Satzung schauen. Und da wird auf den ersten Blick klar, was das Präsidium entscheidet und was nicht. Das Präsidium ist nicht im operativen Geschäft und entscheidet schon gar nicht über Vergaben. Weder formell noch informell. Das ist Fakt.
Wie wurde sichergestellt, dass Anja und Markus keinen Einfluss auf die Vergabe hatten? Als Verantwortlicher für das Ressort "Softwareentwicklung" ist Markus ja anscheinend sehr direkt in den Bereich eingebunden. Die Aufgaben des Präsidiums sind ganz anders gelagert. Kann man alles nachlesen. Das Ressort "Softwareentwicklung" ist dazu da, dass im Präsidium jemand über die Entwicklungen in dem Bereich berichtet. Da gibt es keine Weisungsbefugnis. Auch sowas kann man übrigens nachfragen. Das Ressort ist überhaupt erst notwendig geworden, weil durch das WikiData-Projekt eine völlig eigenständiger und personell großer Bereich entstanden ist. Wir haben uns an die vorgegebenen Wege gehalten. Wir haben sogar noch einmal ein komplettes Firmenprofil geschickt. Nochmal: Wir machen Projekte für Wikimedia sehr gern, auf Zuruf, drängeln uns aber nicht darum. Da gehst du von völlig falschen Voraussetzungen aus. Der Enterprise-Wiki-Markt, in dem wir uns bewegen, tickt völlig anders und fordert unserer ganze Energie.
Fühlten sich diejenigen, die den Auftrag vergeben haben, in irgendeiner Weise verpflichtet, ihn an Hallo Welt zu vergeben? Hatten sie Vorteile zu erwarten, wenn sie das taten, oder Nachteile, wenn sie den Auftrag an jemand anders vergeben hätten? Diese Fragen arbeitet schon sehr mit Unterstellungen, oder? Welche Vorteile sollten das denn sein? Was wirfst du uns oder den Mitarbeitern von WMDE konkret vor? Bist du dir der Konsequenzen bewusst, wenn du das, was du hier andeutest, nicht belegen kannst?
Wie wird sichergestellt, dass es (auch) zukünftig keine Beeinflussung dieses Auftrags, insbesondere der Qualitätssicherung und des Umfangs damit verbundener weiterer Arbeiten, durch Anja oder Markus geben wird? Das ist sichergestellt, wenn die Vergaberichtlinien weiter so umgesetzt werden wie bisher. Es ist keineswegs so, dass Hallo Welt! automatisch Aufträge bekommt. Eher im Gegenteil. Ich wüsste im IT-Bereich auch sonst niemand. Es gibt ja noch das SMW-Umfeld, Data Farms und andere. Das teilt sich doch auf. Wir waren, soweit ich das von hier aus sagen kann, in acht Jahren in drei Verfahren von WMDE involviert und haben zwei Aufträge bekommen. Kleine Aufträge. Das kann ich ganz locker zeigen, wenn ich wieder im Büro bin und die Unterlagen vor mir habe. Übrigens ist der beste Schutz, wenn es endlich mehr mittelgroße Dienstleister für MediaWiki gibt. Auch dafür treten wir ein, wie nur so MediaWiki als Standard für freie Wikilösungen im Web erhalten bleiben kann. Ich habe dazu auf der WikiCon einen Vortrag gehalten. Und auch das sollte man wissen: WMDE und WMF verfolgen die Strategie, von externen Dienstleistern unabhängig zu sein. Das ist der Grund, warum soviele Entwickler In-house eingestellt werden. Vergaben nach außen sind ausgesprochen selten. Auch im internationalen Kontext.
Gibt es eigentlich noch andere Aufträge, für die sich Hallo Welt! beworben hat bzw. die auch an sie vergeben wurden? Nein. Wir haben vor Jahren mal den TIFF-Handler gemacht. Und wir organisieren zusammen mit der Firma Nichework das Releasemanagement von MediaWiki. Das sind aber befristete Verträge und läuft über WMF. Damit hat WMDE gar nichts zu tun. Es gibt im Moment auch keine Vergabeverfahren, an denen wir uns beteiligen.
Soweit meine Stellungnahme dazu. Nachfragen beantworte ich immer gern.
Richard
Dr. Richard Heigl Strategieberatung
Hallo Welt! - Medienwerkstatt GmbH Residenzstraße 2 93047 Regensburg
Tel. +49 (0) 941 - 66 0 80-193 Fax +49 (0) 941 - 66 0 80-189
www.hallowelt.bizhttp://www.hallowelt.biz/ heigl@hallowelt.bizmailto:heigl@hallowelt.biz
Sitz: Regensburg Amtsgericht: Regensburg Handelsregister: HRB 10467 E.USt.Nr.: DE 253050833 Geschäftsführer: Anja Ebersbach, Markus Glaser, Dr. Richard Heigl, Radovan Kubani
Moin,
da habe ich ja was losgetreten. Erst einmal Danke an Sebastian für das Versprechen, Details kurzfristig zu veröffentlichen. Und Danke an Richard für die vielen Ausführungen und Erläuterungen um Hallo Welt. Ich finde es vorbildhaft, wie innerhalb der Firma mit diesen Fragestellungen umgegangen wird. Dass Anja und Marcus nicht an euren internen Diskussionen teilnehmen, wenn es um Aufträge für Wikimedia geht, ist zwar einerseits eine moralische Selbstverständlichkeit, andererseits aber, wie man aus vielen anderen Unternehmen kennt, oft doch nicht üblich. Auch sonst freut es mich, dass nicht nur ich Interesse an diesem Thema habe.
Um so unerfreulicher ist dennoch, dass meine Fragen weitestgehend unbeantwortet blieben. Richard hat zwar dargelegt, wie bei ihnen, also Hallo Welt, gearbeitet wird, wie das aber innerhalb von Wikimedia Deutschland geschieht, weiß ich weiterhin nicht. Ich will meine Fragen hier nicht wiederholen, hoffe aber, dass da zeitnah seitens des Präsidiums und des Vorstands noch etwas kommt.
Grundsätzlich halte ich bei gemeinnützigen Organisationen personelle Überschneidungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer für unangemessen. Das gilt gerade dann, wenn die Überschneidungen auf höchster Ebene zwischen Aufsichtsgremium auf der einen und Geschäftsführung auf der anderen Seite existieren. Egal wie Strukturen oder Prozesse im Tagesgeschäft ausgebildet werden, führen solche Konstellationen immer zu kritischen Fragen und (im schlimmsten Fall) zu nur mit viel Aufwand abwehrbaren Unterstellungen, die man doch eigentlich gar nicht braucht. Gemeinnützige Organisationen wie Wikimedia leben von ihrer Reputation, von ihrem Vertrauen anderer darin, dass sie nicht korrumpierbar sind. Das Verhältnis zwischen Wikimedia und Hallo Welt mag im Tagesgeschäft harmlos sein, es ist aber mindestens erklärungsbedürftig, was angesichts der knappen Ressource Aufmerksamkeit aus Sicht der konstruktiven Öffentlichkeitsarbeit nur unnötig ablenkt.
Wenn Hallo Welt aber auch noch, wie Richard selbst schreibt, der "einzig größere Anbieter für Wikimedia-Dienstleistungen außerhalb von Wikimedia ist", dann sollte es solche institutionellen Beziehungen zwischen Wikimedia und Hallo Welt einfach nicht geben. Die Abhängigkeitsbeziehung, die dadurch entsteht, ob gewollt oder nicht, kann für Wikimedia nur schlecht ausgehen. Damit will ich weder Anja noch Marcus ihr ehrenamtliches Engagement im Verein abspenstig machen - ganz im Gegenteil. Ich denke aber, dass der Verein es solange vermeiden sollte Aufträge an Hallo Welt zu vergeben, wie es diese personellen Überschneidungen gibt.
Nebenbei spielt auch noch etwas ganz anderes hier rein, was mir in den E-Mails des vergangenen Wochenendes aufgefallen ist (ich bin leider erst heute zum Lesen gekommen, Sorry für die Verspätung). Während Richards erst Mail vom Freitag noch sehr offen und hilfreich war, fand ich seine späteren Nachrichten zum Präsidium, zur Strategie, zu aktuellen Prozessen und zur Rolle des Vorstands bzw. der Geschäftsstelle um so bemerkenswerter. Ich habe es bisher noch in keinem Verein erlebt, in dem ich mich engagiert habe, dass jemand, der in einem Auftragsverhältnis zu ihm steht, sich auf diese Weise aktiv zu internen vereinspolitischen Themen äußert. Ich finde das auch unanständig. Ich möchte nicht, dass in Vereinen, die ich mit Spenden unterstütze, Dienstleister bzw. deren Geschäftsführer Auftrag und Vereinsfragen miteinander vermengen und anscheinend nicht einmal bemerken, welche Konflikte sie damit heraufbeschwören. Dabei zu fordern, dass das Gremium, in dem man selbst mit zwei Vertretern einen enormen (potenziellen) Einfluss hat, mehr Kompetenzen erhält, lässt mich dann auch völlig sprachlos zurück. Mir fehlt da ein bisschen das Fingerspitzengefühl, das angesichts der vorliegenden Situation dringend geboten wäre.
Ich bin der Meinung, dass sich Hallo Welt und deren Geschäftsführer dringend entscheiden müssen, in welchem Verhältnis es zu Wikimedia aktiv wird: entweder als Mitglied oder als Auftragnehmer. Beides gleichzeitig geht nicht, wenn man den tadellosen Ruf des Vereins erhalten und jedwede Vermutungen von Zielkonflikten im Keim ersticken möchte. Daneben muss es, wie Stefanie Schönwälder (glaube ich, das war ihr Vorschlag - korrigiert mich bitte) klare Regeln geben, die verlangen, dass sich das Präsidium mit solchen Überschneidungen jedes Mal im Einzelfall jedes einzelnen Projekts befasst und eine nachvollziehbare, veröffentlichte Entscheidung dazu fasst, bevor es zur Projektvergabe kommt. Das gehört zum Mindestmaß an Transparenz, das ich mir für Wikimedia wünsche.
Liebe Grüße,
Eure Jutta
Liebe Jutta Heidenreich,
du hast dir weitere Informationen zum Vergabeverfahren seitens der Geschäftsstelle gewünscht, ich will der Bitte gerne nachkommen:
*Lagen denn auch andere Angebote für das Projekt vor, und was sprach
gegen diese? Wie wurde kontrolliert, dass der Auftragnehmer tatsächlich nach objektiven Kriterien ausgewählt wurde und Hallo Welt keine bevorzugte Behandlung genossen hat?*
Es lagen uns nach einer einmalig verlängerten Ausschreibungsphase https://wikimedia.de/wiki/Ausschreibungsreferenz:_IT_05_2014_Teahouse/Projekt_:_Teahouse-Teilentwicklung insgesamt vier Vergleichsangebote vor. Die Auswahl hat neben den Hauptkategorien "Technisches Expertise und Know-how" und "kaufmännische Betrachtungsweise" (Höhe und Umfang des Angebots) noch folgende Kriterien beinhaltet:
* Erfolgswahrscheinlichkeit bei einer Beauftragung * Verständnis für das MediaWiki Umfeld (Open Source Software Entwicklung) * Bisherige Referenzen * Risiko eines Projektabbruchs * Passende zeitliche Verfügbarkeit und Projekt-Timeline (Bereits zur WikiCon sollte ein Stand präsentiert werden)
Details sind in einem Vergleichssheet dokumentiert worden, das ich - zusammen mit den vier Angeboten - sogleich an unsere Kassenprüfer weiterleiten werde, damit hier vollständige Transparenz besteht.
Es wurden neben den Angeboten persönliche Follow-Ups via Telefon mit den Dienstleistern wahrgenommen, um sich einen zusätzlichen Eindruck zu verschaffen. Man sollte hier erwähnen, dass die zuständigen Mitarbeiter Freelancer-Angebote mit einem höherem Risiko bewertet haben hinsichtlich termingerechter Fertigstellung und Arbeitsweise (Code Review und Hintergrundwissen zu MediaWiki, stundenbasierte Abrechnung statt Projektfestpreis).
*Wer war bei der Entscheidungsfindung involviert? Nur der zuständige
Mitarbeiter oder auch der Vorstand oder gar das Präsidium?*
* Drei Mitarbeitende im Team Communitys (Anforderung, Ausschreibung) * Zwei Mitarbeitende im Bereich Software-Entwicklung (Sichtung der Angebote, Analyse nach o.g. Kriterien) * Vorstand (Nochmalige Durchsicht, Rückfragen und Abzeichnung)
*Wie wurde sichergestellt, dass Anja und Markus keinen Einfluss auf die
Vergabe hatten?*
* Soweit mir bekannt (ich war damals nicht involviert, habe aber heute einige Beteiligte in der Geschäftsstelle sprechen können) hatten wir zu *keiner* Zeit Kontakt zu Anja oder Markus bzgl. des Projekts, sondern lediglich zur Entwicklungsabteilung und Vertriebsleitung bei hallowelt, um entsprechende Nachfragen zu stellen.
In der Summe komme ich zum Ergebnis, dass wir hier ein recht aufwändiges, mehrstufiges Verfahren angewandt haben, um eine begründete Entscheidung zu treffen und gleichzeitig den Vergaberichtlinien zu genügen. Im übrigen gibt es bei WMDE für alle hauptamtlichen Mitarbeitenden mit Budgetverantwortung eine Erklärung zu Interessenkonflikten https://wikimedia.de/wiki/Gesch%C3%A4ftsordnung#Interessenkonflikte, die bei Jobbeginn unterschrieben werden muss.
Gruß, Jan
Am 17. November 2014 11:18 schrieb Jutta Heidenreich < juttaheidenreich@outlook.com>:
Moin,
da habe ich ja was losgetreten. Erst einmal Danke an Sebastian für das Versprechen, Details kurzfristig zu veröffentlichen. Und Danke an Richard für die vielen Ausführungen und Erläuterungen um Hallo Welt. Ich finde es vorbildhaft, wie innerhalb der Firma mit diesen Fragestellungen umgegangen wird. Dass Anja und Marcus nicht an euren internen Diskussionen teilnehmen, wenn es um Aufträge für Wikimedia geht, ist zwar einerseits eine moralische Selbstverständlichkeit, andererseits aber, wie man aus vielen anderen Unternehmen kennt, oft doch nicht üblich. Auch sonst freut es mich, dass nicht nur ich Interesse an diesem Thema habe.
Um so unerfreulicher ist dennoch, dass meine Fragen weitestgehend unbeantwortet blieben. Richard hat zwar dargelegt, wie bei ihnen, also Hallo Welt, gearbeitet wird, wie das aber innerhalb von Wikimedia Deutschland geschieht, weiß ich weiterhin nicht. Ich will meine Fragen hier nicht wiederholen, hoffe aber, dass da zeitnah seitens des Präsidiums und des Vorstands noch etwas kommt.
Grundsätzlich halte ich bei gemeinnützigen Organisationen personelle Überschneidungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer für unangemessen. Das gilt gerade dann, wenn die Überschneidungen auf höchster Ebene zwischen Aufsichtsgremium auf der einen und Geschäftsführung auf der anderen Seite existieren. Egal wie Strukturen oder Prozesse im Tagesgeschäft ausgebildet werden, führen solche Konstellationen immer zu kritischen Fragen und (im schlimmsten Fall) zu nur mit viel Aufwand abwehrbaren Unterstellungen, die man doch eigentlich gar nicht braucht. Gemeinnützige Organisationen wie Wikimedia leben von ihrer Reputation, von ihrem Vertrauen anderer darin, dass sie nicht korrumpierbar sind. Das Verhältnis zwischen Wikimedia und Hallo Welt mag im Tagesgeschäft harmlos sein, es ist aber mindestens erklärungsbedürftig, was angesichts der knappen Ressource Aufmerksamkeit aus Sicht der konstruktiven Öffentlichkeitsarbeit nur unnötig ablenkt.
Wenn Hallo Welt aber auch noch, wie Richard selbst schreibt, der "einzig größere Anbieter für Wikimedia-Dienstleistungen außerhalb von Wikimedia ist", dann sollte es solche institutionellen Beziehungen zwischen Wikimedia und Hallo Welt einfach nicht geben. Die Abhängigkeitsbeziehung, die dadurch entsteht, ob gewollt oder nicht, kann für Wikimedia nur schlecht ausgehen. Damit will ich weder Anja noch Marcus ihr ehrenamtliches Engagement im Verein abspenstig machen - ganz im Gegenteil. Ich denke aber, dass der Verein es solange vermeiden sollte Aufträge an Hallo Welt zu vergeben, wie es diese personellen Überschneidungen gibt.
Nebenbei spielt auch noch etwas ganz anderes hier rein, was mir in den E-Mails des vergangenen Wochenendes aufgefallen ist (ich bin leider erst heute zum Lesen gekommen, Sorry für die Verspätung). Während Richards erst Mail vom Freitag noch sehr offen und hilfreich war, fand ich seine späteren Nachrichten zum Präsidium, zur Strategie, zu aktuellen Prozessen und zur Rolle des Vorstands bzw. der Geschäftsstelle um so bemerkenswerter. Ich habe es bisher noch in keinem Verein erlebt, in dem ich mich engagiert habe, dass jemand, der in einem Auftragsverhältnis zu ihm steht, sich auf diese Weise aktiv zu internen vereinspolitischen Themen äußert. Ich finde das auch unanständig. Ich möchte nicht, dass in Vereinen, die ich mit Spenden unterstütze, Dienstleister bzw. deren Geschäftsführer Auftrag und Vereinsfragen miteinander vermengen und anscheinend nicht einmal bemerken, welche Konflikte sie damit heraufbeschwören. Dabei zu fordern, dass das Gremium, in dem man selbst mit zwei Vertretern einen enormen (potenziellen) Einfluss hat, mehr Kompetenzen erhält, lässt mich dann auch völlig sprachlos zurück. Mir fehlt da ein bisschen das Fingerspitzengefühl, das angesichts der vorliegenden Situation dringend geboten wäre.
Ich bin der Meinung, dass sich Hallo Welt und deren Geschäftsführer dringend entscheiden müssen, in welchem Verhältnis es zu Wikimedia aktiv wird: entweder als Mitglied oder als Auftragnehmer. Beides gleichzeitig geht nicht, wenn man den tadellosen Ruf des Vereins erhalten und jedwede Vermutungen von Zielkonflikten im Keim ersticken möchte. Daneben muss es, wie Stefanie Schönwälder (glaube ich, das war ihr Vorschlag - korrigiert mich bitte) klare Regeln geben, die verlangen, dass sich das Präsidium mit solchen Überschneidungen jedes Mal im Einzelfall jedes einzelnen Projekts befasst und eine nachvollziehbare, veröffentlichte Entscheidung dazu fasst, bevor es zur Projektvergabe kommt. Das gehört zum Mindestmaß an Transparenz, das ich mir für Wikimedia wünsche.
Liebe Grüße,
Eure Jutta
VereinDE-l mailing list VereinDE-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinde-l
Liebe Jutta, liebe Leserinnen und Leser,
Jan Engelmann hat als Vorstand bereits einige der Fragen aus Perspektive der Geschäftsstelle beantwortet.
Nun noch von meiner Seite aus kurz ein paar Sätze seitens des Präsidiums. Zur Entscheidungsfindung im konkreten Fall: Das Präsidium war, wie Jan schon schrieb, nicht involviert, da es sich um einen rein operativen Vorgang handelte. Als gesamtes Gremium haben wir seit 14.10. Kenntnis von der Beauftragung. Wir haben auf dieser Telefonkonferenz zunächst beschlossen, solche Vorgänge -- insbesondere den hier angesprochenen Fall zwischen Hallo Welt! und WMDE -- transparent auf der Webseite des Vereins darzustellen. Wie auf der Diskussionsseite im Forum dargestellt [1], wurde dies bisher urlaubsbedingt noch nicht umgesetzt, wird aber sicher bald folgen.
Das Präsidium hat sich im Rahmen des Governance Reviews auch mit der Frage nach Interessenskonflikten im Allgemeinen beschäftigt, ich hatte dazu bereits vor einigen Wochen lose Überlegungen angestellt. Wir werden im Zuge dessen wahrscheinlich auch eine Regelung schaffen, die solche Kenntnisnahme institutionalisiert, um möglichen Interessenskonflikten vorzubeugen -- wie von Markus auf der Telefonkonferenz [2] angeregt. Den Ergebnissen unserer umfangreichen Struktur- und Regelüberprüfung soll dabei jedoch nicht vorgegriffen werden.
Mit herzlichen Grüßen Tim Moritz Hector
[1] https://forum.wikimedia.de/wiki/Diskussion:Telefonkonferenz_2014-10-14 [2] https://forum.wikimedia.de/wiki/Telefonkonferenz_2014-10-14#Gesch.C3.A4ftsor...
Am 17.11.14 11:18, schrieb Jutta Heidenreich:
Moin,
da habe ich ja was losgetreten. Erst einmal Danke an Sebastian für das Versprechen, Details kurzfristig zu veröffentlichen. Und Danke an Richard für die vielen Ausführungen und Erläuterungen um Hallo Welt. Ich finde es vorbildhaft, wie innerhalb der Firma mit diesen Fragestellungen umgegangen wird. Dass Anja und Marcus nicht an euren internen Diskussionen teilnehmen, wenn es um Aufträge für Wikimedia geht, ist zwar einerseits eine moralische Selbstverständlichkeit, andererseits aber, wie man aus vielen anderen Unternehmen kennt, oft doch nicht üblich. Auch sonst freut es mich, dass nicht nur ich Interesse an diesem Thema habe.
Um so unerfreulicher ist dennoch, dass meine Fragen weitestgehend unbeantwortet blieben. Richard hat zwar dargelegt, wie bei ihnen, also Hallo Welt, gearbeitet wird, wie das aber innerhalb von Wikimedia Deutschland geschieht, weiß ich weiterhin nicht. Ich will meine Fragen hier nicht wiederholen, hoffe aber, dass da zeitnah seitens des Präsidiums und des Vorstands noch etwas kommt.
Grundsätzlich halte ich bei gemeinnützigen Organisationen personelle Überschneidungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer für unangemessen. Das gilt gerade dann, wenn die Überschneidungen auf höchster Ebene zwischen Aufsichtsgremium auf der einen und Geschäftsführung auf der anderen Seite existieren. Egal wie Strukturen oder Prozesse im Tagesgeschäft ausgebildet werden, führen solche Konstellationen immer zu kritischen Fragen und (im schlimmsten Fall) zu nur mit viel Aufwand abwehrbaren Unterstellungen, die man doch eigentlich gar nicht braucht. Gemeinnützige Organisationen wie Wikimedia leben von ihrer Reputation, von ihrem Vertrauen anderer darin, dass sie nicht korrumpierbar sind. Das Verhältnis zwischen Wikimedia und Hallo Welt mag im Tagesgeschäft harmlos sein, es ist aber mindestens erklärungsbedürftig, was angesichts der knappen Ressource Aufmerksamkeit aus Sicht der konstruktiven Öffentlichkeitsarbeit nur unnötig ablenkt.
Wenn Hallo Welt aber auch noch, wie Richard selbst schreibt, der "einzig größere Anbieter für Wikimedia-Dienstleistungen außerhalb von Wikimedia ist", dann sollte es solche institutionellen Beziehungen zwischen Wikimedia und Hallo Welt einfach nicht geben. Die Abhängigkeitsbeziehung, die dadurch entsteht, ob gewollt oder nicht, kann für Wikimedia nur schlecht ausgehen. Damit will ich weder Anja noch Marcus ihr ehrenamtliches Engagement im Verein abspenstig machen - ganz im Gegenteil. Ich denke aber, dass der Verein es solange vermeiden sollte Aufträge an Hallo Welt zu vergeben, wie es diese personellen Überschneidungen gibt.
Nebenbei spielt auch noch etwas ganz anderes hier rein, was mir in den E-Mails des vergangenen Wochenendes aufgefallen ist (ich bin leider erst heute zum Lesen gekommen, Sorry für die Verspätung). Während Richards erst Mail vom Freitag noch sehr offen und hilfreich war, fand ich seine späteren Nachrichten zum Präsidium, zur Strategie, zu aktuellen Prozessen und zur Rolle des Vorstands bzw. der Geschäftsstelle um so bemerkenswerter. Ich habe es bisher noch in keinem Verein erlebt, in dem ich mich engagiert habe, dass jemand, der in einem Auftragsverhältnis zu ihm steht, sich auf diese Weise aktiv zu internen vereinspolitischen Themen äußert. Ich finde das auch unanständig. Ich möchte nicht, dass in Vereinen, die ich mit Spenden unterstütze, Dienstleister bzw. deren Geschäftsführer Auftrag und Vereinsfragen miteinander vermengen und anscheinend nicht einmal bemerken, welche Konflikte sie damit heraufbeschwören. Dabei zu fordern, dass das Gremium, in dem man selbst mit zwei Vertretern einen enormen (potenziellen) Einfluss hat, mehr Kompetenzen erhält, lässt mich dann auch völlig sprachlos zurück. Mir fehlt da ein bisschen das Fingerspitzengefühl, das angesichts der vorliegenden Situation dringend geboten wäre.
Ich bin der Meinung, dass sich Hallo Welt und deren Geschäftsführer dringend entscheiden müssen, in welchem Verhältnis es zu Wikimedia aktiv wird: entweder als Mitglied oder als Auftragnehmer. Beides gleichzeitig geht nicht, wenn man den tadellosen Ruf des Vereins erhalten und jedwede Vermutungen von Zielkonflikten im Keim ersticken möchte. Daneben muss es, wie Stefanie Schönwälder (glaube ich, das war ihr Vorschlag - korrigiert mich bitte) klare Regeln geben, die verlangen, dass sich das Präsidium mit solchen Überschneidungen jedes Mal im Einzelfall jedes einzelnen Projekts befasst und eine nachvollziehbare, veröffentlichte Entscheidung dazu fasst, bevor es zur Projektvergabe kommt. Das gehört zum Mindestmaß an Transparenz, das ich mir für Wikimedia wünsche.
Liebe Grüße,
Eure Jutta
VereinDE-l mailing list VereinDE-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinde-l
Moin,
wieder einmal Danke zuerst, dieses Mal an Jan und Tim für die ergänzenden Erläuterungen. Insgesamt stimmen sie mich zuversichtlich, auch wenn ich mir die lange Zeit zwischen Projektvergabe spätestens im August und Aufklärung des Präsidiums darüber Mitte Oktober nicht so recht erklären kann. Warum an der Stelle Anja oder Markus das Präsidium nicht einfach offensiv darüber informiert haben, dass der Auftrag an ihre Firma vergeben wurde, weiß ich nicht. Selbst wenn das nicht zwingend rechtlich erforderlich gewesen wären, so wäre es für eine transparente und konstruktive Informationspolitik vernünftig gewesen.
Danke auch an Richard für die weiteren Ausführungen zur eigenen Motivation. Es ist selbstverständlich, dass Menschen in verschiedenen Kontexten verschiedene Rollen spielen. Umso wichtiger finde ich es aber, dass an Stellen, wo es zu inhaltlichen oder institutionellen Überschneidungen zwischen Rollen kommt, klare Trennungen vorgenommen werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sachfremde Zusammenhänge Einfluss auf Entscheidungen nehmen oder der Eindruck entsteht, dass es dazu kommt. Der Beste Weg, so etwas zu verhindern, ist natürlich, auf solche Überschneidungen einfach zu verzichten. Regelungen und Prozesse festzulegen, wie man mit ihnen umgeht, wenn sie dennoch geschehen, sind immer nur zweite Wahl. Ich habe übrigens weder gemutmaßt noch irgendein schädliches Verhalten unterstellt, wie Richard andeutet. Meine Fragen sind völlig ergebnisoffen gemeint und auch bewusst so formuliert worden. Wenn ich, nur mal als Beispiel, frage, wie sichergestellt wird, dass Präsidiumsmitglieder keine Projektvergaben beeinflussen, von denen sie selbst mittelbar als Inhaber des Auftragnehmers profitieren, dann unterstelle ich nicht, dass sie das tun würden oder auch nur vor hätten. Es geht mir nur um die Schaffung maximaler Transparenz. Dass man sich als Funktionsträger in einer so prominenten Organisation wie Wikimedia einem wesentlich tieferen Blick in die eigenen Tätigkeiten aussetzen muss, halte ich für selbstverständlich und finde ich auch gut so. Ich kann also nur bitten, das nicht persönlich zu nehmen. Und weil Richard gefragt hat: gerade weil ich die Satzung gelesen habe, stelle ich meine Fragen. Das Präsidium hat die Aufgabe, die Geschäftsführung des Vorstands zu kontrollieren und zu beaufsichtigen, bestellt und entlässt ihn und schließt auch die Anstellungsverträge mit ihm ab. Es gibt, soweit ich das erkennen kann, ein ziemlich deutliches Abhängigkeitsverhältnis des Vorstands vom Präsidium. Letzteres hat auf jeden Fall die Möglichkeit, sich im Konfliktfall mit dem Vorstand durchzusetzen. Wenn der Vorstand, wie es ja auch Jan bestätigt hat, die Projektvergabe verantwortet, er aber gleichzeitig vom Präsidium abhängig ist, braucht es nicht viel Kreativität, um sich auszumalen, wie tatsächlich gewollte Interessenskonflikte ablaufen würden. Wenn es in solchen Fällen ausreichen würde, einfach von den guten Absichten und der fraglosen Objektivität aller Beteiligten auszugehen, bräuchte es gar keine festen Regelungen und Prozesse für den Umgang mit Interessenskonflikten. Diese Herangehensweise wäre aber völlig naiv: in den Fällen, wo Interessenkonflikte zu schädlichen Entscheidungen geführt haben (gottlob nicht bei Wikimedia), waren eben gerade keine guten Absichten und/oder keine Objektivität gegeben. Vielen Dank noch einmal an alle für die sachlichen Antworten zu diesem Thema. Wenn ich mir andere Diskussionen auf dieser Liste anschaue, scheint das nicht selbstverständlich zu sein. Insofern freue ich mich über den weitgehend unaufgeregten Austausch hier. Liebe Grüße,Eure Jutta P.S. Fragen zu meiner Person kann und werde ich nicht beantworten, weil mir meine Privatsphäre zu wichtig ist und es ja auch nicht wirklich was zur Sache tut, wer ich bin, oder? Was ich aber sagen kann, ist, dass ich in keinem Abhängigkeitsverhältnis zu Wikimedia stehe, keine Aufträge von Wikimedia haben möchte (also auch nicht etwas ein unterlegener Konkurrent wäre oder so) und ich in der Vergangenheit ein paar Mal zur Weihnachtszeit für Wikipedia gespendet habe. Ich bin keine gute Autorin, weswegen ich das lieber anderen überlasse und weswegen ich das Teahouse-Projekt auch so interessant finde.
Moin,
wieder einmal Danke zuerst, dieses Mal an Jan und Tim für die ergänzenden Erläuterungen. Insgesamt stimmen sie mich zuversichtlich, auch wenn ich mir die lange Zeit zwischen Projektvergabe spätestens im August und Aufklärung des Präsidiums darüber Mitte Oktober nicht so recht erklären kann. Warum an der Stelle Anja oder Markus das Präsidium nicht einfach offensiv darüber informiert haben, dass der Auftrag an ihre Firma vergeben wurde, weiß ich nicht. Selbst wenn das nicht zwingend rechtlich erforderlich gewesen wären, so wäre es für eine transparente und konstruktive Informationspolitik vernünftig gewesen.
Danke auch an Richard für die weiteren Ausführungen zur eigenen Motivation. Es ist selbstverständlich, dass Menschen in verschiedenen Kontexten verschiedene Rollen spielen. Umso wichtiger finde ich es aber, dass an Stellen, wo es zu inhaltlichen oder institutionellen Überschneidungen zwischen Rollen kommt, klare Trennungen vorgenommen werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sachfremde Zusammenhänge Einfluss auf Entscheidungen nehmen oder der Eindruck entsteht, dass es dazu kommt. Der Beste Weg, so etwas zu verhindern, ist natürlich, auf solche Überschneidungen einfach zu verzichten. Regelungen und Prozesse festzulegen, wie man mit ihnen umgeht, wenn sie dennoch geschehen, sind immer nur zweite Wahl.
Ich habe übrigens weder gemutmaßt noch irgendein schädliches Verhalten unterstellt, wie Richard andeutet. Meine Fragen sind völlig ergebnisoffen gemeint und auch bewusst so formuliert worden. Wenn ich, nur mal als Beispiel, frage, wie sichergestellt wird, dass Präsidiumsmitglieder keine Projektvergaben beeinflussen, von denen sie selbst mittelbar als Inhaber des Auftragnehmers profitieren, dann unterstelle ich nicht, dass sie das tun würden oder auch nur vor hätten. Es geht mir nur um die Schaffung maximaler Transparenz. Dass man sich als Funktionsträger in einer so prominenten Organisation wie Wikimedia einem wesentlich tieferen Blick in die eigenen Tätigkeiten aussetzen muss, halte ich für selbstverständlich und finde ich auch gut so. Ich kann also nur bitten, das nicht persönlich zu nehmen.
Und weil Richard gefragt hat: gerade weil ich die Satzung gelesen habe, stelle ich meine Fragen. Das Präsidium hat die Aufgabe, die Geschäftsführung des Vorstands zu kontrollieren und zu beaufsichtigen, bestellt und entlässt ihn und schließt auch die Anstellungsverträge mit ihm ab. Es gibt, soweit ich das erkennen kann, ein ziemlich deutliches Abhängigkeitsverhältnis des Vorstands vom Präsidium. Letzteres hat auf jeden Fall die Möglichkeit, sich im Konfliktfall mit dem Vorstand durchzusetzen. Wenn der Vorstand, wie es ja auch Jan bestätigt hat, die Projektvergabe verantwortet, er aber gleichzeitig vom Präsidium abhängig ist, braucht es nicht viel Kreativität, um sich auszumalen, wie tatsächlich gewollte Interessenskonflikte ablaufen würden. Wenn es in solchen Fällen ausreichen würde, einfach von den guten Absichten und der fraglosen Objektivität aller Beteiligten auszugehen, bräuchte es gar keine festen Regelungen und Prozesse für den Umgang mit Interessenskonflikten. Diese Herangehensweise wäre aber völlig naiv: in den Fällen, wo Interessenkonflikte zu schädlichen Entscheidungen geführt haben (gottlob nicht bei Wikimedia), waren eben gerade keine guten Absichten und/oder keine Objektivität gegeben.
Vielen Dank noch einmal an alle für die sachlichen Antworten zu diesem Thema. Wenn ich mir andere Diskussionen auf dieser Liste anschaue, scheint das nicht selbstverständlich zu sein. Insofern freue ich mich über den weitgehend unaufgeregten Austausch hier.
Liebe Grüße,
Eure Jutta
P.S. Fragen zu meiner Person kann und werde ich nicht beantworten, weil mir meine Privatsphäre zu wichtig ist und es ja auch nicht wirklich was zur Sache tut, wer ich bin, oder? Was ich aber sagen kann, ist, dass ich in keinem Abhängigkeitsverhältnis zu Wikimedia stehe, keine Aufträge von Wikimedia haben möchte (also auch nicht etwas ein unterlegener Konkurrent wäre oder so) und ich in der Vergangenheit ein paar Mal zur Weihnachtszeit für Wikipedia gespendet habe. Ich bin keine gute Autorin, weswegen ich das lieber anderen überlasse und weswegen ich das Teahouse-Projekt auch so interessant finde.
Hallo Jutta,
auch wenn ich mir die lange Zeit zwischen Projektvergabe spätestens im August und Aufklärung des Präsidiums darüber Mitte Oktober nicht so recht erklären kann
Wie Tim Moritz Hector schon schrieb erfuhr Mitte Oktober das Präsidium "Als gesamtes Gremium" von der Geschäftsbeziehung. Einzelne Präsidiumsmitglieder waren schon während der Ausschreibung informiert. Alle zusammen erfuhren während einer Telefonkonferenz davon, in der Tim Moritz Hector und ich einen Vorschlag für die Erweiterung der Transparenz-Seiten unterbreiteten.
Es gibt keine Vorgaben zu Informationspflichten in so einem Fall. Tim Moritz Hector wurde als Präsidiumsvorsitzender aktiv von Markus Glaser und Anja Ebersbach informiert. Wer noch alles informiert werden sollte und wie so etwas dokumentiert werden müsste, könnte zum Beispiel in einer Erweiterung der Geschäftsordnung festgelegt werden.
Herzlichen Gruß, Sebastian Wallroth
Am 18. November 2014 13:13 schrieb Jutta Heidenreich < juttaheidenreich@outlook.com>:
Moin,
wieder einmal Danke zuerst, dieses Mal an Jan und Tim für die ergänzenden Erläuterungen. Insgesamt stimmen sie mich zuversichtlich, auch wenn ich mir die lange Zeit zwischen Projektvergabe spätestens im August und Aufklärung des Präsidiums darüber Mitte Oktober nicht so recht erklären kann. Warum an der Stelle Anja oder Markus das Präsidium nicht einfach offensiv darüber informiert haben, dass der Auftrag an ihre Firma vergeben wurde, weiß ich nicht. Selbst wenn das nicht zwingend rechtlich erforderlich gewesen wären, so wäre es für eine transparente und konstruktive Informationspolitik vernünftig gewesen.
Danke auch an Richard für die weiteren Ausführungen zur eigenen Motivation. Es ist selbstverständlich, dass Menschen in verschiedenen Kontexten verschiedene Rollen spielen. Umso wichtiger finde ich es aber, dass an Stellen, wo es zu inhaltlichen oder institutionellen Überschneidungen zwischen Rollen kommt, klare Trennungen vorgenommen werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sachfremde Zusammenhänge Einfluss auf Entscheidungen nehmen oder der Eindruck entsteht, dass es dazu kommt. Der Beste Weg, so etwas zu verhindern, ist natürlich, auf solche Überschneidungen einfach zu verzichten. Regelungen und Prozesse festzulegen, wie man mit ihnen umgeht, wenn sie dennoch geschehen, sind immer nur zweite Wahl.
Ich habe übrigens weder gemutmaßt noch irgendein schädliches Verhalten unterstellt, wie Richard andeutet. Meine Fragen sind völlig ergebnisoffen gemeint und auch bewusst so formuliert worden. Wenn ich, nur mal als Beispiel, frage, wie sichergestellt wird, dass Präsidiumsmitglieder keine Projektvergaben beeinflussen, von denen sie selbst mittelbar als Inhaber des Auftragnehmers profitieren, dann unterstelle ich nicht, dass sie das tun würden oder auch nur vor hätten. Es geht mir nur um die Schaffung maximaler Transparenz. Dass man sich als Funktionsträger in einer so prominenten Organisation wie Wikimedia einem wesentlich tieferen Blick in die eigenen Tätigkeiten aussetzen muss, halte ich für selbstverständlich und finde ich auch gut so. Ich kann also nur bitten, das nicht persönlich zu nehmen.
Und weil Richard gefragt hat: gerade weil ich die Satzung gelesen habe, stelle ich meine Fragen. Das Präsidium hat die Aufgabe, die Geschäftsführung des Vorstands zu kontrollieren und zu beaufsichtigen, bestellt und entlässt ihn und schließt auch die Anstellungsverträge mit ihm ab. Es gibt, soweit ich das erkennen kann, ein ziemlich deutliches Abhängigkeitsverhältnis des Vorstands vom Präsidium. Letzteres hat auf jeden Fall die Möglichkeit, sich im Konfliktfall mit dem Vorstand durchzusetzen. Wenn der Vorstand, wie es ja auch Jan bestätigt hat, die Projektvergabe verantwortet, er aber gleichzeitig vom Präsidium abhängig ist, braucht es nicht viel Kreativität, um sich auszumalen, wie tatsächlich gewollte Interessenskonflikte ablaufen würden. Wenn es in solchen Fällen ausreichen würde, einfach von den guten Absichten und der fraglosen Objektivität aller Beteiligten auszugehen, bräuchte es gar keine festen Regelungen und Prozesse für den Umgang mit Interessenskonflikten. Diese Herangehensweise wäre aber völlig naiv: in den Fällen, wo Interessenkonflikte zu schädlichen Entscheidungen geführt haben (gottlob nicht bei Wikimedia), waren eben gerade keine guten Absichten und/oder keine Objektivität gegeben.
Vielen Dank noch einmal an alle für die sachlichen Antworten zu diesem Thema. Wenn ich mir andere Diskussionen auf dieser Liste anschaue, scheint das nicht selbstverständlich zu sein. Insofern freue ich mich über den weitgehend unaufgeregten Austausch hier.
Liebe Grüße,
Eure Jutta
P.S. Fragen zu meiner Person kann und werde ich nicht beantworten, weil mir meine Privatsphäre zu wichtig ist und es ja auch nicht wirklich was zur Sache tut, wer ich bin, oder? Was ich aber sagen kann, ist, dass ich in keinem Abhängigkeitsverhältnis zu Wikimedia stehe, keine Aufträge von Wikimedia haben möchte (also auch nicht etwas ein unterlegener Konkurrent wäre oder so) und ich in der Vergangenheit ein paar Mal zur Weihnachtszeit für Wikipedia gespendet habe. Ich bin keine gute Autorin, weswegen ich das lieber anderen überlasse und weswegen ich das Teahouse-Projekt auch so interessant finde. _______________________________________________ VereinDE-l mailing list VereinDE-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinde-l
2014-11-18 6:42 GMT-08:00 Sebastian Wallroth < sebastian.wallroth@wikimedia.de>:
Es gibt keine Vorgaben zu Informationspflichten in so einem Fall. Tim Moritz Hector wurde als Präsidiumsvorsitzender aktiv von Markus Glaser und Anja Ebersbach informiert. Wer noch alles informiert werden sollte und wie so etwas dokumentiert werden müsste, könnte zum Beispiel in einer Erweiterung der Geschäftsordnung festgelegt werden.
Nunja, es gibt die Geschäftsordnung zu Interessenkonflikten https://wikimedia.de/wiki/Gesch%C3%A4ftsordnung#Interessenkonflikten mit ganz klar geregelten Obliegenheiten. Unabhängig davon gehört auch einfach ein gewisses Gespür dazu, dass bei Geschäftsbeziehungen mit Präsidiumsmitgliedern bzw. deren Firmen im Zweifel dazu führen sollte, eher etwas mehr als zu wenig Transparenz zu zeigen.
In der Geschäftsordnung sind konkrete Informationspflichten dargelegt. Mich irritiert allerdings etwas, dass der Vorstand unter Ausschluss der betroffenen Personen entscheiden und die Entscheidungsgrundlage im Sitzungsprotokoll darlegen soll. Und in Absatz 2 wird von Beschlüssen gesprochen, die der MV mitgeteilt werden sollen. Das klingt eher, als wäre das eine Präsidiumsangelegenheit. Könnt ihr das vielleicht noch einmal dahingehend prüfen, ob die Anpassung Vorstand/Präsidium sinngemäß vorgenommen wurde?
Ich sehe übrigens keine Not, die bestehenden Regelungen noch weiter zu spezifizieren. Es würde schon reichen, die bestehenden Regeln anzuwenden und dabei ein wenig Fingerspitzengefühl walten zu lassen.
Als die Wikimedia Foundation sich dazu entschlossen hatte, ihren Blog zukünftig über Wordpress hosten zu lassen, wäre das normalerweise auch kein Thema für das Board gewesen. Da aber Stu West, Automattics CFO, Mitglied im Board ist, haben wir darüber einen Beschluss gefasst und die Entscheidung damit öffentlich dokumentiert. Das ist das geringste, was man tun sollte. http://wikimediafoundation.org/wiki/Vote:Approval_of_Automattic_contract
Grüße, Alice.
Gute Vorschläge. Danke.
Sebastian
Am 18.11.2014 um 17:47 schrieb Alice Wiegand:
2014-11-18 6:42 GMT-08:00 Sebastian Wallroth < sebastian.wallroth@wikimedia.de>:
Es gibt keine Vorgaben zu Informationspflichten in so einem Fall. Tim Moritz Hector wurde als Präsidiumsvorsitzender aktiv von Markus Glaser und Anja Ebersbach informiert. Wer noch alles informiert werden sollte und wie so etwas dokumentiert werden müsste, könnte zum Beispiel in einer Erweiterung der Geschäftsordnung festgelegt werden.
Nunja, es gibt die Geschäftsordnung zu Interessenkonflikten https://wikimedia.de/wiki/Gesch%C3%A4ftsordnung#Interessenkonflikten mit ganz klar geregelten Obliegenheiten. Unabhängig davon gehört auch einfach ein gewisses Gespür dazu, dass bei Geschäftsbeziehungen mit Präsidiumsmitgliedern bzw. deren Firmen im Zweifel dazu führen sollte, eher etwas mehr als zu wenig Transparenz zu zeigen.
In der Geschäftsordnung sind konkrete Informationspflichten dargelegt. Mich irritiert allerdings etwas, dass der Vorstand unter Ausschluss der betroffenen Personen entscheiden und die Entscheidungsgrundlage im Sitzungsprotokoll darlegen soll. Und in Absatz 2 wird von Beschlüssen gesprochen, die der MV mitgeteilt werden sollen. Das klingt eher, als wäre das eine Präsidiumsangelegenheit. Könnt ihr das vielleicht noch einmal dahingehend prüfen, ob die Anpassung Vorstand/Präsidium sinngemäß vorgenommen wurde?
Ich sehe übrigens keine Not, die bestehenden Regelungen noch weiter zu spezifizieren. Es würde schon reichen, die bestehenden Regeln anzuwenden und dabei ein wenig Fingerspitzengefühl walten zu lassen.
Als die Wikimedia Foundation sich dazu entschlossen hatte, ihren Blog zukünftig über Wordpress hosten zu lassen, wäre das normalerweise auch kein Thema für das Board gewesen. Da aber Stu West, Automattics CFO, Mitglied im Board ist, haben wir darüber einen Beschluss gefasst und die Entscheidung damit öffentlich dokumentiert. Das ist das geringste, was man tun sollte. http://wikimediafoundation.org/wiki/Vote:Approval_of_Automattic_contract
Grüße, Alice. _______________________________________________ VereinDE-l mailing list VereinDE-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinde-l
Hallo Alice,
mich erinnert dies sehr an die Probleme mit dem CPB. Auch dort gab es nach meinem Verständnis gute und ausreichende Regeln, nur das hat einige nicht daran gehindert, zuzulangen und sich zu bedienen. Es fehlte das Fingerspitzengefühl. Es fehlte die Bereitschaft zur Transparenz.
Haben wir aus den CPB-Problemen nichts gelernt ? Ich habe sehr den Eindruck, dass einige im aktuellen Präsidium bis heute nicht begriffen haben, warum damals im Dezember 2012 zahlreiche Vertreter aus der Community so empört waren.
Bis bald wieder in Berlin Bernd
Am 18. November 2014 17:47 schrieb Alice Wiegand me.lyzzy@gmail.com:
2014-11-18 6:42 GMT-08:00 Sebastian Wallroth < sebastian.wallroth@wikimedia.de>:
Es gibt keine Vorgaben zu Informationspflichten in so einem Fall. Tim Moritz Hector wurde als Präsidiumsvorsitzender aktiv von Markus Glaser
und
Anja Ebersbach informiert. Wer noch alles informiert werden sollte und
wie
so etwas dokumentiert werden müsste, könnte zum Beispiel in einer Erweiterung der Geschäftsordnung festgelegt werden.
Nunja, es gibt die Geschäftsordnung zu Interessenkonflikten https://wikimedia.de/wiki/Gesch%C3%A4ftsordnung#Interessenkonflikten mit ganz klar geregelten Obliegenheiten. Unabhängig davon gehört auch einfach ein gewisses Gespür dazu, dass bei Geschäftsbeziehungen mit Präsidiumsmitgliedern bzw. deren Firmen im Zweifel dazu führen sollte, eher etwas mehr als zu wenig Transparenz zu zeigen.
In der Geschäftsordnung sind konkrete Informationspflichten dargelegt. Mich irritiert allerdings etwas, dass der Vorstand unter Ausschluss der betroffenen Personen entscheiden und die Entscheidungsgrundlage im Sitzungsprotokoll darlegen soll. Und in Absatz 2 wird von Beschlüssen gesprochen, die der MV mitgeteilt werden sollen. Das klingt eher, als wäre das eine Präsidiumsangelegenheit. Könnt ihr das vielleicht noch einmal dahingehend prüfen, ob die Anpassung Vorstand/Präsidium sinngemäß vorgenommen wurde?
Ich sehe übrigens keine Not, die bestehenden Regelungen noch weiter zu spezifizieren. Es würde schon reichen, die bestehenden Regeln anzuwenden und dabei ein wenig Fingerspitzengefühl walten zu lassen.
Als die Wikimedia Foundation sich dazu entschlossen hatte, ihren Blog zukünftig über Wordpress hosten zu lassen, wäre das normalerweise auch kein Thema für das Board gewesen. Da aber Stu West, Automattics CFO, Mitglied im Board ist, haben wir darüber einen Beschluss gefasst und die Entscheidung damit öffentlich dokumentiert. Das ist das geringste, was man tun sollte. http://wikimediafoundation.org/wiki/Vote:Approval_of_Automattic_contract
Grüße, Alice. _______________________________________________ VereinDE-l mailing list VereinDE-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinde-l
Hallo,
die Mails und Diskussionen zeigen mir, dass ich mit meinem Antrag (S3) nicht so ganz falsch liege.
Transparenz im Umgang mit Spenden sind fundamental für die Glaubwürdigkeit des Vereins und die Grundlage für die Wertschätzung und Achtung der Spender.
In der Diskussion wird gerade für ein “frisches” Mitglied deutlich - ich habe auf Grund meiner Wahrnehmung der Entwicklung des letzten Jahres den Wechsel vom “stillen” Spender zum aktiven Mitglied vollzogen - dass da etwas faul ist oder sein könnte im Staate Dänemark!?
Noch vermag ich nicht zu beurteilen, wer da für was im Einzelnen verantwortlich ist oder war. Eines aber scheint mir sicher: es sitzen zu viele in Glashäusern, als dass sie mit Steinen um sich werfen sollten. Damit beziehe ich mich insbesondere auf die Diskussion um frühere - sich unzweifelhaft um den Verein verdient gemachte - Präsidiumsmitglieder. Im Sinne einer sachgerechten und wertschätzenden Diskussion sollten Unterstellungen und Schmutzkampagnen sofort eingestellt werden. Dies betrifft gerade auch die Mitglieder des aktuellen Präsidiums und diesem Personenkreis nahestehende Mitglieder.
Anlass für meinen Wunsch nach einer Regelung für den “Notfall” war die aus meiner Sicht sehr kurzfristig und vor allem noch kurz vor der letzten MV ohne Not getroffene Entscheidung, den Vertrag mit dem früheren Vorstand aufzuheben und ihm dafür eine Abfindung zu zahlen. Man muss wahrlich kein Prophet sein, um die sich daraus ergebenden - vor allem finanziellen - Konsequenzen abschätzen zu können. Hier hat das derzeit amtierende Präsidium mal eben einen sechsstelligen (!) Betrag in den Sand gesetzt, ohne dass bis heute eine Einsicht in die Fehlerhaftigkeit der Entscheidung erkennbar ist.
Ähnlich gelagert scheint mir der vorliegende Fall der Auftragsvergabe an die Firma gleich zweier (!) Präsidiumsmitglieder: Anscheinend gibt es im Präsidium keinerlei Bewusstsein dafür, welchen verheerenden Eindruck die Begleitumstände dieser Auftragsvergabe an Hallo Welt, bei den Mitgliedern und in der Öffentlichkeit hervorrufen können.
In der Mehrzahl von Wirtschaftsunternehmen gibt es mittlerweile einen Code of Governance und vor allem cross compliance Richtlinien. Dem Verein Wikimedia würde es gut zu Gesicht stehen, hier eine entsprechende Regelung aktiv zu forcieren und nicht wie aus der Diskussion leider erkennbar erst nach dem Auftreten von Problemen aktiv zu werden.
Alles in allem kann ich auch nur hoffen, dass das nächste Präsidium sich seiner gesetzlichen Vermögensbetreuungsflicht und damit dem verantwortlichen Umgang mit den Spendengeldern wieder bewusster wird. Das aktuelle Präsidium hat in meiner Wahrnehmung - und damit stehe ich angesichts der vielen noch immer unbeantworteten Fragen anderer Mitglieder offensichtlich nicht alleine - bewiesen, dass es dazu nicht fähig oder nicht bereit ist.
Vor diesem Hintergrund muss die Ankündigung einiger aktueller Präsidiumsmitglieder umso nachdenklicher stimmen, wenn diese in der Diskussion ausführen, die bisherige Arbeit des Präsidiums so wie bisher fortführen zu wollen, noch dazu erstmalig für eine zweijährige Amtsperiode. Dass hier - glücklicherweise - nicht alle aktuellen Präsidiumsmitglieder unkritisch mit ihren Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit umgehen, wird aus der Kandidatenvorstellung von Jürgen Friedrich deutlich.
Unter anderem schreibt er: “Am Ende unserer Amtsperiode müssen wir uns auch fragen, ob der Vorstandswechsel und die Art und Weise, wie er verlaufen ist, ein "Erfolg" war. Meine diesbezügliche Skepsis ist innerhalb des Präsidiums bekannt, aber aus meiner Sicht ist es uns nicht gelungen, außen, d.h. bei den Vereinsmitglieder, soweit sie sich aktiv einbringen, mehrheitlich zu überzeugen. Ich jedenfalls nehme die dem Präsidium auf der letzten Mitgliederversammlung verwehrte Entlastung - egal wie knapp sie auch zustande gekommen sein mag und egal wie unterschiedlich man sie auch interpretieren mag - für mich persönlich als Signal, die Mitglieder in ihrem Informationsbedürfnis zu solch gravierenden Vorgängen in Zukunft ernster zu nehmen, als wir das getan haben.”
Schön wäre es, wenn diese Selbstreflexion vom gesamten neuen Präsidium beherzigt und von jedem einzelnen zum Maßstab des persönlichen Handelns gemacht würde. Allein, es fehlt mir der Glaube, dass die jetzigen Präsidiumsmitglieder (z.T. ja bereits seit einigen Jahren dort Mitglied) diesen notwendigen Erneuerungs- und Selbsterkenntnisprozess durchlaufen werden.
Besorgte Grüße Friis Konermann
Am 18. November 2014 20:12 schrieb Bernd Gross <berndgross.dresden@gmail.com
:
Hallo Alice,
mich erinnert dies sehr an die Probleme mit dem CPB. Auch dort gab es nach meinem Verständnis gute und ausreichende Regeln, nur das hat einige nicht daran gehindert, zuzulangen und sich zu bedienen. Es fehlte das Fingerspitzengefühl. Es fehlte die Bereitschaft zur Transparenz.
Haben wir aus den CPB-Problemen nichts gelernt ? Ich habe sehr den Eindruck, dass einige im aktuellen Präsidium bis heute nicht begriffen haben, warum damals im Dezember 2012 zahlreiche Vertreter aus der Community so empört waren.
Bis bald wieder in Berlin Bernd
Am 18. November 2014 17:47 schrieb Alice Wiegand me.lyzzy@gmail.com:
2014-11-18 6:42 GMT-08:00 Sebastian Wallroth < sebastian.wallroth@wikimedia.de>:
Es gibt keine Vorgaben zu Informationspflichten in so einem Fall. Tim Moritz Hector wurde als Präsidiumsvorsitzender aktiv von Markus Glaser
und
Anja Ebersbach informiert. Wer noch alles informiert werden sollte und
wie
so etwas dokumentiert werden müsste, könnte zum Beispiel in einer Erweiterung der Geschäftsordnung festgelegt werden.
Nunja, es gibt die Geschäftsordnung zu Interessenkonflikten https://wikimedia.de/wiki/Gesch%C3%A4ftsordnung#Interessenkonflikten mit ganz klar geregelten Obliegenheiten. Unabhängig davon gehört auch einfach ein gewisses Gespür dazu, dass bei Geschäftsbeziehungen mit Präsidiumsmitgliedern bzw. deren Firmen im Zweifel dazu führen sollte,
eher
etwas mehr als zu wenig Transparenz zu zeigen.
In der Geschäftsordnung sind konkrete Informationspflichten dargelegt.
Mich
irritiert allerdings etwas, dass der Vorstand unter Ausschluss der betroffenen Personen entscheiden und die Entscheidungsgrundlage im Sitzungsprotokoll darlegen soll. Und in Absatz 2 wird von Beschlüssen gesprochen, die der MV mitgeteilt werden sollen. Das klingt eher, als
wäre
das eine Präsidiumsangelegenheit. Könnt ihr das vielleicht noch einmal dahingehend prüfen, ob die Anpassung Vorstand/Präsidium sinngemäß vorgenommen wurde?
Ich sehe übrigens keine Not, die bestehenden Regelungen noch weiter zu spezifizieren. Es würde schon reichen, die bestehenden Regeln anzuwenden und dabei ein wenig Fingerspitzengefühl walten zu lassen.
Als die Wikimedia Foundation sich dazu entschlossen hatte, ihren Blog zukünftig über Wordpress hosten zu lassen, wäre das normalerweise auch
kein
Thema für das Board gewesen. Da aber Stu West, Automattics CFO, Mitglied
im
Board ist, haben wir darüber einen Beschluss gefasst und die Entscheidung damit öffentlich dokumentiert. Das ist das geringste, was man tun sollte. http://wikimediafoundation.org/wiki/Vote:Approval_of_Automattic_contract
Grüße, Alice. _______________________________________________ VereinDE-l mailing list VereinDE-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinde-l
VereinDE-l mailing list VereinDE-l@lists.wikimedia.org https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinde-l
Jutta Heidenreich juttaheidenreich@outlook.com wrote:
[...]
Und weil Richard gefragt hat: gerade weil ich die Satzung gelesen habe, stelle ich meine Fragen. Das Präsidium hat die Aufgabe, die Geschäftsführung des Vorstands zu kontrollieren und zu beaufsichtigen, bestellt und entlässt ihn und schließt auch die Anstellungsverträge mit ihm ab. Es gibt, soweit ich das erkennen kann, ein ziemlich deutliches Abhängigkeitsverhältnis des Vorstands vom Präsidium. Letzteres hat auf jeden Fall die Möglichkeit, sich im Konfliktfall mit dem Vorstand durchzusetzen. Wenn der Vorstand, wie es ja auch Jan bestätigt hat, die Projektvergabe verantwortet, er aber gleichzeitig vom Präsidium abhängig ist, braucht es nicht viel Kreativität, um sich auszumalen, wie tatsächlich gewollte Interessenskonflikte ablaufen würden. Wenn es in solchen Fällen ausreichen würde, einfach von den guten Absichten und der fraglosen Objektivität aller Beteiligten auszugehen, bräuchte es gar keine festen Regelungen und Prozesse für den Umgang mit Interessenskonflikten. Diese Herangehensweise wäre aber völlig naiv: in den Fällen, wo Interessenkonflikte zu schädlichen Entscheidungen geführt haben (gottlob nicht bei Wikimedia), waren eben gerade keine guten Absichten und/oder keine Objektivität gegeben.
[...]
Wikimedia Deutschland hat seinen Sitz in Berlin. Jemand, der Deinen Fantasien bei einer Vertragsvergabe folgen würde, würde sich bald mit Middelhoff eine Zelle teilen.
Und das Schöne daran: Es spielt dabei keinerlei Rolle, ob Geld fließt, oder irgendein Vertragsverhältnis besteht, oder eine Entscheidung einfach davon getragen wird, Jutta zu ge- fallen. Es reicht bereits, wenn Wikimedia Deutschland ein Schaden entsteht.
Tim
vereinde-l@lists.wikimedia.org