Hallo Sebastian,
da ich mich im "Diderot-Club" aus vermutlich bekannten Gründen nicht beteiligen möchte, sich dort aber eine im Prinzip interessante Diskussion um deinen abgelehnten und zurückgezogenen Antrag und deine Rolle als Vorstandsvorsitzender entwickelt, möchte ich auf diesem - m.E. für Vereinsthemen angemesseneren - Weg einige Fragen stellen zu der im Antrag enthaltenen Planung: ''Inhaber dieses Unternehmens werden zu 50 % der Verein sowie zu 50 % ein externer Investor sein, idealerweise der Geschäftsführer des Cafés''. Eins vorweg geschickt: Mir geht es hierbei nicht um die konkrete Ausgestaltung eines Wikimedia-Cafés, sondern um deine Auffassung als derzeitiger WMDE-Vorsitzender zum wirtschaftlichen Handeln des Vereins.
* Du hattest also vorgeschlagen, dass sich Geschäftsführer Pavel Richter, ab November hauptamtlicher Vorstand und sowieso gleichzeitig (alleiniger) Geschäftsführer der WMDE-Fördergesellschaft, nun in dieser Funktion auch noch als Teil-Gesellschafter eines Cafés mit externer Geschäftsführung betätigt? Wie fand denn Pavel und wie findet der übrige Vorstand diese Idee? * Gab es eine steuerrechtliche Beratung zu der Frage, wie sich der neue, gewinnorientierte Geschäftsbereich (GmbH ohne kleines g) auf die Gemeinnützigkeit des Vereins ausgewirkt hätte? * Gab es konkrete Entwürfe für einen Gesellschaftervertrag und darin Regelungen zur Verteilung der finanziellen Haftung für den Fall, dass das geplante Unternehmen scheitern und Minus machen würde? Oder wäre der Verein als hälftiger Inhaber ausschließlich an Gewinnen, nicht aber an neuen Kosten beteiligt worden? Falls ja: Wo war dies - _vor_ Vergabe der CPB-Mittel - festgelegt und für den Ausschuss prüfbar? * Wie verträgt sich die dauerhafte 50%ige Vereinsbeteiligung an der geplanten neuen GmbH mit der Behauptung im Antrag, abgesehen von Fragen der Markennutzung sei eine weitere Unterstützung des Vereins nicht notwendig? Tatsächlich wäre mit der GmbH-Beteiligung ja sogar eine jahrelange Bindung des Vereins an das beantragte Projekt entstanden. * Für Erstattungen aus dem Communitybudget müssen Antragsteller bislang immer die Originalbelege ihrer Ausgaben einreichen, um die Kosten - nachträglich - erstattet zu bekommen. Für den Fall, dass dein Antrag bewilligt worden wäre: Wie hätte denn der Buchungsbeleg für die 60.000,- Euro ausgesehen? Ein - spitz formuliert - handschriftlicher Zettel "Anschubfinanzierung Wikipedia-Café" wäre ja wohl nicht ausreichend gewesen; eine konkrete Kostenzuordnung etwa für Möbel oder Mietkaution oder Gehälter oder als GmbH-Stammkapital, die man buchhalterisch hätte erfassen können, war aber weder im Antrag (1) noch in der Kalkulation [2] enhalten.
Anträge wie diesen halte ich für einen alarmierenden Anlass, schnellstmöglich konkrete Vergabekriterien für das CPB festzulegen. Zum Beispiel sollten m.E. nur konkret beantragte, bewilligte und belegte Ausgaben finanziert werden. Es sollte festgelegt werden, dass einkalkulierte Honorare, Gehälter und Auftragsvergaben an Dritte usw. nur analog zu unserer Geschäftsordnung zu Interessenkonflikten [3] bewilligt und ausgegeben werden.
Dies böte denn auch gleich eine Gelegenheit, überhaupt den Auszahlungsmodus festzulegen. Ich erinnere mich, dass ich vor Anschaffung der Blitzanlage als Antragstellerin gebeten worden war, die Bestellung selbst vorzunehmen, was für mich als Ehrenamtliche eine unzumutbare (immerhin vierstellige) Vorauszahlung und Verantwortung gewesen wäre und auch spätere Garantiefragen kompliziert gemacht hätte. Nach Möglichkeit sollte der Verein solche Verträge (seien es Kauf- oder Mietverträge oder etwa Druckaufträge für Flyer) immer möglichst selbst abwickeln und kontrollieren und nicht in die Verantwortung von Ehrenamtlichen bzw. externen Antragstellern geben.
Viele Grüße Martina
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Community-Projektbudget/Antragswerkst... [2] http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/8/89/Wikipedia_Cafe_Kalkulation_mit... [3] http://wikimedia.de/wiki/Gesch%C3%A4ftsordnung#Interessenkonflikte