On 22.04.2010 10:54, Kurt Jansson wrote:
Es geht um die Geschichte der Geschäftsführersuche.
Sie enthält mehrere
unschöne Episoden, die das Klima im letzten und offenbar auch im jetzigen
Vorstand belastet haben: Der desaströse Abbruch der Suche Ende 2008, die
zunächst verschleppte Suche im Frühjahr/Sommer 2009, die Vorstandsklausur im
Mai 2009. Die Suche konnte nur mit reichlicher Kraftanstrengung zu einem guten
Ende geführt werden. Philipp spricht sie in seinem Rechenschaftsbericht an
Die Geschäftsführersuche war für den Vorstand in der Tat eine große
Belastung. Der Wunsch des gesamten Vorstands, die Suche innerhalb von
sechs Monaten erfolgreich zu beenden, scheiterte letztendlich Ende 2008
damit, dass sich der Vorstand in mehreren Wahlgängen nicht auf einen
Kandidaten einigen konnte. Der Versuch im Januar, weitere Kandidaten zu
Vorstellungsgesprächen einzuladen, um eine kurzfristige Auswahl
vorzunehmen, scheiterte an Terminschwierigkeiten. Der Vorstand hatte
dann Anfang Februar ohne Gegenstimmen beschlossen, meinen Auftrag um
sechs Monate zu verlängern.
Selbstverständlich ist dieser Verlauf nicht zufriedenstellend,
allerdings sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass die Besetzung
der Geschäftsführerstelle eine der kritischsten Aufgaben ist, die der
Vorstand hat. Deswegen haben wir auch gerade in der Vorbereitung der
Geschäftsführersuche mit einer umfangreichen Untersuchung der
Erwartungen durch Jenny Grabe im Sommer 2008, der Erstellung eines
Stellen- und Anforderungsprofils und der Ausarbeitung einer
Bewertungsmatrix viel Zeit und Mühe investiert.
Die Geschäftsführersuche wurde nach MV (März 2009) und Wikimedia
Conference (April 2009) mit Intensität fortgesetzt. Zu beachten ist,
dass mein Auftrag sich auch auf die laufenden Geschäfte des Vereins
erstreckten, weil klar war: der Verein macht jetzt nicht sechs Monate
Pause, bis ein permanenter Geschäftsführer gefunden wurde.
Bezüglich Philipps Vorwurf ist klarzustellen, dass ich mich zu keiner
Zeit für die Stelle des Geschäftsführers beworben habe, noch ich dem
Vorstand einen Antrag oder ähnliches vorgelegt habe. Es gab
zwischenzeitlich informelle Gespräche unter Vorstandsmitgliedern zu
dieser Frage, als im Frühjahr 2009 die grundlegende Frage geklärt werden
sollte, ob der Verein auf eine professionelle Personalberatung (mit
allen damit verbundenen Kosten) zurückgreifen oder die bisherige
Vorgehensweise fortgesetzt werden sollte. Tatsächlich gab es auf einer
Telefonkonferenz des Vorstands, an der ich nicht teilgenommen habe, eine
offene Diskussion darüber, die zu dem Schluss kam, dass mir diese
Anstellung nicht angeboten werden soll.
Die Personalfindungskommission hat im Sommer 2009 mehrere Kandidaten
aufgrund ihrer schriftlichen Bewerbung aber auch persönlicher Gespräche
geprüft. Die einhellige Empfehlung war Pavel Richter, der Ende Juni auch
einstimmig vom Vorstand gefolgt wurde. Innerhalb weniger Wochen fanden
danach Vertragsverhandlungen, Einstellung und Einarbeitung statt, sodass
pünktlich zum Ende meines Auftrags die Übergabe erfolgen konnte. An der
raschen Abwicklung hatte ich auch deswegen ein zusätzliches persönliches
Interesse, weil mir schon seit Mitte Juni zwei Job-Angebote vorlagen.
Ist alles so gelaufen, wie wir uns das 2008 gewünscht haben? Nein,
sicher nicht. Es hat viel zu lange gedauert, es gab viel zu wenige
qualifizierte Kandidaten und die Aufgabe, die Geschäfte des Vereins
parallel zur Suche eines Geschäftsfühers durchzuführen, hat sich im
Nachinein als nicht wirklich praxistauglich herausgestellt.
Für die Zukunft können wir aus diesem Projekt viele Lehren ziehen. Dazu
gehört für mich insbesondere:
1. Die Suche muss extern unter Einbeziehung einer Personalberatung
vergeben werden. Die damit verbundenen Kosten sind sehr hoch. Wenn man
aber davon ausgeht, dass die Einnahmen des Vereins weiter steigen,
werden sie im Verhältnis zunehmend weniger beachtlich. Den Kosten steht
aber auch eine erhebliche Entlastung des Vorstands gegenüber, der ja
weiterhin seine anderen Aufgaben erfüllen soll. Die Welt wird für uns
nicht stillstehen, bis wir die Stelle neu besetzt haben.
2. Wir müssen für den Fall der Fälle sicherstellen, dass der Verein über
Mitarbeiter verfügt, die die Rolle des Geschäftsführers temporär
übernehmen können (und ggf. auch als Nachfolger in Betracht kommen). Das
war 2008 nicht gegeben, mit unserem ausgebauten professionellen
Personalstamm stehen wir heute aber auch bedeutend besser da.
Mittelfristig sollte man sich überlegen, ob man einen Titel wie
"stellvertretenden Geschäftsführer" nicht tatsächlich vergeben und mit
der dafür notwendigen fachlichen Qualifizierung unterlegen sollte, um
die Kontinuität der Vereinsarbeit sicherzustellen.
3. Die Zerrkräfte durch vermutete Interessenkonflikte und Misstrauen bei
Vorständen, die zeitgleich eine vergütete Tätigkeit für den Verein
erfüllen, sind enorm. Hierbei spielen viel öfter prinzipielle Erwägungen
als strikte Kosten-Nutzen-Abwägungen und die Anerkennung von Sachzwängen
eine Rolle. Diese Tatsache wurde von Vielen, auch von mir selbst,
unterschätzt. Angesichts dieser Erfahrungen kann ich heute keinem
Vorstand mehr empfehlen, sich auf solch ein Konstrukt einzulassen.
Gerade deswegen ist das unter Punkt 2 Gesagte von erheblicher Wichtigkeit.
Zum Schluss eine persönliche Anmerkung: ich bin mit dem Ausgang meines
Auftrags sehr zufrieden, hat doch der Verein einen kompetenten
Geschäftsführer gefunden, der vollständigen Rückhalt im Vorstand hat.
Nicht vollständig zufrieden bin ich mit dem Verlauf dorthin, die
ursprünglich gesetzten Erwartungen eines Abschlusses in sechs Monaten
nicht erfüllt werden konnten. Mir hat meine Tätigkeit, abseits von den
teilweise sehr schweren Bedingungen, große Freude gemacht und viele neue
Erkenntnisse gebracht. Auch wenn nicht alle für 2009 geplanten Projekte
umgesetzt werden konnten, so ist der Verein alles andere als
stehengeblieben, wie etwa Spendenzulauf, öffentliche Aufmerksamkeit und
Mitgliederzahlen auch bereits vor der Spendenkampagne zeigen. Der
Geschäftsbericht, den Pavel auf der MV präsentieren wird, spiegelt diese
positive Entwicklung des Vereins ebenfalls wieder.
Beste Grüße
Sebastian Moleski
Erster Vorsitzender
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