Daniel Arnold schrieb:
Am Montag, 21. Januar 2008 00:06:21 schrieb Marcus Buck:
Wenn du keine Ahnung von Friesisch hast, warum lässt du dich dann zu Rants herab? Linguistisch gesehen könntest du genauso gut vorschlagen die niederländische mit der deutschen Wikipedia zusammenzulegen.
Das ist ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen und du weißt das auch:
- (Hoch-) Deutsch und Niederländisch sind Schriftsprachen
- Deutsch und Niederländisch haben ein erhebliches Sprecher- und somit auch
Wikipedianerpotential.
Die drei friesischen Sprachen sind auch Schriftsprachen mit etablierten Schreibregeln. Sie sind lediglich in ihrem Einsatzbereich beschränkt. Die Schreibregeln lassen sicher mehr Spielraum als das Standarddeutsche, aber es ist nicht so, dass du schreiben kannst, wie du willst. Zweiteres stimmt gewiss, ich ziehe daraus aber nicht die Konsequenz, dass man nach einem größeren Geltungsbereich streben müsste.
Logische Konsequenz:
- Eine Wikipedia in einer Mundart/Sprache ohne Rechtschreibung muss weitaus
mehr Varianten zulassen, damit man keine eigene Sprache erfindet. 2. Bei Sprachen mit geringer Sprecherzahl müssen stärkere Sprachabweichungen in einer Wikipedia integriert werden, als es bei Sprachen mit größerer Sprecherzahl nötig wäre, weil man andernfalls die Wikipedia in dieser Sprache gleich komplett vergessen kann.
Punkt 1 verstehe ich nicht. Warum erfindet man eine Sprache, wenn man sich auf die eine Varietät des Saterfriesischen beschränkt? Bei Punkt 2 bin ich ebenfalls abweichender Meinung. Klar, Saterfriesisch wird nicht innerhalb von sieben Jahren bei 700.000 Artikeln stehen, aber bei kontinuierlicher Arbeit einer Handvoll Wikipedianer kann durchaus eine nützliche Wikipedia entstehen. Man darf das entstehende Produkt halt nicht gleich mit Brockhaus und Britannica vergleichen, sondern näherstehende Vergleichsobjekte finden. Viele günstige Universallexika in ein, zwei, drei Bänden haben auch bloß einige 10.000 Artikel, meist ziemlich kurz. Fünf engagierte Autoren kommen bei täglich einem Artikel in sieben Jahren auf 12.777 Artikel. Das ist kein schlechter Anfang. Man muss diesen Gemeinschaften halt ihre Zeit geben. Elkeen na sien Möeg, Jeder nach seinen Möglichkeiten. Fünf Autoren bei einer Sprecherzahl von 2000 scheint viel, ist aber nicht völlig unrealistisch. Die Saterfriesen leben alle in einer einzigen Gemeinde. Wenn man also zum Beispiel einen saterfriesischen Wikipedia-Stammtisch aufmacht, kann daraus sicher eine sehr vitale Gemeinschaft entstehen.
Wie man all dies richtig macht lernt man in der Alemanischen Wikipedia. Wie du hoffentlich weißt sind Höchstalemanisch und Elsässerisch nicht gerade identisch und trotzdem macht es Sinn all dies in eine gemeinsamen variantenreichen, lebendigen und somit starken Wikipedia zusammen zu halten.
Wo ein Wille ist ist auch ein Weg. Auch beim Friesischen. Ihr habt die Wahl: Balkanisierung oder kulturelle Vielfalt.
Du schreibst "ihr". Dazu muss ich sagen, dass ich kein Saterfriese bin. Ich habe nur die Rolle übernommen, den Verein aufmerksam machen zu wollen.
Die drei friesischen Sprachen haben sich über Jahrhunderte ohne gegenseitigen Kontakt weiterentwickelt und bilden heute halt schlicht drei separate Sprachen
Ach und du meinst in abgelegenen Alpentälern und Hochalmen war das anders? Die haben dasselbe Phänomen und können trotzdem gemeinsam.
Nun, ich weiß nicht genau, was in den Alpentälern ablief, aber die Friesen sind durch je etwa hundert Kilometer plattdeutschen Sprachraum getrennt. Seit Jahrhunderten. Vielen Jahrhunderten. Mag sein, dass die Alemannen miteinander klarkommen, aber Friesisch ist drei Sprachen. Das ist 'ne Tatsache...
Klar, schlagkräftiger wäre eine friesische Nation gemeinsam, aber was nützt das, wenn dann kein Friesischsprecher die Artikel ohne Studium der Frisistik lesen kann?
Das wage ich zu bezweifeln. Schau dir die Alemanische Wikipedia an, wie man es dort mit den Varianten gelöst hat, ohne babylonische Verwirrung.
Wie auch immer, das ist hier alles eh Off-Topic und leider treiben sich im Wikimedia Language Subcommittee ein Haufen politisch korrekter Leute rum für die Pragmatismus und Realität hinderliche und lästige Konstrukte von Kleingeistern sind und solange die dort sind wird es weiterhin so einen Schwachsinn geben.
Arnomane
Dass das Language Subcommittee durchaus suboptimal arbeitet, da stimme ich mit dir in jedem Fall überein. Auch in bezug auf Pragmatismus. Im Fall des Friesischen aber war es nicht der mangelnde Pragmatismus des Komitees. Es existiert ein starkes interfriesisches Bewusstsein zwischen den friesischen Teilgruppen (die linguistisch nichtfriesischen plattdeutschen Friesen eingeschlossen). Wenn es eine linguistische Basis für einen panfriesischen Ausgleich gäbe, dann würden sie es wagen. Aber das Aufteilen in drei Sprachen, das ist grade die pragmatische Sicht. Weils eben nicht zusammenpasst. Eine panfriesische Sprache wäre halt bloß durch Ideologie, nämlich durch das Panfriesentum zusammengehalten. Daher wählte man den pragmatischen Ansatz und akzeptierte die friesische Vielsprachigkeit.
Marcus Buck Bruker:Slomox