Hallo Bernd, du schreibst:
" Aber du unterbreitest den "Vorschlag, dass das Präsidium sich künftig festgeschrieben mit solchen Geschäften befassen und seine Zustimmung geben muss, bevor sie abgeschlossen werden. " und lobst die Erklärungen von Richard zur Sache. Er hat uns ja auch versichert, dass die "Hallo Welt"-Medienwerkstatt nur wenig Interesse an Aufträgen von WMDE hat.
Toll. Aber da würde ich dich konkret nach folgendem fragen:
Das Projekt "Open Catalog" (siehe ffw.wikimedia.de) wünscht (auf Anregung von Jan Engelmann) eine Förderung vom FFW, die dann dem Entwickler "Hallo Welt" weitergereicht wird.
Das Projekt wird also möglicherweise vom Präsidiumsmitglied Jürgen Friedrich - der ja noch von Pavel zum CPB-Berater bestellt wurde, befürwortet (Stand der Entscheidung ist mir unbekannt), und er wird ja nicht unbedingt seinen beiden Präsidiumskollegen Anja und Markus in die "Suppe spuken".
Was soll dann dein Vorschlag bewirken ????
Aber wahrscheinlich habe ich dies alles falsch gelesen und falsch verstanden.
Ehrlich, ich wünsche mir kein Präsidium, wo gleich 3 Vertreter von "Hallo Welt" drin sind, zumal wir ja so viele Kandidaten nun haben und "aus dem Vollen schöpfen" können. Ich möchte mir auch kein Präsidium vorstellen, wo möglicherweise - wenn ich mir alle Bewerber ansehe - plötzlich gleich 2 Paare vertreten sind."
Das lässt sich schnell erläutern. Da Hallo Welt! der einzige größere Anbieter für MediaWiki-Dienstleistungen außerhalb von Wikimedia ist, sind wir auch immer wieder in entsprechende Projekte eingebunden.
"Open Catalog" ist ein Projekt von Markus Neuschäfer, ein Enthusiast für freies Wissen, der heute bei epubli arbeitet - und nebenbei ist Markus ein Mensch mit viel Energie und vielen Ideen für das Thema freies Wissen. Ich kenne Markus über unser Projekt Wiki of Music. Im Sommer hat er die Idee für Open Catalog. Er organisiert das Projekt komplett von sich aus. Und er hat uns gefragt, ob wir bei einer Umsetzung helfen würden und ob er uns als möglichen (!) Projektpartner dazuschreiben darf. Darf er. Wir haben geschätzt, was in etwa an Zeit anfällt und wir könnten schon ziemlich viel von dem liefern, was das Projekt braucht. So bleibt es überhaupt finanzierbar. Wäre Open Catalog allein auf das angewiesen, was man bei Mediawiki.org findet und müsste man das Fehlende dazu programmieren, wäre das Projekt heute schon tot. Da kommt man nicht mal in die Betaphase. Auch bei diesem Projekt gilt, was ich schon über unsere Unterstützung von Non-Profit-Projekten geschrieben habe, was die Kosten angeht.
Für Open Catalog sucht Markus Neuschäfer derzeit Förderungen. Dass er sich auch bei Wikimedia um eine Förderung bemüht, ist angesichts des Themas naheliegend. Ob er sich noch anderswo umsieht, weiß ich nicht. Das kann man ihn direkt fragen. Wer die Bewilligung bei WMDE intern entscheidet, weiß ich auch nicht. Es kann über den Tisch von Jürgen gehen. Ich habe nicht nachgefragt. Ich bin auch nicht Antragsteller. Auch hier gilt, was ich schon ausgeführt habe: Sollte sich ein Interessenskonflikt auch nur andeuten, stimmen Anja und Markus nicht mit und sind auch nicht bei den Diskussionen dazu involviert. Aber die sind gar nicht in der Uhr. Es gibt noch ganz viele andere Sachen zu tun.
Als Vereinsmitglied finde ich deine Fragestellung trotzdem nachvollziehbar und korrekt. Ich kann aber auch nicht mehr tun, als unseren Firmennamen deutlich in den Antrag schreiben. Ich möchte nur anmerken, dass Jürgen ein absolut unbestechlicher, eigenständiger und betont unabhängiger Mensch ist, was ihn mir sehr sympathisch macht. Kennst du ihn? Das ist dezidiert kein Mensch für Gefälligkeiten. Und die Entscheidungen, welche Projekte gefördert werden trifft er - wenn er damit zu tun hat - ganz sicher nicht danach, ob er jemanden in die Suppe spucken will oder nicht. Ja, es gibt innerhalb von WMDE durchaus Abhängigkeitsverhältnisse und es gibt eher unschöne Kooperationen. Aber genau dieses Präsidium hat sich doch endlich aufgemacht, das zu beenden. Dass das eben nicht eine Sache von Persönlichkeiten ist. Der ganze Spuk im Sommer wäre doch überflüssig gewesen. Also bei aller Nachvollziehbarkeit der Frage, erscheint mir das Präsidium nach wie vor als der falsche Adressat für den Verdacht der Freunderlwirtschaft. Es wurde sogar gegen den Widerstand des ehemaligen Vorstands ein Governance Review-Prozess angestoßen, der mir viel zu langsam geht, und wo sowas auch Thema ist. Bei dieser Wahl geht es darum, ob dieser Wandel in Richtung Demokratie und Transparenz wirklich passieren wird. Das ist das einzige, was für mich wichtig ist.
Aber du gibst mir die Gelegenheit, noch kurz ein anderes Thema anzusprechen. Wenn wir ein freies Web mit freiem Wissen und gemeinnützigen Trägern wollen, wenn Wikis darin eine zentrale Rolle spielen sollen, wird das ohne ein großes Netz technischer Dienstleister und ohne Projekte jenseits von Wikimedia nicht gehen. Projekte wie Open Catalog können dazu beitragen, dass mehr Entwicklung außerhalb von Wikimedia stattfindet, dass Erweiterungen aktualisiert und neue geschrieben werden. Dass diese Entwicklungen wieder in die MediaWiki Entwicklung zurückfließen. Es gibt darüber hinaus hunderterte MediaWiki-Erweiterungen und Sonderlösungen in Unternehmen und wir kriegen diese Entwicklung nicht in die Wikimediawelt zurück, weil es dafür immer noch keine geeigneten Schnittstellen gibt. Das ist verrückt. Das Softwareprojekt MediaWiki liegt organisatorisch weit hinter anderen Open-Source-Projekten zurück. Das ist alles noch Stand 2001. Dabei könnten so viel mehr erreichen.
Du merkst vielleicht: Ich werde mich auch nicht dafür verstecken, dass ich für Hallo Welt! arbeite. Ganz im Gegenteil. Wir haben uns hier was aufgebaut, worauf wir durchaus stolz sind. Wir haben technologisch einiges erreicht. Kollaboration und freies Wissen mit Wikis ist unser Thema; Wikimedia unsere Community. Und wir haben Hallo Welt aufgebaut, obwohl uns die Wikimedia-Welt in ihrer Gesamtheit diesen Weg alles andere als leicht macht. Frag mal unser Marketing. Das muss ich auch einfach mal sagen. Man muss nur mal sehen, wie komfortabel es Entwickler für Drupal oder Wordpress haben. Wie schnell dort Entwicklungen laufen, wieviele Projekte sie pushen und wie hervorragend das Ecosystem organisiert ist. Das ist kollaborativ! Und das zieht Investitionen, sorgt für Rückfluss in freie Software und macht es möglich, für einen kleinen Euro eine Website zu starten. WMF schmeißt dagegen alle Vierteljahre mal ein Stück Software über den Zaun und was damit passiert, und was auf der anderen Seite des Zauns ist, interessiert irgendwie niemanden. So wird man aber langfristig den Kampf ums Web verlieren. Aber ohne zu jammern: Wir müssen schauen, wie wir das alles finanzieren, wie wir Gewinne machen und wachsen können. Ginge es aber nur ums Geld, hätten wir echt auf Confluence umsatteln müssen. Oder wir würden eine Shopsoftware programmieren. Wir als Hallo Welt sind nur zu gern dabei, wenn es darum geht, uns ins Handgemenge um den Kampf um die künftigen Wissensknoten im Web zu stürzen. Wie und wie weit wir das gemeinsam machen? It's up to you.
Viele Grüße, Richard
Dr. Richard Heigl Strategieberatung
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