Hallo zusammen,
ein paar Worte zur aktuellen Situation, an niemanden persönlich gerichtet - es muss sich also niemand angegriffen fühlen. Vielleicht kommen meine Gedanken dennoch an.
Ich erlebe in dieser Diskussion ein kleines Deja-Vu auf mehreren Ebenen. Vor einigen Wochen kam es in einem anderen Verein, in dem ich aktiv bin, zu einer vergleichbaren Situation:
Kurz nach der MV trennte man sich von dem Geschäftsführer. Natürlich hatte das eine Vorgeschichte, die ich in diesem Fall relativ hautnah mitbekommen habe. Es war ein langer Prozess über Unzufriedenheiten, Diskussionen, Gesprächen mit dem Geschäftsführer, erneuten Versuchen, Mitgliederversammlung, Mitarbeitergesprächen, internen Vorstandsabsprachen etc.pp. bis es zur in der Tat einvernehmlichen Trennung kam. Zwischen dem Gespräch über die Trennung und der Unterzeichnung des dazugehörigen Vertrages vergingen ca. zwei Wochen. Das ist halt so, wenn man verhandelt etc.! In der Zwischenzeit brodelte schon die Gerüchteküche. Als der Vorstand die Trennung auf seiner Vereinsmailingliste verkündete kamen sehr ähnliche Reaktionen. Dort wurde allerdings bemängelt, dass die Trennung so überraschen kurz NACH der MV stattfand... Interessant auch: Wie hier waren es gerade die Leute, die kaum im Verein aktiv sind, welche sich am lautesten und brachialsten gegen den Vorstand (Präsidium) ausgesprochen haben.
Erkenntnisse:
* Nur weil es für Aussenstehende "überraschend" kommt, muss das nicht heissen, dass es keine Vorgeschichte gab. Hätte diese öffentlich sein sollen? Sicher nicht. Die Beteiligten bemühen schliesslich lange Zeit andere Lösungen, bis die Trennung unausweichlich wird. Das ist ein Prozess. Eine vorzeitige negative Äusserung würde diesen Prozess korrumpieren. Man geht schliesslich davon aus, dass alles wieder gut wird.
* Personalentscheidungen werden in Vereinen liebend von Unbeteiligten (dh. nicht Weisungsbefugten bzw. Fürsorgepflichtigen gegenüber der betreffenden Person) in Frage gestellt. Wird ernsthaft erwartet, dass Personalangelegenheiten öffentlich diskutiert werden? Das würde ich mir verbitten, egal auf welcher Seite des Verhandlungstisches ich sitzen würde. Die Verantwortung trägt das demokratisch gewählte und von uns mit der Aufgabe betraute Gremium, daher muss diesem die entsprechende Kompetenz eingeräumt werden.
* Seht genau hin, wer so laut schreit. Jemandem, der häufig aktiv ist und im Verein mitarbeitet räume ich mehr Relevanz ein als jemandem, von dem ich schon lange nichts mehr gehört habe.
* Der Zeitpunkt - kurz VOR oder NACH der MV tut nichts zur Sache. Es findet sich immer einen Grund dafür, dass der Zeitpunkt der falsche war. Einige Personen meinten sogar festgestellt zu haben, dass an der MV "noch alles in Ordnung war". Dieser Eindruck mag entstehen, wenn man keine Zwischentöne lesen kann - sie waren lange vorhanden, hier, wie dort.
Zu Wikimedia Deutschland:
* Die laufenden Schmutzkampagnen schaden allen. Auch wenn ich die veröffentlichten Briefe an das Präsidium teilweise inhaltlich unterstütze, finde ich deren Veröffentlichung ein Armutszeugnis für die Veröffentlicher.
* Dass Veränderungen gefordert wurden, sollte allen aktiven Mitlesern und Community-Mitgliedern klar sein. Für eine qualitative Aussage kann man mal schauen, wieviele aktive Wikipedianer / Mitglieder bereits ausgetreten sind. Veränderungen wurden auf dieser Mailingliste, in Wikipedia, in anderen offenen Briefen etc. immer wieder angemahnt und auch aus eigener Erfahrung wünsche ich mir dringend Veränderungen in bestimmten Bereichen - die betreffenden Mitarbeiter von Wikimedia Deutschland wissen das auch, weil ich mit ihnen darüber gesprochen habe.
Wenn das Präsidium den Wunsch nach Veränderung aufgreift, sollte dies Unterstützung finden. Wenn dies die Trennung von Pavel bedeutet, dann müssen wir das erst einmal so hinnehmen - klagen können wir in einem halben Jahr, wenn sich trotz der Personalie sich nichts geändert hat!
Hier erwarte auch ich vom Präsidium, dass nun geliefert wird.
* Wir haben alle genügend frustrierte Freiwillige gesehen, die ihr Engagement im Präsidium nicht weiter verfolgen wollten, da sie Veränderungen aus dieser Position heraus für nicht möglichgehalten haben. Da wir diese Personen als engagierte und durchaus erfolgreiche Freiwillige in anderen Gebieten kennenlernen durften bin ich skeptisch, ob die Unfähigkeit sich gestaltend einzubringen tatsächlich an persönlicher Unfähigkeit liegt. Jedenfalls ist dies im Lichte des genannten Abstimmungsergebnisses 9:1 zu betrachten und da drängt sich mir der Schluss auf, dass das Präsidium vermutlich gute Gründe hatten.
Zuletzt: Solche Entscheidungen sind immer schwierig. In meinem og. Beispiel mussten nur drei Vorstandsmitglieder entscheiden, und auch dies zog den Prozess mehrere Monate in die Länge. Bei zehn Personen wird das nicht einfacher. Aber vermutlich klüger, frei nach dem Vielaugenprinzip, dem wir in Wikipedia soviel zutrauen.
Auf eine entspanntere Diskussion.
Grüsse,
Manuel