...nach kuzem Dank für der Einladung außerhalb der Liste nun wieder in ihr
Lieber Philipp,
nun dachte ich mir nichts anderes - im Blick auf Deine, mich erfreuende
Sicht.
Was die Redaktionen anbetrifft: ernstlich bin ich dankbar für die
Erfahrungen, die ich mit dem damals scheiternden Projekt machte.
Ich sehe heute klarer, dass sich produktive Prozesse durchsetzen - keine
Umleitungen von Energien und keine Umstrukturierungen von Abteilungen.
Man muss Dinge schaffen, die gut laufen, ohne andere Ebenen etwas zu
kosten, interessante Zusatzangebote, und man kann nur von ihnen aus
erwarten, dass sie freiwillige Strukturänderungen nach sich ziehen. Die
Leute schließen sich interessanten Projekten an. Wir sollten da nichts
umstrukturieren, eher Neues im spannenden Zusatz schaffen, Wachstumsmärkte.
Der Aufbau eines Journals - ich sprach das in Siggen als Projekt Frank
gegenüber detaillierter durch - hat Vorteile und Nachteile (letztere in
der Kontinuität der Organisation). Der Aufbau der Wissenschaftlichen
Reihe wird für uns leichter zu stemmen sein, da wir hier Verantwortung
themengebunden an Fachleute abgeben, die Koordination und Verlegerschaft
übernehmen, daher das Plädoyer. Indes muss man wohl 12 Ausgaben
anschieben, in verschiedenen Themenfeldern mit Binnenkommunikation in
die Community hinein, um so ein Projekt zum Laufen zu kriegen, und damit
wird man massiver beschäftigt sein. Du als jemand aus den Wissenschaften
weisst so gut wie ich, wie Forschungsbände zustandeommen...
Dass ich die Zedlermedaille für ein problematisches Konstrukt halte,
will ich nebenbei gestehen: Sie setzt voraus, dass sich kompetente
Autoren einen Artikel kapern und ihn neuschreiben - was von außen
kommend niemand so einfach tun wird - es käme einem Affront gleich: "den
Artikl sah ich bei Wikipedia, ich fand ihn mies, machte ihn neu" - das
wird sich allenfalls einer von uns erlauben, jemand, der Wikipedia als
mit sein eigenes Ding begreift. Wir ködern mit dieser Medaille vor allem
Leute aus unseren Reihen und wir können kaum erwarten, dass eine Jury
von außen diese unsere Autoren in unserem Auftrag lobt.
Man sollte Wikipedia als bestehendes Konstrukt anerkennen und mit diesem
Konstrukt umgehen - nicht vermuten, dass wir die Aufbauphase beliebig
fortsetzen. Es wird darum gehen, Phase Zwei zu erkennen. Hier habe ich
den Eindruck, wir arbeiten fort, als wenn's noch Phase Eins wäre und
erwarten, dass neue Autoren das Ding noch immer so wahrnehmen wie wir
dies taten, als es noch kaum bestand. Die Realität ist, dass Wikipedia
existiert, dass die Community existiert, die sie baute - und man sollte
beides als Kapital erfassen. Ich sehe da Tendenzen, an die
Professionalisierung zu denken und das Kapital der Community zu
verkennen. Wenn wir schlau sind, stärken wir die Community und
entwickeln sie zu einer Gruppe, die nebenbei mit den Wissenschaftlern
umgeht. Ich mache mir überdies eben keine Hoffnungen, dass
Wissenschaftler eine bessere Wikipedia bauen würden. Wenn wir dumm sind,
geben wir das Signal in die Community: "ist ja ganz hübsch, was ihr da
aufbautet, nun lasst aber mal die Wissenschaftler ran, die es dann
besser machen". Die Wissenschaftler werden es nicht besser machen. Die,
die es aufbauten, werden es mit einer vollkommen unersetzlichen
Verantwortung verbessern.
Zudem ist nicht mal klar, wie wir die 20% Wissenschafter messen wollen -
sollen unsere Leute einen Sticker kriegen "Wissenschaftler" - sollen sie
eine Elite werden, eine Avantgarde der Wikipedianer mit Deckung von
Wikimedia? Wohl kaum.
Ich sehe da den besseren Weg im Projekt, das die Community als Gruppe
intakt lässt und ihr eine neue Plattform im Umgang mit den
Wissenschaften gibt - ich ich plädiere dabei dafür, die Wissenschaften
auf einer eigenen Plattform anzusiedeln; sie haben ganz eigene Fragen
des Renommees zu bedenken, ganz eigene Probleme ihre Autorschaft zu
wahren, eine ganz beigene Aufgabe "original research" zu leisten. Ich
denke der befruchtende Austausch zwischen Wissenschaften und Wikipedia
muss das Ziel sein, und ich denke, dass wir der Community ein spannendes
Feld anbieten, wenn wir ihr statt Büchern die direkte Kommunikation mit
Wissenschaftlern erlauben, die dabei erst einmal in deren eigenen
wissenschaftlichen Projekten bleiben.
Das Wikipedia-Projekt, das einen von Wissenschaftlern organisierten Band
zum Thema seines Interesses betreut und original research anregt, ist da
das interessanteste Ziel; und wir können vermuten, dass dieses Portal
Wissen, für WP Artikel nutzen wird. Wir können auch vermuten, dass
Wissenschaftler eben mal Dinge in WP richtigstellen werden, wenn sie da
auf einer von uns betreuten Plattform mit uns zusammenarbeiten,
Gruß,
Olaf