Hallo Pavel,
Gute Frage. Die momentane Konstellation des Vorstands halte ich für eine problematische Interessenvermischung. Unter den 10 Personen sind letztlich drei die Entscheidungsträger, die übrigen vertreten die Interesen, die sie in eigenen Projekten und Aufgabenstellungen haben. Der Vortand sichert die Arbeit dieser Gruppe und gewinnt damit deren Unterstützung. Das ist passabel in einem kleinen Verein, in dem alle Projekte im Vorstand dieser Größe fair repräsentiert werden. Ein Problem entsteht in einem großen Verein, dessen Projekte nicht unbedingt vom Vorstand ausgehen. Ein Problem entsteht zudem, wenn Leute aus dem Vorstand ausscheiden und andere eintreten, die die alten Projekte erben sollen - wir versuchen derzeit mit schlechtem Erfolg Ressorts in den Vorstand hineinzuprojezieren und es klappt auch dies nicht richtig, da die Leute nicht mit Projektqualifikationen in den Vorstand gewählt werden. Ich spreche da nicht zuletzt im Rückblick auf die letzte Wahl, da man sich fragte, ob ich nicht Philipp Birken ersetzen könnte.
Mir liegt an dieser Stelle viel an einer Klärung der Aufgaben: Der zukünftige Aufsichtsrat sollte den Vorstand beaufsichtigen und die richtungsweisenden Entscheidungen verantworten, er sollte sich jedoch *nicht* gleichzeitig als das Organ begreifen, das im wesentlichen auch die Vereinsarbeit macht.
Also gliedere ich die Vereinsarbeit in den Projektbereich aus und beauftrage den Vorstand damit, diese zu fördern. Damit er dabei nicht ohne vereinsinterne Rechtfertigung tut, ist das Gutachtergremium installiert. Um sich in Wikimedia zu profilieren wird man in Zukunft ein Projekt oder Ressort führen, um dessen Kontinuität man sich in der Vereinsarbeit sorgen muss, nicht über Vorstandswahlen. Der in seiner Aufgabenstellung von der Vereins-Projektarbeit befreite Aufsichtsrat und Vorstand werden sich anders gegenüber der Palette der laufenden Projekte begreifen - offener neuen Projekten gegenüberstehen, die in ihm nicht von eigenen Mehrheiten vertreten werden müsen.
Das sehe ich als das Problem des aktuellen Vorstands: dass er nur ein unklares Konzept für die Mitgliedschaft und Vereinsarbeit hat. Er wuchs aus dem kleinen Verein, in dem Vorstand und Vereinsarbeit weitgehend eins waren. Wir werden hier über den aktuellen weit größeren Verein nachdenken müssen.
o.s.
p.s. Ich schreibe von einem miserablen Spielcenter in Kassel/Niedervellmar aus, lese den Rest der Liste und dabei auch die Frage, ob der Vorstand einen Kommentar geben darf. Ich finde das gut. Eine Frage ist für mich, ob ich einige Fragen an den Vorstand zu seinem Entwurf stellen könnte. Ich gehöre nicht zu den Briefwählern, weiß also nicht, welche Fasung des Satzungsentwurfs nun vom Vorstand ausgeht. Kann ich ein Paket, wie es die Briefwähler bekommen im Duplikat oder als pfd erhalten?
Nichts hätte ich zudem dagegen, mich persönlich und coram publico Fragen zu stellen. Wo es Listenmitgliedern gelingt, 20 Leute zu sammeln, will ich mir überlegen, hinzureisen und zu diskutieren - und auch da diskutiere ich lieber gegenüber Vertretern des vom Vorstand unterstützten Entwurfes als ohne die direkte vergleichende Auseinandersetzung.
Vielleicht könnten wir da ein zwei meinungsbildende Veranstaltungen gemeinsam organisieren - der Vorstand sicherlich besser als ich auf Reisen. Ich befürworte jede Meinungsbildung. Auge in Auge kann man vieles rascher klären und durchspielen als hier auf der Liste,
bester Gruß Olaf
Pavel Richter pavel.richter@wikimedia.de hat am 28. Dezember 2010 um 13:48 geschrieben:
Hallo Olaf,
warum soll in Deinem Entwurf eigentlich der "Aufsichtsrat" von derzeit maximal 10 Personen auf 3 Leute verkleinert werden? Dies hat m.E. zwei Nachteile:
Der derzeitige Vorstand ist eine Gruppe von maximal 10 Leuten, die von den Mitgliedern gewählt werden. Sie kommen alle mit unterschiedlichen Zielsetzungen, Interessen, Schwerpunkten etc. in den Vorstand, so daß sichergestellt ist, das viele unterschiedliche Sichtweisen vertreten sind. Dies drückt sich auch in den Diskussionen im Vorstand aus - die Notwendigkeit, sich in einer größeren Gruppe auf eine Lösung zu einigen, ist ja grundsätzlich etwas Gutes. In diesem Modell gibt es eine breite Vertretung von Vereinsinteressen im Präsidium / Vorstand. Welche Vorteile siehst Du darin, dieses Gremium nun auf drei Leute zu verkleinern? De facto bedeutet das ja, das zwei Personen (also 2/3 des Aufsichtsrats) ziemlich viel Entscheidungsbefugnis haben. Wie lässt sich dies mit Deinem Anspruch, mehr und bessere Kontrolle zu ermöglichen, vereinbaren? Und welches Problem löst dies, also warum funktioniert Dein kleiner Aufsichtsrat besser als der derzeitige Vorstand bzw. das geplante Präsidium? In welcher konkreten Situation hätte ein Vorstand mir nur drei Mitgliedern in der Vergangenheit besser agieren können als der Vorstand mit 9 / 10 Mitgliedern?
Das zweite Problem neben der deutlich verringerten Repräsentation von unterschiedlichen Meinungen und Interessen ist das Problem des Ausscheidens von Mitgliedern. In Deinem Modell muss jedes Mal, wenn ein Mitglied des Aufsichtsrats ausscheidet, eine ausserordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden. Da Du die Mitglieder des Aufsichtsrats auf drei Jahre wählen lassen möchtest, ist dieser Fall bei einem ehrenamtlichen Engagement fast sicher mehrmals in drei Jahren gegeben. Dies ist Dir sicher bewusst - welche Vorteile siehst Du darin?
Grüße,
Pavel Richter Geschäftsführer Wikimedia Deutschland e.V.
P.S.: Ich habe Deine Posts auf dieser Liste in den letzten Tagen gelesen. Du gibst dort eine Reihe von Gesprächen wider, die wir geführt haben. Ich habe gerade wenig Lust, mich weiter damit zu befassen. Nur soviel: Du solltest dringend bessere Gedächnisprotokolle anfertigen, da Du viele Inhalte schlicht falsch wiedergegeben hast. Wenn Du schon solche Gespräche unter vier Augen ohne jede Rücksprache öffentlich machen willst, dann sollten diese wenigstens inhaltlich korrekt sein. Besser allerdings wäre es, Du würdest vorher mit Deinem Gesprächspartner reden, dann würden Dir weniger Fehler unterlaufen. Aber gut, das ist eine Frage des persönlichen Stils und des Zwecks, den man mit so einem Vorgehen verfolgt.
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